Ein Roßtaler Handballer überzeugt in Coburg

11.4.2018, 12:04 Uhr
Ein Roßtaler Handballer überzeugt in Coburg

© Foto: Erich Bilek

Es war fraglos ein gewisses Wagnis, das Dominik Bühler mit seinem Wechsel im Sommer einging. Aus dem beschaulichen Roßtal kommend, traute er sich den direkten Sprung von der Landesliga in die 3. Liga nach Coburg zu. Schon der teils vielversprechende Saisonstart zeigte aber, dass sich der 20-Jährige nicht verzockt hatte (FN berichtete).

Im Endspurt geht der Zweitliga-Reserve aus Oberfranken allerdings ein wenig die Luft aus. Wegen einer längeren Negativserie findet sich der HSC aktuell nur auf Rang 14 und damit auf dem ersten Abstiegsplatz wieder. Das 31:28 gegen Baunatal am vergangenen Wochenende war da überlebenswichtig. "Auch für die Stimmung in der Mannschaft", wie Bühler gesteht.

Für den bulligen Kreisläufer, der in Coburg speziell im körperlichen und athletischen Bereich ordentlich zugelegt hat, verlief die Spielzeit ebenfalls nicht reibungslos. Zwischenzeitlich machte ihm der Schleimbeutel im linken Knie immer wieder zu schaffen, weswegen er auch kurz pausieren musste.

Die jüngste sportliche Talfahrt mit nur drei Siegen aus den vergangenen acht Spielen erklärt Bühler mit "generellen Problemen. Wir hatten keine schlechte Stimmung, aber das Zusammenspiel war nicht gut. Wir hatten zu viele Einzelaktionen im Angriff und auch die Abwehr stand zu selten im Verbund". Das Ziel des ambitionierten Vereins sei dennoch "auf jeden Fall der Klassenerhalt".

Vier Spiele stehen noch aus, um die Coburger Mission zu erfüllen. "Der Abstieg ist in der Mannschaft natürlich ein Thema. Es wäre auch vermessen zu denken, dass wir eh nicht absteigen", sagt Bühler. Den mentalen Druck, der im Profisport in letzter Zeit deutlich größere Aufmerksamkeit erfährt, verschweigt er nicht: "Der ist natürlich da. Am Wochenende hat man das auch beim Trainer und allen Beteiligten nach dem Abpfiff gespürt."

Ohne Navi

An das Leben in Coburg hat sich der Mittelfranke schon gewöhnt. "Ich habe mich ganz gut eingelebt. Ich kenne mich auch relativ gut aus, muss nicht mehr wie am Anfang mit dem Navi herumfahren", erklärt er mit einem Lachen. Und die Chancen stehen gut, dass Bühler das Städtchen zukünftig noch mehr in sein Herz schließen kann. Der ursprünglich vereinbarte Einjahresvertrag soll verlängert werden.

Bereits nach seinem womöglich besten Saisonspiel Ende Januar bei der Bundesliga-Reserve des SC Magdeburg (23:31), in dem der HSC-Kreisläufer fünf Tore beisteuerte, kam ein erstes Signal aus dem Trainerstab. Wenig später saß Bühler dann mit Michael Häfner, dem neuen Coburger Geschäftsführer, an einem Tisch.

Dass der neue Vertrag erneut nur über ein Jahr laufen könnte, liegt an den privaten Plänen des Roßtalers. Im Oktober beginnt sein Lehramtsstudium in Erlangen. "Das könnte stressig werden", gesteht Bühler, der Mathematik und Sport unterrichten möchte.

Mit seiner eigenen sportlichen Entwicklung sei Bühler "schon recht zufrieden", auch weil ihm das schon einige interne wie externe Beobachter bescheinigt hätten: "Ich will jetzt aber nicht stehenbleiben, sondern weitermachen." Besonders an seinen Leistungen im Angriff "kann man sicher noch arbeiten".

Das zeigten auch die beiden verlorenen Derbys gegen den HC Erlangen II (20:29, 22:28), in denen Bühler jeweils leer ausging. "Das Hinspiel in Erlangen vor so einer großen Kulisse war schon sehr cool", erinnert er sich gerne zurück. Die Rivalität zwischen beiden Vereinen, die sonst gerne gelebt wird, spüre man in der Mannschaft kaum. "Vor den Derbys schon mehr, aber ansonsten nicht wirklich", beschreibt Bühler.

Auch dass mit Junioren-Nationalspieler Benedikt Kellner einer der Leistungsträger im Sommer ausgerechnet nach Erlangen geht, habe nicht für Ärger gesorgt: "Wie es halt so ist, dann kriegt er mal einen blöden Spruch mit, aber das ist ja nie böse gemeint." Bevor das Rückraum-Talent zum HCE wechselt, auch um ein Medizin-Stipendium wahrzunehmen, gilt es noch, ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Gerade für die Gesamtentwicklung des Vereins ist den Coburgern die Drittliga-Zugehörigkeit wichtig.

Auch Bühler bevorzugt dieses Szenario: "Ich hoffe, dass ich mich jetzt nächste Saison in der 3. Liga richtig etablieren kann." Ein Einsatz bei den Profis in der 2. Bundesliga bleibt weiter ein kleiner Wunschtraum. "Das wäre natürlich schon mal schön, aber da bin ich mir unsicher", ist Bühler Realist: "Ich müsste mich da schon nochmal weiterentwickeln." Betrachtet man den gewaltigen Sprung, den er im Vergleich zu seiner Roßtaler Zeit schon gemacht hat, ist aber auch das nicht undenkbar.

Ergebnisse vom Wochenende

Bayernliga, Frauen: HG Ingolstadt - HG Zirndorf 25:28, Tabellenplatz 5.

Landesliga, Männer: HSG Fichtelgebirge - MTV Stadeln 38:22, Tabellenplatz 12.

Landesliga, Frauen: MHV Schweinfurt - MTV Stadeln 25:23, Tabellenplatz 2.

Bezirksoberliga, Männer: SG Schwabach/Roth - MTV Stadeln II 29:21, Tabellenplatz 11; TV Bad Windsheim - HG Zirndorf 23:44, Tabellenplatz 5; TV Roßtal - HSG Lauf/Heroldsberg II 33:21, Tabellenerster.

Bezirksoberliga, Frauen: TSV Altenberg - HG Zirndorf II 23:28, TSV Tabellenplatz 10, HG Tabellenplatz 5; HG/HSC Fürth - ESV Flügelrad 25:35, Tabellenletzter; TV Roßtal - TSV Schnelldorf 35:30, Tabellenplatz 7.

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