Ex-Fürther Schröck wandert zwischen den Welten

31.3.2021, 06:00 Uhr
Titelsammler: Stephan Schröck ist in Süostasien sehr erfolgreich.

© e-arc-tmp-20210324_160537-1.jpg, NNZ Titelsammler: Stephan Schröck ist in Süostasien sehr erfolgreich.

Wenn er sich gerade zum Sport aufmacht, sind Dias und Manilo seine größte Gegner. Die Söhne von Stephan Schröck wollen den Papa nicht gehen lassen, wenn der mindestens zweimal täglich zu seinen persönlichen Fitnesseinheiten aufbricht. Auch im Hause Schröck ist in diesen Tagen so einiges ganz anders als sonst. Der inzwischen 34-jährige Fußball-Profi muss sich im heimischen Schweinfurt auf die neue Saison auf den Philippinen vorbereiten. Schröck wandert zwischen zwei Welten, und wie es aussieht, ist seine Reise noch lange nicht zu Ende.

Gerade ruft mal wieder Werner Dressel. Mit dem langjährigen Profi und Trainer bei der SpVgg Greuther Fürth absolviert Schröck nun schon seit einigen Wochen sein persönliches Programm. Ausdauerläufe, Sprints, Stabilisationsübungen, Gymnastik. Ende Mai ist Schröck zurückgekommen, mit dem vorletzten Flieger, ehe das Land seine Grenzen dichtmachte. Nun ist Dressel sein Personal-Coach wenn man so will. Man kennt sich und man schätzt sich aus gemeinsamen Tagen beim Kleeblatt. "Wenn es morgen losgeht, bin ich bereit", sagt Schröck und lässt das absichtlich eine Spur zu großmäulig klingen. Sein Lausbubenlächeln relativiert vieles.

Auch auf den Philippinen hat die Pandemie das Leben ausgebremst. Der Fußball ist längst Nebensache. Noch viel mehr als hierzulande. Die Profis haben keine Sonderstellung. Bei positiven Fällen muss die ganze Mannschaft in Quarantäne. Müsste. Denn gespielt wird schon lange nicht mehr. Die letzte Saison wurde im Herbst im Schnelldurchgang absolviert. Und Schröck durfte mal wieder feiern: Er wurde mit dem FC Ceres zum vierten Mal in Folge Meister des Inselstaates und wie schon im Vorjahr als bester Spieler der Liga ausgezeichnet. Eine große Ehre. Schröck genießt eine formidable Wertschätzung.

Vorbild für groß und klein

Wobei die Tür in beide Richtungen schwingt. Der kleine Bub, der einst mit 15 aus Schweinfurt auszog, um in Fürth die kleine Chance auf ein Leben als Profi wahrzunehmen, ist in der Heimat seiner Mutter längst ein Idol. Kinder schauen zu ihm auf, Familienväter erfragen ehrfürchtig Autogramme. "Der Fußball hat mir alle Türen geöffnet. Auf den Philippinen kann ich viele Schicksale beeinflussen, und da bin ich gerne der Vorreiter und gebe den Menschen etwas zurück." Schröck ist das, was man im englischsprachigen Raum ein "role Model" nennt.

Ein Vorbild, eine idealisierte Person, der man gerne nacheifert. Dabei verlief seine Karriere alles andere als stromlinienförmig. In Fürth reifte er zum Profi, stieg in die Bundesliga auf. Die anschließenden Stationen in Hoffenheim und Frankfurt waren finanziell interessant, sein Herz erreichten sie nie. Das blieb am Fürther Laubenweg. Aber gerade das macht ihn ja aus. "Der Junge hat es auch gepackt, und der kommt sicher nicht aus einem Sonnenschein-Elternhaus", erklärt er sich inzwischen seine Anziehungskraft in einem Land, in dem er mithilft, die Entwicklung des Fußballs Tag für Tag anzuschieben.

In Manila soll Schröck nun den nächsten Schritt machen. Seinen Vertrag beim nach einer Insolvenz im letzten Jahr kurzfristig in United City Football Club umbenannten Verein hat er um drei Jahre verlängert – weil der bald 35-Jährige große Ambitionen hat. Erstmals ist ein philippinischer Klub in der asiatischen Variante der Champions League gesetzt, ein historischer Moment. "Das werden happige Aufgaben, aber wir werden den ein oder anderen überraschen", meint er zuversichtlich.

Die Karriere nach der Karriere

Der Kalender ist voll, wenn es denn wie geplant im Juni wieder losgeht. WM-Qualifikation mit der Nationalelf in China, die in Turnierform an einem noch unbekannten Ort ausgespielte Gruppenphase der Königsklasse und dann der Auftakt zur im besten Fall fünften Meisterschaft in Folge. "Ich kümmere mich um den Dreck, den ich wegwischen kann", sagt Schröck nur. Zu viele Sorgen und Gedankenspiele lenken ab. Im Hintergrund bastelt er bereits an der Karriere nach der Karriere.

Im Trainerteam des besten Teams in Südostasien arbeitet er bereits jetzt mit an der Kaderplanung, der Trainingsgestaltung und Verbesserung der bestehenden Infrastruktur. "Jetzt ergibt sich die nächste Stufe", sagt er, kommt verschwitzt von seinen Übungsläufen nach Hause, nimmt Dias und Manilo in den Arm und träumt von den Philippinen. Der Fußball hat Schröck viel gegeben – vor allem auch zwei Orte, die er Heimat nennen kann. "Besser hätte es nicht kommen können." Auch schön, wenn jemand heute so etwas sagen kann.

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