HC Erlangen

"Harte Zeit": Steffen Fäth über seinen nächsten Comeback-Versuch

25.10.2021, 06:05 Uhr
„Natürlich zweifelt man zwischendurch, ob das noch Sinn macht“, sagt Steffen Fäth.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, NN „Natürlich zweifelt man zwischendurch, ob das noch Sinn macht“, sagt Steffen Fäth.

Sein Trainer war gar nicht explizit auf ihn angesprochen worden, aber Michael Haaß hielt die Frage trotzdem für einen guten Anlass, um ihn zu erwähnen. Ob der kurzfristig erkrankte Christoph Steinert den Unterschied hätte machen können bei der 31:35-Niederlage gegen den TSV Hannover-Burgdorf, war Haaß am vergangenen Donnerstag gefragt worden. "Natürlich fehlt uns Christoph Steinert, natürlich fehlt uns Steffen Fäth", antwortete Haaß.

Die bittere Niederlage nach 50-minütiger Führung wollte er damit nicht begründen, aber nach fast zwei Jahren ohne ihn selbst auf der Platte, lässt sich genau das feststellen: In engen Spielen fehlt dem HC Erlangen immer wieder die ordnende Hand, fehlt ein erfahrener Mann, der das Spiel sortiert. Ein Mann wie Steffen Fäth.

Experte für muskuläre Probleme

Vor der vergangenen Saison war der Europameister von 2016 nach zwei komplizierten Jahren bei den Rhein-Neckar Löwen nach Erlangen gekommen, um noch einmal anzugreifen. Seitdem gestalteten sich die Spieltage für den Rückraumspieler aber häufig wie der am Donnerstag.
Während seine Kollegen in der Nürnberger Arena rauf und runter sprinteten, den Ball auf das Tor der Gäste peitschten und die Belastbarkeit der Adidas-Trikots der Hannoveraner testeten, nahm Fäth nach der Kabinenansprache im blauen Trainingsanzug an der Seitenlinie Platz und musste tatenlos zusehen.

In der Saison 2020/21 konnte Steffen Fäth lediglich die Hälfte der Bundesligaspiele absolvieren, in der neuen Spielzeit musste er bereits nach zwei Einsätzen aussetzen. Immer wieder zwickt es irgendwo oder reißt eine Muskelfaser, seit seinem Wechsel zum HCE ist er unfreiwillig zum Experten für muskuläre Probleme geworden – ohne sich aber eine befriedigende Diagnose stellen zu können.

"Es ist eine harte Zeit", sagt Fäth über die vergangenen Wochen und Monate. Immer wenn er sich wieder herangekämpft hat, wenn er gerade dabei ist, wieder Vertrauen in seinen Körper zu gewinnen und Sicherheit im Spiel zu bekommen, wirft ihn die nächste Verletzung aus der Bahn wie zuletzt beim Auswärtsspiel in Flensburg. Sechs Wochen ist das nun schon wieder her.

Eine "extrem schwierige Situation für Steffen – und für den Verein" nennt Sportdirektor Raúl Alonso den fast schon chronischen Ausfall des fest eingeplanten Führungsspielers und lobt dessen Einstellung trotz der vielen Rückschläge: "Wir alle wissen, wie hart er arbeitet, um körperliche Stabilität zu bekommen und um uns helfen zu können."

Keine Milchprodukte mehr, möglichst kein Gluten

Dreimal täglich arbeitet Fäth derzeit an der Rückkehr auf den Platz, vor allem aber daran, wieder dauerhaft beschwerdefrei seinem Beruf nachgehen zu können. "Ich möchte einfach mal mehrere Wochen am Stück Handball spielen", sagt Fäth, der am kommenden Sonntag gegen Magdeburg, wahrscheinlich aber erst nach der Länderspielpause ins Aufgebot zurückkehren könnte.

Diverse Ärzte hat Fäth in den letzten zwölf Monaten aufgesucht, er hat im Sommer gezielt an seiner Rumpfstabilität gearbeitet, er hat Einlagen getragen und seine Ernährung umgestellt. Er verzichtet auf Milchprodukte, isst nur wenig rotes Fleisch und möglichst glutenfrei, es gibt inzwischen kaum noch ein "Störfeld" (Fäth) in seinem Kreislauf, das sie noch nicht analysiert haben. "Natürlich zweifelt man zwischendurch, ob das alles noch Sinn macht", sagt Fäth mit Blick auf die schlechte Laune, auf die Sonderschichten, die Arztbesuche, die Ungeduld, "aber dafür spiele ich einfach zu gerne". Die Hoffnung, die er in das nächste Comeback setzt, ist groß; die Hoffnung, die Spieltage nicht länger im blauen Trainingsanzug verbringen zu müssen.

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