Fürths Fußballer huldigen ihrem Kartenkönig

13.11.2011, 06:56 Uhr
Fürths Fußballer huldigen ihrem Kartenkönig

© Gerd Axmann

Diesmal dauerte es bis zur 78. Minute. Dann hielt der englische Schiedsrichter Martin Atkinson der montenegrinischen Nummer 15 die Gelbe Karte vors Gesicht. In einer Kurve des Letna-Stadions, umzingelt von tschechischen Fußballfreunden, sprangen rund 40 Fürther auf, um zum Erstaunen ihrer Nachbarn ausgelassen zu jubeln: Das war genau der „Peko“, den sie kannten, ihr ungekrönter Kartenkönig, einer, der sich immer und überall mit aller Kraft und allen Mitteln gegen eine drohende Niederlage stemmt. Weil es sonst nichts zu feiern gab, feierte der exotische Fanklub die obligatorische Verwarnung des beliebten Kollegen – und sich selbst.

Am Ende verlor Montenegro das erste von zwei Entscheidungsspielen um die EM-Qualifikation mit 0:2. Die Chance des Außenseiters vom Balkan, diesen Rückstand am Dienstagabend in Podgorica wettzumachen, ist nur noch winzig klein. „Beim 0:1 hab ich gedacht, das könnte noch für die Sensation reichen“, sagt Kleeblatt-Manager Rachid Azzouzi, „aber jetzt wird es sehr, sehr schwer.“

Den Ausflug an sich wertet Azzouzi dennoch als vollen Erfolg. „Ich wüsste nicht, dass es diese Form der Unterstützung im Profifußball schon mal gegeben hätte. Das macht mich stolz.“ Er und Trainer Mike Büskens hatten der Mannschaft vorgeschlagen, nach Prag zu fahren, und alle Spieler bis auf den kurzfristig erkrankten Heinrich Schmidtgal und die ebenfalls bei Länderspielen eingesetzten Johannes Geis und Olivier Occean machten mit.

„Wir haben einen wahnsinnigen Teamspirit“, schwärmt Pekovics Mittelfeld-Kollege Stephan Fürstner. „Als vor der Saison ganz offen der Aufstieg als Ziel ausgegeben wurde, ist ein richtiger Ruck durch die Mannschaft gegangen, das hat uns noch mehr zusammengeschweißt.“ Fürstner sieht durchaus Parallelen zwischen Montenegros Ambitionen und den eigenen. „Die EM wäre für dieses kleine Land eine Riesengeschichte, und wir als Spielvereinigung können ja auch etwas Historisches schaffen.“

„Den muss man einfach mögen“

Weil er wusste, dass ein Bus aus Fürth kommen würde, hatte Pekovic vor dem Spiel noch rasch auf eigene Kosten ein Abendessen im Restaurant eines Freundes unweit des Wenzelsplatzes organisiert. Als Zugabe erhielt jeder der Reisegesellschaft, zu der auch etliche Mitarbeiter aus der Verwaltung der Spielvereinigung gehörten, ein Exemplar seines Nationalmannschaftstrikots. Die Eintrittskarten hatte der in Langenzenn wohnende tschechische Spielervermittler Pavel Paska besorgt. Paska betreut unter anderem Tschechiens Star Tomas Rosicky.

Später im Stadion schossen Pekovics Frau Maja vor Rührung Tränen in die Augen, als sie das Spruchband auf der Tribüne entdeckte. „DAS KLEEBLATT GRÜSST PEKO!“ konnte dort jeder lesen, der des Deutschen mächtig ist. Der Adressat der Botschaft muss auch mehrere Tage danach am Telefon noch hörbar schlucken, als er versucht, seine Gefühle in diesem Moment zu beschreiben. „Das habe ich noch bei keinem Verein erlebt. Ich hatte Gänsehaut.“

Der 34-jährige defensive Mittelfeldmann wird in Fürth als integrer Sportsmann alter Schule geschätzt. „Er war auch Führungsspieler, als er mal eine Zeitlang nicht gespielt hat“, sagt Manager Azzouzi. „Das ist einer, den man einfach mögen muss.“

So weit, dass die Profis der Spielvereinigung am Dienstag auch nach Podgorica fliegen würden, geht die Zuneigung dann doch nicht. Sie bereiten sich auf das im Vergleich zur EM-Qualifikation nicht ganz so schlagzeilenträchtige Heimspiel gegen den FSV Frankfurt (So., 13.30 Uhr) vor. Im defensiven Mittelfeld wird nach langer Verletzungspause möglicherweise der 24-jährige Fürstner sein Comeback geben. Anstelle Pekovics. Der ist nämlich mal wieder gesperrt.

Keine Kommentare