Eishockey-Deutschland feiert famosen WM-Auftakt

5.5.2017, 22:40 Uhr
NHL-Crack Tobias Rieder brachte das DEB-Team gegen die US-Boys in Front. Die Vorarbeit leistete (natürlich) ein Nürnberger.

© Reuters/Wolfgang Rattay NHL-Crack Tobias Rieder brachte das DEB-Team gegen die US-Boys in Front. Die Vorarbeit leistete (natürlich) ein Nürnberger.

Kurz nachdem der Spaß vorbei war. Oder, besser: Kurz bevor es ernst wurde. Kurz bevor die Kommerztechno-Kapelle Cascada ihre Liebe zum Eishockey über die Lautsprecher kundtat, Asterix und Obelix ihre Plüschzöpfe schwingen ließen und René Fasel die 81. Eishockey-Weltmeisterschaft für eröffnet erklärt hat, da stand Victor Hedman, ein auf Schlittschuhen etwa 2,50 Meter großer, sehr bärtiger Schwede im Bauch der Lanxess-Arena und sagte, was man als höflicher Gast eben so sagt: "Wir haben großen Respekt vor Deutschland, so als Team."

Anspruch, Auftakt, alles gut

Wäre der schwedische Nationalverteidiger nach dem nur in der Verlängerung wirklich aufregenden 1:2 gegen Russland nach Penaltyschießen noch ein wenig länger in der Arena geblieben, hätte er gesehen, wie dieses Deutschland nur 20 Sekunden nach dem Beginn Johnny Gaudreau alleine auf Torhüter Thomas Greiss zulaufen ließ. Wäre Hedman sehr viel länger geblieben, hätte er feststellen dürfen, dass seine freundliche Einschätzung überraschend zutreffend war. "So als Team" erfüllte Deutschland im eigentlichen Eröffnungsspiel dieser WM den eigenen hohen Anspruch.

41 Minuten lag Deutschland nach dem Führungstreffer von Tobias Rieder vorne, dann traf Connor Murphy, Rieders Kollege von den Arizona Coyotes. Patrick Hager aber hatte sich seinen Auftritt noch länger aufgespart. Bei den Kölner Haien war der Mittelstürmer während der Playoffs suspendiert worden, am Freitagabend fälschte er im Power-Play einen Schuss von Dennis Seidenberg ab (54.) - und ließ die Arena in Köln dadurch feiern.

Hedman war zuvor auch auf den Ausfall des deutschen Kapitäns angesprochen worden und antwortete, angenehm ehrlich: "Ähm, wer?" Natürlich kannte er Christian Ehrhoff, nach dessen Rückkehr nach Deutschland aber ist der einstige NHL-Stammspieler aus dem Fokus der Besten der Welt geraten. Für Bundestrainer Marco Sturm war es natürlich eine denkbar schlechte Nachricht. Weil er zudem noch darauf verzichtete, Sinan Akdag (ebenso wie Torhüter Felix Brückmann und Stürmer David Wolf) endgültig zu nominieren, schickte der Bundestrainer zunächst nur sechs Verteidiger aufs Eis. Sturm spekuliert noch immer auf Torhüter Grubauer, Abwehrspieler Holzer und Angreifer Draisaitl, die noch in den NHL-Playoffs aktiv sind.

Reimer, Rieder, drin!

In diesem ersten Spiel reichte das Aufgebot, um nach vier Wochen Vorbereitung ein US-Team, das erst seit vergangenem Montag zusammen übt, zu kontrollieren. Nach dem Gaudreau-Alleingang fing sich Deutschland erst langsam, von Beginn an aber war zu sehen, dass Sturm mutig spielen lassen wollte. Immer wieder tauchten deutsche Stürmer an der blauen Linie auf, zunächst fehlten noch Ruhe und Präzision zum perfekten Zuspiel. Den langen Pass von Konrad Abeltshauser aber erlief Patrick Reimer, Kapitän der Thomas Sabo Ice Tigers, passte scharf vors Tor auf Tobias Rieder, wo der NHL-Profi von den Arizona Coyotes Zeit hatte, den Puck an Jimmy Howard vorbeizuspitzeln (11. Minute).

Es gab deutsche Mannschaften, die sich nach einem ersten Tor gegen einen vermeintlich überlegenen Gegner zurückgezogen hätten, diese Mannschaft versuchte vor allem, clever zu spielen. Im eigenen Drittel verengten sie konsequent die Räume vor Thomas Greiss und wenn der Druck doch zu groß wurde, weil die herausragende Reihe um Gaudreau die Verteidigung schwindlig kreiselte, konnten sie sich immer noch auf ihren Torhüter verlassen. Dass es lange so aussah, als würden die beiden NHL-Stammkräfte Rieder und Greiss dieses Spiel entscheiden, war kein Zufall. Die DEL-Profis müssen arbeiten, die NHL-Profis den Unterschied machen.

Und jetzt Schweden!

Greiss rettete noch einmal gegen Anders Lee (58.), dann begann die Vorbereitung auf das Spiel gegen Schweden (Samstag, 20.15 Uhr/Sport1). Victor Hedman freut sich sicher schon auf Deutschland. So als Team.

Deutschland: Greiss; Seidenberg/Müller, Krueger/Abeltshauser, Reul/Hördler – Macek/Kahun/Rieder, Reimer/Tiffels/Ehliz, Schütz/Hager/Gogulla, Fauser/Seidenberg/Plachta, Kink.

USA: Howard; Murphy/DeKeyser, Trouba/Hanifin, McAvoy/van Riemsdyk, Brickley – Gaudreau/Eichel/Lee, Larkin/Bjugstad/Nelson, Dvorak/Schmaltz/Keller, Greenway/Copp/Björk, Compher.

Tore: 1:0 Rieder (Reimer/Kahun – 10:50), 1:1 Murphy (Larkin – 51:00), 2:1 Hager (Seidenberg – 53:58/5-4). - Schiedsrichter: Gouin (Kanada)/Kubus (Slowakei). - Zuschauer: 18.688 (ausverkauft). - Strafminuten: 4 – 2.

Keine Kommentare