HCE-Bruderduell in der Hiersemannhalle

16.1.2020, 20:30 Uhr
HCE-Bruderduell in der Hiersemannhalle

© Foto: Oliver Gold/Zink

Nein, die ganz große Brisanz wird dieses Aufeinandertreffen nicht mehr haben. Es wird keine Tränen mehr geben, nicht in Geraufe ausarten, keine Lampen zu Bruch gehen und auch sonst am Ende egal sein, wer gewonnen hat: "Danach", verspricht Jonas Link schon einmal, "trinken wir zusammen ein Bier, egal wie es ausgegangen ist."

Das war nicht immer so im Hause Link in Friedberg bei Augsburg. Im Keller, erzählte Nikolai einmal, gab es einen Raum, in dem er sich mit seinem Bruder regelmäßig Handballschlachten lieferte. Und die endeten nicht selten mit Schmerz und Tränen. Der Ehrgeiz ist geblieben natürlich, "es ist aber keine Rivalität da – wir gönnen uns gegenseitig alles, was der andere erreicht hat", sagt Jonas. Selbst spielten sie jahrelang zusammen beim HC Erlangen, Jonas kam als junger Torjäger zu Frank Bergemann, erlebte mit seinem Bruder den Aufstieg aus der zweiten Liga bis in die Bundesliga und die Professionalisierung vom Studentenverein zum Profiklub. Ehe er dann, vor zwei Jahren, Erlangen wieder verließ und sich dem Bundesligaaufsteiger SG BBM Bietigheim anschloss.

Nikolai Link hingegen ist geblieben und mittlerweile der letzte Spieler der Mannschaft, der noch Heimspiele in der Hiersemannhalle erlebte. Der sich aber auch weiterentwickelt hat vom zurückhaltenden Rückraumschützen zum zwischenzeitigen Nationalspieler und nach wie vor Führenden der Zeitstrafenstatistik – durch beherztes Zupacken im Innenblock.

"Trainingsspiel, nicht Pflichtspiel"

Das wird Nikolai Link am heutigen Freitag um 17.30 Uhr auch wieder tun, "aber man darf nicht vergessen, dass es kein Pflichtspiel ist, sondern nur ein Trainingsspiel", sagt sein Bruder Jonas. Der kommt eben mit Bietigheim in die Hiersemannhalle, es ist das einzige Vorbereitungsspiel auf die Restrunde des Bundesligisten in der Heimatstadt. Zu Gast ist zwar ein Absteiger, doch mit Bietigheim auch einer, der sich nach schwerem Start gefangen hat und mittlerweile als Tabellenvierter nur noch vier Zähler Rückstand hat auf den Tabellenzweiten Hamm – den die Baden-Württemberger im Übrigen im letzten Spiel des Jahres 2019 bezwangen. "Wir sind schwer in die Runde gekommen", sagt Jonas Link, "ich glaube, wir waren noch nicht bereit, nach dem Abstieg in der zweiten Liga gleich wieder die Gejagten zu sein."

Das körperlich betonte Spiel, der Kampf in Liga zwei und die großen Erwartungen waren zu viel für die erfahrene Mannschaft, bei der mit Michael "Mimi" Kraus nach wie vor ein Weltmeister von 2007 am Ball ist. Wenn der auch seine Treffsicherheit von einst weiter sucht: Weniger als 40 Prozent seiner Würfe hat der mittlerweile 36-Jährige in der zweiten Liga im Tor untergebracht. Anders Jonas Link, der nicht nur in Hamm fünfmal bei fünf Versuchen traf: Mit 71 Treffern ist er hinter Rechtsaußen Christian Schäfer der treffsicherste Bietigheimer, hat mit 37 Assists zudem die meisten Anspiele geliefert, die zu Toren führten. "Meine Stärke, das Eins-gegen-Eins, kann ich in dieser Liga nicht so ausspielen, da wirst du schnell gedoppelt", sagt Link.

Bald nach Coburg?

Der 27-Jährige will unbedingt wieder Bundesliga spielen, am Ende dieser Saison läuft sein Vertrag aus. "Ich stehe immer im Kontakt mit Erlangen, ein konkretes Angebot gab es aber nicht." Dafür vom Zweitliga-Tabellenführer HSC Coburg? "Kein Kommentar", sagt Link. Es könnte also gut sein, dass es kommende Saison wieder zum Bruderduell kommt – mit mehr Brisanz als nur beim heutigen Testspiel.

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