Fehleinkauf war gestern: Ishak ist nicht gleich Ishak

28.7.2017, 05:56 Uhr
Gut drauf in der Vorbereitung! Im letzten Testspiel ließ sich Mikael Ishak auch vom Gladbacher Abwehrhünen Jannik Vestergaard nicht ausschalten.

© Sportfoto Zink / DaMa Gut drauf in der Vorbereitung! Im letzten Testspiel ließ sich Mikael Ishak auch vom Gladbacher Abwehrhünen Jannik Vestergaard nicht ausschalten.

Wer die Schattenseiten des Fußballs kennengelernt hat, weiß irgendwann wohl auch kleine Erfolgserlebnisse wieder mehr zu schätzen. Mikael Ishak jedenfalls konnte sich bei der Trainingseinheit am Donnerstag richtig freuen, als sein Team ein Kleinfeldturnier im Elfmeterschießen gewonnen hatte. So viel Spaß am Beruf war dem Stürmer beim 1. FC Nürnberg nicht immer vergönnt gewesen.

Noch vor wenigen Wochen sind sie am Valznerweiher fast ein bisschen verzweifelt an ihrem Winterzugang, dessen Dienste man sich im Januar immerhin 350.000 Euro Ablöse hatte kosten lassen. "Ich habe mir Videos von ihm mit Szenen von früher angeschaut und gedacht: Das kann doch nicht alles komplett weg sein", gestand auch Trainer Michael Köllner eine gewisse Ratlosigkeit ein.

Vermeintliches Paradebeispiel

Natürlich war klar gewesen, dass Ishak nach einem Innenbandanriss im rechten Knie zunächst Zeit brauchen würde, um wirklich weiterhelfen zu können. Doch auch nach Wochen und Monaten wirkte der nominelle Ersatz für den abgewanderten Top-Torjäger Guido Burgstaller auf dem Platz noch wie ein Fremdkörper. In 14 Einsätzen versprühte Ishak keinerlei Torgefahr, schien seltsam behäbig und fußballerisch limitiert.

Und doch war es derselbe Ishak, der zuvor für den dänischen Erstligisten Randers FC in 71 Partien stolze 31 Tore erzielt hatte, der schon viermal für die schwedische A-Nationalmannschaft aufgelaufen war und mit 18 Jahren beim 1. FC Köln in der Bundesliga debütiert hatte. Da konnte Andreas Bornemann noch so um Geduld werben, Ishak taugte vielen Kritikern nun mal prima als vermeintliches Paradebeispiel für die unglückliche Transferpolitik des Nürnberger Sportvorstands.

Mailand oder Bamberg? Hauptsache Tore!

Dass sich der 24-Jährige nun berechtigte Hoffnungen machen darf, am Sonntag gegen den 1. FC Kaiserslautern in der Startelf zu stehen, ist vielleicht eine der größten Überraschungen dieser so perfekt verlaufenen Vorbereitung. "Es freut mich, dass er jetzt seit zwei, drei Wochen als richtiger Neuner spielt. Er musste hier ja auch schon einige Genickschläge verdauen, nachdem er mit vielen Vorschusslorbeeren gekommen war", kommentierte Köllner den klaren Formanstieg des bulligen Angreifers. der inzwischen wesentlich präsenter, robuster und athletischer auftritt. Bis zum dritten Test in Bamberg hatte es gedauert, ehe der Knoten endlich geplatzt war. Zum standesgemäßen 9:0-
Sieg gegen den Bezirksligisten steuerte Ishak einen Dreierpack bei. Beim 2:1-Sieg über Inter Mailand bewies er dann, dass er auch gegen etwas renommiertere Vereine treffen kann.

"Ich schaue jetzt nur noch nach vorne"

Über sein erstes halbes Jahr in Franken mag der Schwede mit syrischen Wurzeln am liebsten gar nicht mehr groß reden. "Es war eine schwere Zeit für mich. Wenn man zu einer neuen Mannschaft kommt und nicht fit ist, ist es nun mal sehr schwierig", erinnert sich Ishak, "aber ich schaue jetzt nur noch nach vorne." Nun, nach einer kompletten Vorbereitung mit den Kollegen, sieht er sich gerüstet für die 2. Liga. "Man kann den Ishak von jetzt nicht mit dem Ishak von Januar oder Februar vergleichen", sagt der Vater eines fünf Monate alten Sohnes und versichert: "Ich fühle mich jetzt sehr wohl hier, in der Stadt und in der Mannschaft."

"Man hat gesehen, dass wir bereit sind"

Dass er besser zur Geltung kommt, liegt aber auch an der offensiveren Spielweise. "Als Stürmer brauchst du Pässe von deinen Mitspielern. In der vergangenen Saison war es schwer für uns, Chancen zu kreieren", gibt Ishak zu bedenken: "Wenn die Mannschaft funktioniert, kannst du auch viele Tore machen." Das gilt es nun ab Sonntag zu beweisen. "Man hat an den letzten Ergebnissen gesehen, dass wir bereit sind. Und ich hoffe, wir können das den Zuschauern zeigen", sagt Ishak vor dem Saisonstart, der für ihn auch einen persönlichen Neuanfang bedeutet: "Ich kann es kaum erwarten."

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