Heilungswunder beim HCE: 59 Tage hatte Haaß gebraucht

23.5.2017, 10:20 Uhr
Überraschend schnell ist Michael Haaß wieder genesen.

© Sportfoto Zink / WoZi Überraschend schnell ist Michael Haaß wieder genesen.

Die Diagnose war heftig und die Folgen schlimm: Ende März war Michael Haaß im Training umgeknickt, der 33 Jahre alte Kapitän des HC Erlangen erlitt einen Riss des Syndesmosebandes, das das Schien- und Wadenbein zusammenhält. "Jeder weiß, dass Michael bei uns eine Führungsrolle einnimmt und uns diese Nachricht sehr schmerzt", sagte René Selke, Geschäftsführer des HCE, damals dieser Zeitung. Die Verletzung des Handball-Weltmeisters und 120-fachen Nationalspielers traf den HC Erlangen inmitten einer kleinen Saisonkrise: Dreimal hatte Erlangen zuvor verloren, darunter das Derby in Coburg.

Glück gehabt

Haaß unterzog sich einer Operation und hatte Glück, dass in seine Verletzungspause auch drei Wochen bundesligafreie Zeit fielen durch Pokal-Final-Four und Länderspiele. Doch eigentlich rechneten die Verantwortlichen mit dem Saisonaus für Haaß.

Jonas Link übernahm in der Liga die Rolle in der Spielgestaltung, "ich weiß", sagte der 24-Jährige, "dass ich jetzt liefern muss". Link zeigte großen Tatendrang, allein, wie er mit seinem Tempospiel die komplette Meisterdeckung der Rhein-Neckar Löwen narrte, zählt zu den Höhepunkten dieser Saison. Doch Link zeigte zuletzt auch, dass ihm in entscheidenden Situationen die Erfahrung fehlt, um Lösungsansätze zu finden gegen gestandene Deckungen wie gegen Flensburg, die sich auf sein Angriffsspiel eingestellt haben. Das Tempospiel, das sehr auf schnelle Eins-gegen-Eins-Situationen abzielt, wirkt dann schnell monoton. Fehlen – wie auch gegen die Weltklasse- Mannschaft von Flensburg - die Wurfgewalt aus dem Rückraum und das Verwandeln bester Tormöglichkeiten am Kreis, fallen nur 18 Tore - zu wenig, um für eine Sensation gegen die vermutlich beste Mannschaft der Liga zu sorgen.

"Wir haben alles gegeben"

Seitdem Haaß nicht mehr mitspielen konnte, hat Erlangen zwar den Klassenerhalt auch rechnerisch sichern können, doch in den vergangenen sieben Partien gab es fünf Niederlagen – teils gegen Spitzenmannschaften – und lediglich zwei Siege, gegen Lemgo und Göppingen. Nun ist Michael Haaß überraschend früh zurückgekehrt, gegen Flensburg durfte er, wie er selbst sagt, "ein wenig hineinschnuppern". Nur 59 Tage nach der Verletzung stand er wieder in der Deckung und kurzzeitig auch im Angriff auf dem Feld – "es war ein sehr gutes Gefühl, es sollte alles wieder gehen".

Möglich gemacht hatte die schnelle Genesung neben offenbar beeindruckendem Heilfleisch auch Athletiktrainer Andreas Wittke. "Wir haben täglich alles gegeben, haben in enger Rücksprache mit der medizinischen Abteilung langsam, Schritt für Schritt die Belastung gesteigert und immer wieder geschaut: Wie reagiert der Knöchel?" Doch einen Rückschlag in der Rehabilitation gab es nicht. "Wir waren im Kraftraum, im Wald, auf Sand, auf der Laufbahn, im Wasser", sagt Wittke – "ich hätte nicht gedacht, dass wir ihn so schnell spielfähig bekommen. Auch, weil wir ja keinerlei Eile hatten." "Irgendwann nach der Operation kamen die ersten Hoffnungen, dass es klappen könnte mit einer Rückkehr noch in dieser Saison", sagt Michael Haaß.

Die Belastung soll nun weiter steigen, bis bald das normale Ausgangsmaß wieder aufgenommen wird. Auch am Mittwoch, beim Heimspiel gegen Balingen–Weilstetten (19 Uhr, Live-Blog hier auf nordbayern.de) wird Haaß wieder zum Kader des Bundesligisten zählen.

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