Erlanger Achtungserfolg

Zeichen gesetzt: HCE stellt Kiel zumindest zu Beginn vor Probleme

27.9.2021, 05:59 Uhr
Applaus für die Unterstützung von den Rängen: Simon Jeppsson (v.r.n.l.), Johannes Sellin und Max Jaeger nach der Heimniederlage gegen Kiel.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Applaus für die Unterstützung von den Rängen: Simon Jeppsson (v.r.n.l.), Johannes Sellin und Max Jaeger nach der Heimniederlage gegen Kiel.

Niklas Landin, Domagoj Duvnjak, Hendrik Pekeler, Sander Sagosen, Patrick Wiencek, Niclas Ekberg, Magnus Landin. Um die Schwere der Aufgabe zu verdeutlichen, genügte es eigentlich, die Namen von denen aufzuzählen, die da am Samstagabend in der Arena Nürnberger Versicherung in weißen Trikots erschienen waren und in den ersten Minuten auf dem Feld standen.

Ein Olympiasieger, mehrere Welthandballer und Europameister, zigfache Nationalspieler aus Dänemark, Kroatien, Deutschland, Norwegen und Schweden tummelten sich da zunächst – wobei ein Blick auf die Ersatzbank verriet, dass der Qualitätsabfall bei einer Auswechslung gering bleiben würde.

Ein Allstar-Team in Weiß

Beim Serienmeister THW Kiel sind die Verantwortlichen seit Mitte der 1990er Jahre Experten darin, Jahr für Jahr ein Allstar-Team zusammenzubauen, meistens ist daraus auch eine funktionierende Mannschaft entstanden. In diesem Sommer haben sie gleich ganz auf Neuzugänge verzichtet – warum sollten sie auch groß etwas verändern?

Nur: Auch die in Weiß gekleideten Handballer, die da nach Nürnberg gereist waren, haben ja nur zwei Arme und zwei Beine, es spricht viel dafür, dass auch sie nur Menschen sind.

Genau das schienen sich die in Schwarz gekleideten Handballer am Samstag auch vor dem Anwurf noch einmal bewusst gemacht zu haben. Gleich den ersten Wurf von Sagosen konnte die Erlanger Deckung blocken, im Gegenzug erzielte Hampus Olsson die Führung zum 1:0, die 4533 Zuschauer waren euphorisiert.

Tatsächlich gelang es dem HCE auch in den folgenden 59 Minuten dem Superstar der norwegischen Nationalmannschaft die Freude am Spiel zu nehmen. Sagosen brachte keinen einzigen Wurf im Erlanger Tor unter, seine Kollegen ließen sich allerdings nur zu Beginn ähnlich gut aus dem Konzept bringen und verrichteten ab der 24. Minute sehr konsequent Dienst nach Vorschrift. Am Ende stand ein 30:20 (14:7)-Erfolg für den THW Kiel.

Sellin setzt ein Zeichen

Auf der anschließenden Pressekonferenz ließen sich so gleich zwei relativ zufriedene Trainer beobachten. Filip Jícha, der Kieler Vertreter auf dem Podium, durfte seine Spieler und sich dafür loben, dass sie nach 23 Minuten und beim Stand von 7:7 doch noch einen Weg gefunden hatten, die Partie unter Kontrolle zu bekommen. Michael Haaß, der Erlanger Coach, durfte seiner Mannschaft zurecht für die "Deckungsarbeit ein großes Kompliment machen" und dafür, dass sie auch nach dem 0:7-Lauf vor der Pause nicht aufgehört hatte, ein unangenehmer Gegner zu sein.

Eine kleide Rudelbildung zum Abschluss: Johannes Sellin wollte noch ein, zwei Zeichen setzen.

Eine kleide Rudelbildung zum Abschluss: Johannes Sellin wollte noch ein, zwei Zeichen setzen. © Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo

Vier Minuten vor Schluss kam es sogar noch zu einer kleinen Rudelbildung, weil Johannes Sellin nach Meinung von Niklas Landin etwas zu weit in das Hoheitsgebiet des überragenden Kieler Torhüters eingedrungen war. Eine Minute vor dem Ende handelte sich Sellin sogar noch eine Zeitstrafe ein, es schien als wollte Erlangens Co-Kapitän noch ein letztes Zeichen setzen: Der Jahrgang 2021/22 des HC Erlangen wehrt sich – egal, gegen wen und wie aussichtslos die Situation auch aussehen mag.

"Einfach mal aufs Tor knallen", fordert Haaß

So hatte es auch Jícha erlebt. „Sie gehen bis an oder über die Grenze“, sagte der Kieler Trainer, wollte das auf Nachfrage aber ausdrücklich als Respektsbekundung verstanden wissen. Unter der Woche in der Champions League, erinnerte sich Jícha, war seiner Mannschaft das Torewerfen deutlich einfacher gefallen.

Die Chance gegen dieses Allstar-Team eine Überraschung zu schaffen, war ja durchaus gegeben. Die Deckung stand bei den selbstbewussten Erlangern, Klemen Ferlin hielt zunächst wieder stark, doch im Angriff erlaubte sich der HCE viel zu viele technische Fehler. "Wir wären in diesen Momenten besser beraten gewesen, den Ball aufs Tor zu knallen anstatt die Kieler Deckung auszuspielen", sagte Haaß. Nur: Auch seine Spieler sind eben nur Menschen.

Erlangen: Ferlin, Ziemer; Steinert 6/2, Firnhaber 3, Jeppsson 3, Olsson 2, Metzner 2, Jaeger 1, Sellin 1, Büdel 1, Bissel 1, Link, Leban, Overby, Marschall.

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