Ein Wikinger zwischen den Erlanger Pfosten

ERLANGEN - Zwölf Jahre liegen zwischen den beiden Torhütern Bertram Obling (26) und Martin Ziemer (38). Der eine ist etabliert, erfahren und kann auf einige Erfolge zurückblicken, zuletzt verhalf er tatkräftig dem HC Erlangen zum Einzug ins Pokal-Finalwochenende. Die Karriere des Jüngeren hingegen nimmt gerade erst an Fahrt auf. "Es ist keine Entscheidung gegen Ziemi", sagt Trainer und Sportdirektor Raul Alonso zur Verpflichtung des Dänen, der vom schwedischen Meister IK Sävehof zum HCE kommen wird. "Es ist eine für die Zukunft." Doch es ist auch eine mit einem Fragezeichen.

Raul Alonso strahlte. Was auffiel - immerhin war er nahezu der einzige Erlanger, den das späte Ausgleichstor bei den Rhein-Neckar Löwen nicht mit Schlusspfiff in tiefe Depression stürzte: "Wenn wir uns von diesem Endergebnis lösen und aufs große Ganze schauen, bin ich mehr als stolz auf die Mannschaft." Eine Bruchlandung zum Start hatte die hingelegt, dann das Spiel eigentlich gewinnen müssen. Ja, das 26:26 war auch für Raul Alonso am Ende ein verlorener Punkt, "aber was bei mir vor allem hängen bleibt, ist ein großer Schritt in unserer Entwicklung", verriet der Trainer.

Wie ein Wikinger

Diese möchte er weiter festigen, wenn am Sonntag die große SG Flensburg-Handewitt in die Arena Nürnberg kommt. Und diese möchte er langfristig fortsetzen - auch auf der Torhüterposition. Wie wichtig hier die Verstärkung in der laufenden Saison durch Kim Sonne Hansen war, konnte man gegen die Löwen eindrucksvoll sehen. Nun gab der Handball-Bundesligist bekannt, sich für kommende Runde die Dienste von Bertram Obling gesichert zu haben. Einem 26 Jahre alten Dänen, der beinahe in ganz Skandinavien schon einen Namen hat - diesen über die Grenzen der Nordsee aber erst durch den Europapokal tragen konnte.

Mit starken Leistungen etwa gegen den SC Magdeburg machte Obling gleich mehrere Bundesligisten auf sich aufmerksam - nur gut, dass der HC Erlangen da längst mit ihm in Verhandlungen steckte. "Ich bin mir sicher, einige beißen sich nun auf die Faust, weil sie zu spät waren", freut sich Alonso. Obling, der "unbedingt in die Bundesliga möchte, um den nächsten Schritt zu machen",ist ein Torhüter, der voller Energie und in den besten Jahren steckt. Offensiv greift er die Nahversuche an, wirft sich wie ein Wikinger ohne Angst in die Würfe - kann aber genauso zum Ruhepol werden, wenn der Gegner aus dem Rückraum drückt. "Das Komplettpaket Obling hat uns überzeugt", sagt der Sportdirektor.

Komplettpaket mit Fragezeichen

Dieses Komplettpaket hat wie jeder Neuzugang, der erstmals in die Bundesliga wechselt, auch ein Fragezeichen mit im Gepäck: Obling kennt die Liga und die Sprache noch nicht. Alonso traut ihm dennoch alles zu. Was bedeutet, mit Klemen Ferlin, Martin Ziemer und Kim Sonne Hansen wären es vier etablierte Torhüter. Ziemer hat deshalb bereits seinen Abschied angekündigt, er wechselt zu den Kadetten Schaffhausen. Trainer dort: ein gewisser Adalsteinn Eyjolfsson. Kim Sonne Hansen möchte der HCE noch ein paar Wochen beobachten, man besitzt eine Option über die Saison hinaus. Ferlin hingegen bleibt ob seiner starken Leistungen unangetastet.

Bastelt weiter eifrig an der langfristigen Entwicklung des HC Erlangen: Trainer und Sportdirektor Raul Alonso. © Sportfoto Zink / Daniel Marr

Bedeutet auch, dass die beiden jungen Torhüter Michael Haßferter (26) und Janis Boieck (23) vorerst keine Option für den Bundesligakader bleiben. "Sie zeigen in der U23 in der dritten Liga starke Leistungen, sie sind auf dem richtigen Weg. Wenn sie so weitermachen, können sie noch zu Optionen werden", verspricht Raul Alonso. Vorerst aber gilt das vor allem für Bertram Obling.