Rückschlag für den HCE

28:30 gegen Melsungen: Erlangens Handballer überzeugen nur 30 Minuten lang

19.12.2021, 17:03 Uhr
Spiegelbild der Mannschaftsleistung: Gegen Melsungen zeigte Martin Ziemer in der ersten Halbzeit fünf starke Paraden, danach bekam er die Finger nicht mehr an den Ball.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Spiegelbild der Mannschaftsleistung: Gegen Melsungen zeigte Martin Ziemer in der ersten Halbzeit fünf starke Paraden, danach bekam er die Finger nicht mehr an den Ball.

Steffen Fäth musste auf dem Rückweg zur Bank fast gestützt werden, später blieb Christoph Steinert lange auf dem Boden der Rothenbach-Halle liegen, Petter Overby humpelte gleich zweimal vom Feld. Der Arbeitstag des HC Erlangen in Kassel bei der MT Melsungen am vierten Adventssonntag war alles andere als besinnlich, noch vor der Halbzeitpause hatten die Schiedsrichter sieben Zeitstrafen ausgesprochen, die größten Schmerzen dürfte den Gästen am Ende aber der Blick auf die Anzeigetafel bereitet haben.

Nachdem sich die Mannschaft von Michael Haaß am Dienstag im Pokal beim 31:19 gegen Wetzlar an sich selbst berauscht hatte, herrschte am Sonntagabend wieder Ernüchterung. Nach einer starken ersten Halbzeit konnte der HCE gegen Melsungen die aufsteigende Form nach dem Seitenwechsel nicht bestätigen und stand nach dem 28:30 (16:11) zum vierten Mal in Folge in der Liga mit leeren Händen da.

"Vielleicht zu hoch geführt", findet Firnhaber

"Wir haben über die gesamte Spieldauer die Regeln nicht konsequent einhalten und kriegen am Ende die Quittung", sagte danach ein sehr frustrierter und nach Worten ringender Sebastian Firnhaber. "Vielleicht haben wir nach der ersten Halbzeit zu hoch geführt", überlegte er.

Tatsächlich hatte das Halbzeitergebnis ein wenig die Kräfteverhältnisse verzerrt. Vor der Pause profitierten die Gäste mehr von der harten Linie der Unparteiischen, immer wieder spielten die Gastgeber in Unterzahl, als Kreisläufer Firnhaber mit einer Pirouette das 14:8 (27. Minute) erzielte, betrug der Vorsprung sogar sechs Treffer für den HCE.

Das sah auf den ersten Blick so aus, als könnten sich die Erlanger erneut gegen eines der besseren Teams der Handball-Bundesliga in einen Rausch spielen, aber schon da hatten sich immer wieder Fehler in der Deckung eingeschlichen. In der Kabine wurde die Ansprache bei der Melsunger Turngemeinde "laut", wie Julius Kühn nach der Begegnung verriet, entsprechend motiviert kamen die Hausherren zurück aufs Feld.

Bald hatte Melsungen den Rückstand verkürzt, als Nico Büdel nach 36 Minuten seine zweite Zeitstrafe sah und auf der Bank Platz nahm, stockte auch zunehmend das Angriffsspiel des HCE. Während sich Fäth, der sich früh verletzt hatte, nur noch in der Deckung in den Dienst der Mannschaft stellen konnte, sollte Patrik Leban im Angriff seine Mitspieler in Szene setzen. Das klappte nur bedingt.

Haaß schimpft: "Wir spielen nur."

Nach nur 5 Minuten und 47 Sekunden hatte Haaß bereits in der ersten Halbzeit eine weitere Teambesprechung angesetzt. "Wir kreuzen nur rum", schimpfte Erlangens Trainer, "wir brauchen Zweikämpfe, wir spielen nur." Im Anschluss zeigten sie, dass sie nicht nur spielen wollen, wenn sie mal von der Kette gelassen werden, in der zweiten Halbzeit ging ihnen aber wieder einmal zunehmend das Selbstvertrauen verloren.

Vor dem Pokalspiel hatten sie beim HCE viel darüber gesprochen, das "Nicht schon wieder" nicht mehr so schnell in die Köpfe zu lassen, nun war es wieder da. Martin Ziemer durfte seinen fünf Paraden aus der ersten Hälfte keine weitere hinzufügen, auch Michael Haßferter blieb glücklos, weil die Vorderleute nicht mehr so zupackten – und Melsungen nach und nach seine Qualitäten vorführte.

Nach 47 Minuten war die Partie wieder ausgeglichen (23:23), kurze Zeit später ging Melsungen in Führung, die letzte Chance auf den Ausgleich vergab Firnhaber 38 Sekunden vor Schluss.

Erlangen: Ziemer, Haßferter; Jeppsson 7, Firnhaber 6, Sellin 3, Metzner 3, Steinert 3/2, Bissel 3, Overby 2, Büdel 1, Fäth, Link, Leban, Jaeger.

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