Franken Challenge: Sousa schimpft sich zum Sieg

10.6.2013, 06:59 Uhr
Franken Challenge: Sousa schimpft sich zum Sieg

© Winckler

Joao Sousa kann auf dem Tennisplatz ein ziemlicher Flegel sein. Nicht nur, dass ihm jeder seiner Schläge ein enervierendes Stöhnen abverlangt, auch kleinkariertes Meckern gehört zum Repertoire des 24-jährigen Portugiesen. Im Finale der Franken Challenge schimpfte Sousa eine knappe Stunde lang wie ein Rohrspatz — zum Glück für die Sensiblen unter den schätzungsweise 800 Zuschauern nur in seiner Muttersprache. Als Wayne Odesnik letztlich doch in drei Sätzen (3:6, 6:3, 6:4) bezwungen war, zeigte sich Sousa von seiner anderen, deutlich sympathischeren Seite. Sogar drei deutsche Worte kamen dem Turniersieger über die Lippen: „Ich liebe Fürth.“

Kein Wunder. Bei seinem dritten Start auf der hübschen Anlage des TV 1860 feierte Sousa den dritten Sieg. 2011 triumphierte er im Einzel-, 2012 im Doppel- und jetzt erneut im Einzelwettbewerb. Im März hatte sich die damalige Nummer 86 der Welt beim Aufwärmen für den Davis-Cup eine große Zehe gebrochen. Er fiel viele Plätze zurück. Ausgerechnet in Fürth, wo Sousa zum ersten Mal überhaupt ein Challenger-Turnier gewonnen hatte, nimmt seine Karriere erneut Fahrt auf. Die Top 100 sind für ihn wieder in Reichweite.

Das Endspiel gegen den US-Amerikaner Odesnik, der am Samstag im Halbfinale mit Cedrik-Marcel Stebe relativ locker den letzten Deutschen im Teilnehmerfeld eliminiert hatte, zeigte, wie hart bereits bei einem 50000-Dollar-Turnier um Weltranglistenpunkte gerungen wird. Nach dem ersten Satz sah der hochkonzentriert wirkende und eigentlich mit den besseren Schlägen ausgestattete Odesnik wie der sichere Sieger aus. Doch Sousa minimierte die Zahl seiner leichten Fehler, während sein offenbar von muskulären Problemen im Schulterbereich geplagter Widersacher zusehends abbaute. Odesnik wechselte mehrfach das Shirt und den Schläger, ließ sich behandeln, protestierte nun seinerseits beim Schiedsrichter. Alles vergeblich. Sein nochmaliges Aufbäumen am Ende des dritten Satzes verpuffte wirkungslos. Nach knapp zweieinhalb Stunden hatte sich Sousa die 80 Weltranglistenpunkte und 4500 Dollar Preisgeld für den Sieg gesichert.

Neuer Chef

Die Franken Challenge gehört zu einer Turnierserie, die als Unterbau der ATP World Tour fungiert. Hier kämpfen vorwiegend Spieler jenseits der Top 100 um Punkte, um genau diese Hürde zu nehmen. Die früher unter dem Namen Schickedanz Open bekannte Veranstaltung gehört zu den traditionsreichsten Tenniswettbewerben in Deutschland. Diesbezüglich, meinte der frühere deutsche Spitzenspieler Hans-Jürgen Pohmann, der nach dem Matchball in Fürth für das WTA-Turnier in Nürnberg warb (siehe oben), hätten Fürth nur die BMW Open in München und das Masters-Turnier am Hamburger Rothenbaum noch etwas voraus.

Die 35. Auflage der Franken Challenge war vom Tod Fred Hübners überschattet worden. Der Vorstand der Tennisabteilung der Sechziger erlitt wenige Wochen vor Turnierbeginn im Alter von 62 Jahren einen tödlichen Herzinfarkt. Hübner hatte das Amt 2006 übernommen und das fränkische Aushängeschild in Sachen Tennis gemeinsam mit Turnierdirektor Andre Zietsman auch nach dem Rückzug der langjährigen Hauptsponsorin Madeleine Schickedanz am Leben erhalten.

Neuer Chef der Tennisabteilung ist Hans-Ulrich Geck. Der 55-Jährige Chefjurist der Nürnberger Versicherung blickt nach eigener Aussage „verhalten optimistisch“ in die Zukunft. Momentan, so Geck, gehe er davon aus, dass er und seine Mitstreiter auch im kommenden Jahr die rund 150000 Euro zusammenbekommen, die für die Organisation der Franken Challenge notwendig sind. Während Geck in seinem Broterwerb wohl nur gelten lässt, was Schwarz auf Weiß geschrieben steht, funktioniert die Sponsorensuche für die Franken Challenge anders. „Hier werden Verträge noch auf Zuruf und per Handschlag verlängert.“

Frederico Marques (27) gehört zu den vielen Weltreisenden auf der ATP-Tour, die sich über ein Durchhalten der Fürther Veranstalter freuen würden. Der Trainer von Joao Sousa rühmt die „außergewöhnlich familiäre Atmosphäre und die vielen wirklich netten Leute hier“. Marques und sein Schützling haben jeden Grund, im nächsten Jahr wiederzukommen.

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