Flugzeugabsturz: Die Eishockey-Welt trauert

8.9.2011, 12:21 Uhr
Flugzeugabsturz: Die Eishockey-Welt trauert

© dpa

Nach der Flugzeug-Katastrophe in Russland trauert die Eishockey-Welt um das tödlich verunglückte Spitzenteam von Lokomotive Jaroslawl und den deutschen Nationalspieler Robert Dietrich. Die russische Liga sagte den Auftakt-Spieltag ab.

In einer ersten Reaktion boten Profis von anderen Clubs an, am Wiederaufbau des Teams aktiv mitzuwirken. „Viele Jungs haben in den ersten Stunden nach der Tragödie ihren Wunsch erklärt, für Lokomotive zu spielen“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Kontinentalen Eishockey-Liga (KHL), Wjatscheslaw Fetissow, dem TV-Sender Rossija 24. In Deutschland löste der Tod von Verteidiger Dietrich, der erst im Sommer von den Adler Mannheim nach Jaroslawl gewechselt war und vor seinem ersten Spiel in der KHL stand, tiefe Trauer aus.

Schweigeminute in Deutschlands Stadien

Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) kündigte für den Saisonauftakt eine Schweigeminute in allen Stadien an. Zudem sollen alle Teams am ersten Spieltag mit Trauerflor an den Trikots auflaufen. „Das ist eine Selbstverständlichkeit und wird jetzt mit den Clubs koordiniert. Noch ist nichts entschieden, aber das ist sehr wahrscheinlich“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. „Eishockeydeutschland ist zutiefst erschüttert“, schrieb der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) in einer Mitteilung. „Das deutsche Eishockey verliert einen absoluten Sympathieträger, Vorzeigeathleten und großartigen Charakter“, sagte DEB-Vizepräsident Manuel Hüttl. Auch Dietrichs Ex-Vereine reagierten bestürzt auf die Schreckensnachricht aus Russland. „Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden sowie den Angehörigen der weiteren, leider zahlreichen Opfer“, schrieb die Düsseldorfer DEG auf ihrer Internetseite. „Die DEG-Familie ist derzeit stumm.“

Vor seinem Weggang in die KHL spielte der 25 Jahre alte Dietrich unter anderem in Kaufbeuren, Peiting, Crimmitschau und Straubing, ehe er in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) aufstieg. Von 2008 bis 2010 versuchte sich der zurückhaltende Profi in Nordamerika, schaffte den Sprung in die NHL aber nicht und kehrte nach Mannheim zurück. In Jaroslawl traf Dietrich auf viele hochkarätige Kufencracks und ehemalige NHL-Stars. Bei dem Unglück kamen auch der slowakische Nationalmannschaftskapitän Pavol Demitra, Ex-Weltmeister und Olympiasieger Stefan Liv aus Schweden und die Tschechen Jan Marek, Karel Rachunek und Josef Vasicek ums Leben. „Ein Schwarzer Tag für das Hockey“, schrieb die tschechische Zeitung „Dnes“. Der Weltverbandspräsident Rene Fasel hatte schon kurz nach Bekanntwerden des Unglücks vom „schwärzesten Tag in der Geschichte unseres Sports“ gesprochen. NHL-Commissioner Gary Bettmann meinte: „Obwohl all das tausende Meilen entfernt geschah, bedeutet diese Tragödie einen katastrophalen Verlust für die Eishockey-Welt.“

Spenden für Angehörige

Fans und Vereine in Russland unterstützten spontan die Idee, das Team mit Gastspielern schnell wiederaufzubauen – einige Profis erklärten sich bereit, zu Lokomotive zu wechseln. „Dies sagt eine Menge über die Verbundenheit der Spieler und die Tradition unseres Eishockeys“, meinte KHL-Manager Fetissow. Anhänger von Spartak Moskau schlugen vor, dass vor allem ehemalige Jugendspieler von Lokomotive zu ihrem Ausbildungsverein zurückkehren sollten. Eine ähnliche Solidaritätsaktion gab es schon 1979, als die Fußballmannschaft des sowjetischen Spitzenteams Pachtakor Taschkent bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam und andere Vereine Spieler abgaben. Zudem konnte Pachtakor drei Jahre lang nicht absteigen.

Die Spielervereinigung in Russland rief zu Spenden für die Angehörigen der Opfer auf. In Jaroslawl erinnerten in der Nacht etwa 3000 Fans mit Kerzen und Blumen an die Verunglückten. Kirchenglocken schlugen. Die Region gedenkt von diesem Freitag an mit drei Trauertagen der Opfer. Neben 27 Spielern kamen neun Teamoffizielle und sieben Crew-Mitglieder ums Leben. Nur ein Spieler und ein Bordingenieur überlebten das Unglück mit schwersten Verletzunge

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