Gabor Boros ist der Goldfisch der SG Fürth

30.9.2017, 10:14 Uhr
Gabor Boros ist der Goldfisch der SG Fürth

Wenn Gabor Boros seinen athletischen Körper mit wuchtigen Bewegungen durch das Wasser schaufelt und die 200 Meter Brustschwimmen in zwei Minuten und 35 Sekunden bewältigt, dann merkt man: Der braungebrannte 38-jährige Ungar ist im wahrsten Sinne des Wortes in seinem Element.

Der Fürther Bademeister, korrekt: Schwimmmeister oder Fachangestellter für Bäderbetriebe, ist Mitglied der SG Fürth. In der Altersklasse 35 bis 39 Jahre hat er es gerade erst auf einen hervorragenden neunten Platz bei den Schwimmweltmeisterschaften der Masters in Budapest über 100 und 200 Meter Brust geschafft. Masters heißen die Wettbewerbe im Seniorenschwimmsport. Die Wettkämpfe werden in Altersklassen ab 20 Jahren ausgetragen, die in Fünf-Jahres-Schritte eingeteilt sind. Das gute Ergebnis in seiner Heimat bedeutet Boros viel, ebenso wie der Sport an sich: "Ich möchte schwimmen, so lange es geht. Das gehört zu meinem Leben."

Die anspruchsvolle Brust-Technik ist Boros’ Paradedisziplin. "Früher bin ich auch Schmetterling geschwommen, heute habe ich leider nicht mehr so viel Zeit zu trainieren", gibt er zu. Aktuell übt er zwei- bis dreimal die Woche im Becken mit der Masters-Gruppe der SG Fürth. Zweimal die Woche stählt er sich im Fitnessstudio.

Profi oder Abitur

"Eigentlich wäre viermal Schwimmen ideal, aber durch Familie und Job ist das leider nicht möglich", erklärt er. 1988, im Alter von zehn Jahren, kam Boros in Ungarn zum Schwimmen, übte den Sport in seiner Heimat fast ein Jahrzehnt begeistert aus und hegte sogar Ambitionen, Profi zu werden. Doch als er 19 war und es auf das Abitur zuging, kehrte er dem Wassersport zugunsten der Schule zunächst den Rücken.

Gabor Boros ist der Goldfisch der SG Fürth

© Fotos: Daniel Marr/Zink

Einen Weg, den er heute so nicht mehr wählen würde: "Das war eine schlechte Entscheidung. Mein Kumpel und ich haben damals entschieden, gemeinsam aufzuhören. Wir sind einfach zum Trainer gegangen und haben gesagt, wir machen Schluss." Heutzutage seien die Entwicklungsmöglichkeiten besser, so Boros. Vor allem in Ungarn habe sich viel getan, nicht nur auf Sponsorenseite.

In seiner Jugend waren Privatschüler im Vorteil. Ihre Unterrichtspläne konnten an das Training angepasst werden. Boros hingegen, der dieses Privileg nicht genoss, rieb sich für seine Leidenschaft regelrecht auf. "Ich bin unter der Woche um 5.20 Uhr aufgestanden, war um 5.45 Uhr im Training und bin dann um halb acht in die Schule gegangen. Nach der Schule ging es dann von 16 Uhr bis maximal halb sieben wieder zum Schwimmen." Auch samstags wartete eine Einheit auf ihn. Nur sonntags gönnte er sich eine Pause, zur Regeneration.

Nach seinem selbstverordneten Ausstieg 1997 nahm Boros dann knapp sieben Jahre lang nicht mehr an Wettbewerben teil. 2004 stieg er wieder ein, bei der Masters-WM im italienischen Riccione. In gleich fünf Disziplinen belegte er dort Spitzenplätze, zwischen Rang sieben und drei. Bei der EM 2005 in Stockholm kämpfte er sich über 50 Meter Brust sogar auf den ersten Platz und auch 2007 bei der EM in Kranj, Slowenien, und 2011 bei der EM in Jalta, in der Ukraine, erzielte er Top-Platzierungen und war in vier von sieben Wettbewerben, in denen er antrat, auf dem Siegertreppchen zu finden.

Seine Frau hat Fragen

Die Reisen zu den Europa- und Weltmeisterschaften nehmen jedoch viel Zeit in Anspruch. Zeit, für die er sich Urlaub nehmen muss und die, gemeinsam mit den Trainingseinheiten, auch das Beisammensein mit der Familie einschränken. "Bei uns ist das Training immer abends um 20 Uhr. Das ist schwierig. Da fragt die Frau schon manchmal, warum man so viel trainiert." Deshalb lässt Boros bei den eigentlichen Familienurlauben das Schwimmen dann auch Schwimmen sein: "Im Urlaub gibt es kein Training, da ist die Familie das Wichtigste." Die nächsten Wettbewerbe warten jedoch schon auf ihn: 2018 findet die Masters-EM in Bled, Slowenien, statt und auch in Budapest 2020 will er wieder dabei sein. Dann in der Altersklasse der 40- bis 44-Jährigen.

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