Gallisches Tennis-Dorf: Eckental gibt nicht auf

5.11.2018, 10:55 Uhr
Der Franzose Antoine Hoang triumphierte beim Eckentaler Tennis-Challenger.

© Sportfoto Zink / DaMa Der Franzose Antoine Hoang triumphierte beim Eckentaler Tennis-Challenger.

Hauptberuflich betreibt Marcus Slany eine Tennisschule, nebenberuflich fungiert er beim Eckentaler Tennis-Challenger als Turnierdirektor – und sollte es ihm wirklich mal langweilig sein, ist er auch noch Hobby-Triathlet. Ausdauersportler kennen ja den aufmunternden Spruch: "Irgendwie geht’s immer weiter" – und genau mit dieser Devise geht Slany gemeinsam mit Markus Giegold auch Jahr für Jahr die Organisation des Turniers im Kellergeschoss des House of Sports an.

Diese Zeitung hat den Eckentaler Tennis-Schauplatz vor ein paar Jahren mit dem berühmten gallischen Dorf verglichen, das sich mit aller Macht und mit nicht ganz unmaßgeblicher Hilfe eines Dopingmittels gegen die Eroberung durch das Römische Reich stemmt. Giegold, so scheint es, gefiel dieser Vergleich, denn er betont, "dass wir unbedingt dieses gallische Dorf im Tennissport bleiben wollen".

Begeisterung statt Champagner-Bar

Die mächtige Spielerorganisation ATP schießt den Eckentalern nun schon seit zwei Jahrzehnten Bälle um die Ohren, kann sie aber nicht zur Aufgabe bringen, obwohl sie keinen Zaubertrank haben. Trotz aller Widerstände bleibt man auf dem Teppich, die Halle mag zu kurz und zu niedrig sein und das Preisgeld nicht ganz den Vorstellungen der ATP entsprechen. Egal, Eckental beantragt Jahr für Jahr die Lizenz und erhält sie nun auch schon seit 22 Jahren.

In dieser Woche schickte die ATP den "Tennis-Galliern" einen Supervisor namens Carl Baldwin ins Untergeschoss, und der Brite erklärte Slany erst mal, dass prinzipiell für Wimbledon und Eckental dieselben Regeln gelten würden. Aber, so berichtet es Slany, der Oberaufseher Baldwin war nach ein paar Tagen so von der Atmosphäre des Turniers begeistert, dass man glaubt, er habe das Besondere an Eckental verstanden. Im House of Sports mag es keine Champagner-Bar geben, dafür aber echte Tennis-Begeisterung auf den meist vollen Rängen.

Keine Qualifikation mehr

Fürs nächste Jahr hat sich die ATP wieder ein paar Nettigkeiten ausgedacht. Alle Turniere der Challenger-Serie sollen dann ohne Qualifikation gespielt werden, dafür aber mit einem Hauptfeld von 48 anstatt bislang 32 Spielern. Wie man von 48 Spielern von Runde zu Runde, in denen sich das Feld halbiert, wieder auf ein Viertelfinale mit acht Spielern kommen will, hat die ATP bislang noch nicht erklärt. "Aber", so Slany, "sie werden es uns schon noch mitteilen." Die Kosten des Turniers dürften durch die Strukturreform um etwa 50 000 Euro auf dann rund 420 000 Euro steigen. Einen Hauptsponsor gibt es weiterhin nicht, aber einen offensichtlich sehr wirkungsvollen Förderkreis.

Daraus kann man schließen: Eckental wird sich auch um die 23. Austragung des Turniers bewerben, das dann wieder Internationale Deutsche Meisterschaft heißen soll. Der DTB hat dieses Prädikat vergeben, sich aber ansonsten nicht sehr um das Turnier bemüht. Dazu Giegold: "Wir müssen uns erst gemeinsam warmlaufen." Dazu Slany: "Ich sage jetzt offiziell lieber nichts." Leicht verwundert waren die Veranstalter, dass der deutsche Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann seinen Schützling Maximilian Marterer nicht überreden konnte, die angebotene Wildcard anzunehmen. Marterer, der aus Stein bei Nürnberg stammt, hatte das Turnier im Vorjahr als erster Spieler aus der Region gewonnen.

Bayreuther betreut Belgier

Sein Nachfolger ist Antoine Hoang, der an seinem 23. Geburtstag recht mühelos den 30-jährigen Belgier Ruben Bemelmans 7:5, 6:3 besiegte. Immerhin auf Trainerseite war im Finale ein regionales Tennis-Ass beteiligt: Bemelmans wird von dem Bayreuther Philipp Petzschner betreut. Zum zweiten Turniersieg nach 2014 konnte Petzschner seinem Schützling indes nicht verhelfen.

Keine Kommentare