Gemischte Gefühle vor Handball-Saisonstart

24.9.2020, 18:52 Uhr
Gemischte Gefühle vor Handball-Saisonstart

Bei aller Erfahrung, die Martin Berthold als Spieler und Trainer im Bezirk Mittelfranken in den zurückliegenden Jahrzehnten gesammelt hat, betrat er im neuen Amt nicht nur geografisches Neuland. "So eine Vorbereitung habe ich noch nie erlebt", konstatiert der Übungsleiter. Viel länger als üblich musste er seine Schützlinge von der HSG Seligenporten/Pyrbaum bis Mitte September mit Fokus auf Kraft, Kondition und Verletzungsprävention beschäftigen. Erst seit kurzem dürfen die bis dato ausschließlich in Prybaum stattfindenden Trainingseinheiten die Marke von 60 Minuten überschreiten, so dass etwas mehr Zeit für spielerische Elemente bleibt.

Eine knappe Niederlage im ersten der rar gesäten Praxisvergleiche gegen die Schwabacher Landesliga-Reserve stimmt Berthold jedoch einigermaßen zuversichtlich, dass der Bezirksoberliga-Tabellenvorletzte des Frühjahrs "grundsätzlich gewappnet" in die neue Runde geht. "Wir wollen lieber nicht zu viel Jammern. Andere Klubs haben teils noch gar nicht richtig trainiert."

Sportliche Stabilität verspricht sich Berthold unter anderem von den reaktivierten Geschwistern um Steffi und Torfrau Nina Meyer sowie einem schnellen Umschaltspiel. Dabei habe man die Voraussetzungen für die nötige Beinarbeit in der Abwehr bereits im Hochsommer unter freiem Himmel gelegt. Nun da vermehrt die offensiven Abläufe etwa bei Tempo-Gegenstößen an die Reihe kommen und der Auftakt-Termin am 3. Oktober in Pyrbaum gegen den TV Erlangen-Bruck immer näher rückt, melden sich bei Martin Berthold dennoch die Zweifel. "Der Verband will die Saison auf jeden Fall durchziehen. Ich hätte auch mit einer halben Runde ab Dezember oder Januar leben können." Tatsächlich begleiten den Übergang in den Wettkampfmodus ernsthafte formelle Probleme, schließlich liegt dem Verein noch keine Freigabe zur Nutzung der bevorzugten Spielstätte in Pyrbaum vor. "Das geforderte Hygiene-Konzept ist noch in Arbeit", betont Vorstandsmitglied Stephie Fruth.

Hallen-Freigabe steht noch aus

Nicht anders sieht die Lage beim Nachbarn von der SG Rohr/Pavelsbach aus, die zur Probe den Erstzugriff auf die Dreifachhalle in Postbauer-Heng allein für Trainingszwecke erhalten hat. "Bisher hat der Schulbetrieb eindeutig Vorrang gehabt", erklärt Geschäftsleiter Peter Himml auf NN-Anfrage. Mit den Vereinen befinde sich die Gemeinde im Austausch und überarbeite bis zum Wochenbeginn die Hygiene-Auflagen. Ein heikler Punkt betrifft etwa, bedingt durch die schlechte Belüftung, die angestrebte Öffnung von Duschen und Umkleideräumen. Die Zuschauer-Kapazität wird wohl ebenfalls erheblich beschränkt, da eine ausgefahrene Tribüne die Verhältnisse nur mehr einengt. "Ich gehe aber davon aus, dass wir die Spielgenehmigung erteilen können", sagt Himml.

Am 4. Oktober startet die SG auswärts in Eckental, die ersten beiden Heim-Partien gehen eventuell in Freystadt über die Bühne. "Dort findet bisher lediglich das Jugendtraining statt", kommentiert Thomas Bauer und verweist für den Notfall auf die Option einer unbürokratischen Terminverlegung. Das Nachbarschaftsderby gegen HSG ist auf den 19. Dezember in Pyrbaum datiert. Wenn er sich nicht gerade um die Anwesenheitsliste kümmert, widmet sich der aus der A-Jugend aufgerückte Übungsleiter im Training den konditionellen Grundlagen seiner Mannschaft. "An spieltaktischen Stellschrauben können wir vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt drehen." Oberstes Ziel müsse sein, aus einer disziplinierten Defensive heraus Sicherheit zu gewinnen.

Gerade in der durchwachsenen Vorsaison sei der Gruppe ein "zu offensiver Spielstil" nicht gut bekommen. Bauer kennt das Gros seiner Spielerinnen schon länger, sieht das verjüngte Aufgebot durch ein Quartett aus seiner vorigen Landesliga-Jugend indes entscheidend verstärkt. "Die personelle Situation hat sich entspannt, es ziehen alle mit." In die positive Aussicht, dass da ein Team mit jedem Spiel zusammenwächst, mischt sich bei Bauer beim Blick auf die Corona-Entwicklung trotzdem Nachdenklichkeit. Am Ende könnten die Ergebnisse und der sportlich angestrebte Klassenverbleib durch einen erneuten Saisonabbruch in den Hintergrund geraten. "Ich verstehe die Mädels allerdings vollkommen, die wollen halt nicht immer nur trainieren."

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