Letztes Heimspiel in Nürnberg

Tolle Show! Der HCE unterliegt Flensburg haarscharf

23.6.2021, 21:01 Uhr
Beinahe! Erlangens Stefan Bauer und Sebastian Firnhaber stoppten das Spitzenteam aus Flensburg fast.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Beinahe! Erlangens Stefan Bauer und Sebastian Firnhaber stoppten das Spitzenteam aus Flensburg fast.

Es ließ sich am Mittwochabend in der Nürnberger Arena sehr gut erkennen, was das für eine verlustreiche Saison in der Handball-Bundesliga war, für viele Teams. Nur zwölf Namen setzte die SG-Flensburg-Handewitt für das Gastspiel beim HC Erlangen auf den Spielberichtsbogen und dabei steckte sie doch noch voll im Titelrennen. Hinter einem Namen was das Geburtsjahr 1974 zu lesen: Henning Fritz. Der Torwart war 2007 gemeinsam mit Erlangens Trainer Michael Haaß Weltmeister geworden, gestern half er wie schon in den Vorwochen bei den Flensburgern aus, weil Stammkeeper Benjamin Buric verletzt fehlt.

15 gegen 12

Die Erlanger hatten zwar immerhin 15 Mann an Bord, also drei mehr als der Tabellenzweite. Dass sich die Mannschaft seit Wochen aus Nachwuchskräften, Nachverpflichtungen und einigen wenigen gesunden Profis zusammensetzt, ist aber längst kein Geheimnis mehr. Immerhin: Hallensprecher Axel Fischer witzelte vor Beginn, dass es erstmals bei einem Heimspiel keinen neuen verletzten Spieler zu beklagen gab.

Das mit dem Timing hätten sie deutlich besser hinbekommen können beim HC Erlangen, denn es war schließlich das letzte Heimspiel der Saison, was dafür allerdings ein schöner Grund war, nochmal besonders emotional zu werden. Mit Stefan Lex, Benjamin Meschke, Florian von Gruchalla, Daniel Mosindi und Jan Schäffer verabschiedete der Verein fünf Profis vom heimischen Publikum, dass auch am Mittwoch wieder in angemessener Zahl erschien: es sollte es nicht bereuen.

Bissige Hausherren

Von Anfang an stellte sich dem Meisterschaftsanwärter ein bissiger, ein beweglicher, ein von den Zuschauern nach vorne gepeitschter HCE in den Weg, der Zwischenstand von 5:5 nach 13 Minuten war ihm ein erstes kleines Erfolgserlebnis. Dass sich die Offensivreihe um Simon Jeppsson, Tarek Marschall und Mosindi gegen die sehr tief stehende, aber körperlich unheimlich präsente Abwehr der Flensburger um Johannes Golla und Simon Hald Jensen enorm schwer tat, konnte bis dahin kompensiert werden.

Dann aber setzten die Gäste zu einem 4:0-Lauf an und Haaß sah sich veranlasst, seiner Angriffsreihe in einer Auszeit Mut zuzusprechen und ein paar Optionen aufzuzeigen. Den nächsten Wurf nahm dann wieder Jeppsson, was auch ein bisschen die Not der Hausherren darstellte: Wenn sie nicht mehr weiter wussten, gaben sie dem langen Schweden den Ball. Der hat zweifelsfrei große Klasse - ausrechenbar war das Spiel dadurch aber eben auch.

Es war der ordentlichen Defensivleistung zu verdanken, dass der Erlanger Rückstand zur Pause nicht weiter anwuchs. Mit einem 11:15 wechselten die Teams die Seiten. Das Beeindruckende an dieser zusammengewürfelten Mannschaft des HC Erlangen ist, dass sie bedingungslos immer weiter kämpft. Als Christopher Bissel in der 35. Minute auf Hampus Olsson durchsteckte, der zum 14:17 traf, und Martin Ziemer im Gegenzug einen Siebenmeter entschärfte, da waren die Zuschauer wieder wach. Danach traf auch noch Marschall, Ziemer fing einen gegnerischen Pass ab und niemand bereute in diesen Minuten sein Kommen.

Es entwickelte sich ein überaus stimmungsvolles Heimsaisonfinale, die Flensburger mussten mächtig arbeiten, um im Titelrennen zu bleiben, das bei einer Niederlage so gut wie beendet wäre. Nach 47 Minuten riss es die Zuschauer gar von den Sitzen, als Olsson einen Ziemer-Pass über das ganze Feld im Sprung fing und zum 20:22 verwandelte.

Vergebene Chancen und beste Unterhaltung

Danach vergaben erst Ziemer und dann Mosindi zwei Würfe ins verwaiste Flensburger Tor, es wurde: Ein kleines Spektakel, beste Unterhaltung. Ziemer passte wieder auf Olsson und der traf nach 52 Minuten tatsächlich zum Ausgleich. 23:23. Flensburg schwanden die Kräfte, den HCE-Profis schienen - unterstützt von einem nunmehr frenetischen Publikum - zusätzliche Muskeln zu wachsen.

Marschall traf erstmals zur Führung, die 1700 standen in den letzten Minuten allesamt. Fast mit der Schlusssirene traf Flensburg abgefälscht zum Sieg. Ein bitteres Ende für den HCE, der sich aber immerhin mit einer großen Show von seinem Publikum verabschiedet.
Erlangen: Ziemer, Boieck; Sellin, Lex, Bialowas, Marschall 4, Bissel 1, Firnhaber 3, Mosindi 2, Schäffer 1, Meschke, von Gruchalla, Jeppsson 7, Olsson 7, Bauer.

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