«Eine von uns muss oben stehen»

13.9.2007, 00:00 Uhr
«Eine von uns muss oben stehen»

© NZ-Archiv

«Das ist schon ein ganz besonderes Rennen», macht Equipe-Starterin Claudia Häusler aus ihrer persönlichen Anspannung vor dem Heimauftritt keinen Hehl, «natürlich ist der Druck da, gar keine Frage.» Verstecken müsse sich die Nürnberger Mannschaft aber beileibe auch nicht, meint der mit 50 kg bei immerhin 1,69 m Größe leichtgewichtige «Renn-Floh».

Ein Schwergewicht ist sie aber trotz ihrer erst 21 Jahre bereits im weiblichen Rennzirkus. Als sie im vergangenen Jahr zur Equipe wechselte, sorgte sie mit dem Gewinn der deutschen Straßenmeisterschaft in Klingenthal gleich für einen Paukenschlag. In diesem Jahr wurde sie Zweite auf der Straße, revanchierte sich aber mit dem Gewinn der deutschen Bergmeisterschaft. Häusler ist eine Allrounderin, weshalb ihr das leicht wellige Profil des Nürnberger Altstadtrennens mit einigen Anstiegen durchaus entgegenkommen könnte.

Doch typisch Häusler, dass sie sich selbst zurücknimmt. «Das Augenmerk der Mannschaft liegt nicht auf einer speziellen Fahrerin», erklärt sie im Hinblick auf die Favoritenrolle beim Heimspiel. Viele Fahrerinnen könnten als Erste den Zielstrich am Opernhaus passieren. «Die Spitze im Frauenradsport ist wesentlich breiter geworden, das ist für jede Fahrerin eine große Herausforderung», erklärt Häusler, ringt sich dann aber doch zu der Ansage durch: «Eine von uns muss am Ende ganz oben stehen.»

So birgt das Rennen am Sonntag, das um 11.45 Uhr vor dem Opernhaus gestartet wird und über 116 Kilometer führt, Spannung bis zum letzten Zentimeter, wird doch für einen Sieg die doppelte Punktzahl (150) wie bei den acht vorhergehenden Weltcuprennen vergeben. In der Gesamtwertung führt vor dem Finale Titelverteidigerin Nicole Cooke. Die Britin konnte sich bereits 2003 und 2006 in Nürnberg die begehrte Weltcup-Krone aufsetzen und liegt mit einer Punktzahl von 337 vor der amtierenden Weltmeisterin Marianne Vos (257) aus den Niederlanden. Gesamtdritte mit 139 Zählern ist die ehemalige Nürnberger-Fahrerin Oenone Wood (T-Mobile) aus Australien, die vor zwei Jahren erstmalig den Weltcup noch im Nürnberger Dress gewinnen konnte. Als beste Equipe-Starterin liegt Trixi Worrack mit 80 Punkten auf dem sechsten Platz.

Mit dem Gesamtsieg haben die Nürnbergerinnen nichts mehr zu tun, trotzdem liebäugelt die Equipe mit einer Wiederholung des Vorjahressieges, als Sprintspezialistin Regina Schleicher ganz oben auf dem Treppchen stand. «Vor der Haustür unseres Hauptsponsors möchten wir uns von unserer besten Seite zeigen und etwas für die großartige Unterstützung zurückgeben», nimmt Alexander Oppelt seine Mädels in die Pflicht.

Dem Equipe-Manager, der zugleich als Rennleiter des Weltcup-Finales fungiert, ist der Stolz über die Starterliste schon im Vorfeld anzumerken. «In Nürnberg sind die weltbesten Rennställe am Start. Es ist ein Feuerwerk der Spitzenklasse», sagt Oppelt über das Feld der Teilnehmerinnen, bei dem die Zahl acht eine nicht ganz unbedeutende Rolle spielt. Die acht besten der Weltrangliste und des Weltcups sind am Start, dazu die derzeit acht besten Teams der Welt und alle acht Fahrerinnen, die in dieser Saison schon ein Weltcuprennen gewinnen konnten. «Das unterstreicht den Stellenwert unserer Veranstaltung.»

Dass die Ambitionen der Equipe vor heimischer Kulisse durchaus berechtigt sind, haben die Lokalmatadorinnen bewiesen. Mit Petra Roßner (2004) und Regina Schleicher (2006) stellten die Fahrerinnen in den blauen Trikots schon die Siegerin vor dem Opernhaus. Prominente Vorgängerinnen hätte Claudia Häusler also.

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