Historische Medaille für die deutschen Squash-Männer

6.5.2012, 18:54 Uhr
Historische Medaille für die deutschen Squash-Männer

© Sportfoto Zink

„Jetzt werden wir mal schauen, was das Nürnberger Nachtleben so zu bieten hat“, kündigte der unheimlich gelöste Bundestrainer Oliver Pettke unmittelbar nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Männern eine ganz große Sause an. Seit 1994 hatte keine deutsche Auswahl bei den Männern mehr Edelmetall bei einer Europameisterschaft gewinnen können. Zuletzt sicherten sich die Männer 1994 im niederländischen Zoetermeer Silber.

Die historische Dimension des deutschen Coups durch das 3:1 gegen Schottland verdeutlicht, dass sich keiner im Team mehr an die letzte Medaille erinnern konnte. „Ich habe keine Ahnung. Das letzte Mal ist egal“, strahlte Pettke.

Dabei gelang gegen die Schotten im kleinen Finale ausgerechnet Lokalmatador Raphael Kandra der entscheidende Sieg. Zuvor hatte der gebürtige Fürther keines seiner Matches für sich entscheiden können, doch als es darauf ankam, war der 21-Jährige aus der Sportfördergruppe der Bundeswehr da. „Ich mag es, unter Druck zu stehen, ich brauche den Druck“, erklärte Kandra – die zuvor verlorenen Duelle waren zu diesem Zeitpunkt längst nebensächlich.

Historische Medaille für die deutschen Squash-Männer

© Sportfoto Zink

Neben Kandra erlebte auch die deutsche Nummer eins Simon Rösner ein Heimspiel. Für den gebürtigen Würzburger, der sonst als Profi permanent um den Globus jettet, hatte die EM in Nürnberg auch noch einen positiven Nebeneffekt. „Wenn man das ganze Jahr fliegt und in Hotels ist, ist das was anderes“, freute sich die Nummer 18 der Weltrangliste, auch mal in der Nähe der Heimat antreten zu können. Auch als Mannschaft an den Start gehen zu können, fand Rösner mal eine angenehme Abwechslung im üblichen Turnierstress, den die Squashspieler zumeist als Einzelkämpfer erleben. „Es ist schön, ein Team zu sein und mal ein paar Leute um sich zu haben.“

Rösners Äquivalent bei den Frauen, Sina Wall, konnte wegen eines Kreuzbandrisses gar nicht am Turnier teilnehmen, weswegen der vierte Platz der deutschen Frauen umso höher zu werten ist. Ursprünglich hatten sich die Deutschen aufgrund der Personalkonstellation gedanklich vor Beginn des Wettbewerbs auch mit einem möglichen Abstiegskampf beschäftigt, Doch es kam ganz anders.

Pamela Hathway, Kathrin Hauck, Franziska Hennes und Eva Brauckmann kämpften sich völlig überraschend bis ins Halbfinale vor und unterlagen dort dem späteren Europameister und hohen Titelfavoriten England mit 0:3. Auch im Spiel um Platz drei mussten sich die deutschen Frauen gegen Frankreich 0:3 geschlagen geben. Wirklich traurig war deswegen aber keine im deutschen Team. „Das Erreichen des Halbfinales ohne Sina war ein wahnsinniger Erfolg“, unterstrich Hathway vielmehr, so dass sich die deutschen Frauen dem Männerteam bei der nächtlichen Feier anschlossen, statt sich über die erlittene Niederlage und die verpasste Medaille zu grämen.

Den Titel des Europameisters holten sich wie erwartet die hochfavoriserten Teams aus England. Bei den Männern gewannen die Spieler von der Insel das Finale gegen Frankreich mit 3:0. Bei den Frauen behielten sie gegen Irland mit 2:1 die Oberhand.

Mannschafts-EM,  Platz 3: Deutschland – Schottland 3:1, Finale: England – Frankreich 3:0.

Frauen,  Platz 3: Deutschland – Frankreich 0:3 / Finale: England – Irland 2:1.
 

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