Höchstadts Anton Seewald: Top-Scorer mit sibirischem Kämpferherz

11.12.2020, 06:01 Uhr
Höchstadts Anton Seewald: Top-Scorer mit sibirischem Kämpferherz

© Foto: Thomas Hahn

Man muss sich Sibirien nicht unbedingt als Paradies für Eishockey-Spieler vorstellen. Ja, es ist kalt dort, sehr kalt sogar, aber eben nur im Winter. In dem kleinen Dorf nahe der Millionenstadt Nowosibirsk, in dem Anton Seewald aufgewachsen ist, gab es Eis nur von Dezember bis März.

Ein echtes Stadion mit Dach stand dort nicht, nur eine Eisfläche im Freien mit einer Bande. Als der kleine Anton fünf Jahre alt ist, schenkt sein Vater ihm einen Schläger und nimmt ihn dorthin mit. Wenn es kalt wird rund um Nowosibirsk, dann aber richtig. Auch minus dreißig Grad sind keine Seltenheit.

Der Wunsch, Spieler zu werden, war stärker

Trainiert und gespielt wurde dann natürlich trotzdem, das war keine Frage. "Es war anstrengend ja, aber der Wunsch, Eishockey-Spieler zu werden, war stärker", sagt Anton Seewald. Bei der Frage, wie er sich dafür angezogen hat, muss er lachen. "Mütze, Handschuhe, zwei Paar Socken", sagt er. Also auch nicht viel mehr Kleidung als sonst. Viel wichtiger war es, auf dem Eis in Bewegung zu bleiben. Stehen bleiben und ausruhen? Eher keine gute Idee, wenn es so kalt ist, dass einem die Nase zufriert.

Heute, einige Jahre und Umzüge später, ist Anton Seewald 24 Jahre alt und ein schneller und unermüdlicher Eishockey-Spieler. "Ein unglaubliches Kämpferherz", bescheinigt ihm HEC-Teammanager Daniel Tratz. "Er ist ein Vollblut-Eishockeyspieler", lobt der sportliche Leiter Jörg Schobert.

"Er könnte sich auch höherklassig durchsetzen"

Sechs Vorlagen gehen in dieser Saison auf Seewalds Konto, so viele gelangen keinem anderen Höchstadter. Einen Treffer erzielte er, mit Milan Kostourek und Jari Neugebauer bildet er mittlerweile die erste Reihe. "Er ist extrem talentiert und könnte sich mit Sicherheit auch höherklassig durchsetzen", sagt Schobert. Dass Seewald seine Pässe noch nicht in der DEL2 spielt, ist aus HEC-Sicht auch glücklichen Umständen zu verdanken.

Mit Trainer Mikhail Nemirovsky hat Seewald bereits beim EC Bad Kissingen gearbeitet. Als der Verein im Winter 2019 vor dem Aus steht, kommen mitten in der Saison nicht viele Vereine infrage. Zumal Seewald in der Nähe von Kissingen bleiben möchte. Also schließt er sich seinem Trainer an und geht nach Höchstadt.

Hier wollte er in diesem Herbst eine Schreiner-Lehre anfangen, bevor er den Plan wegen der Corona-Pandemie verschieben musste. Aber Eishockey kann er weiterspielen, nach drei Wochen Quarantäne-Pause präsentierte sich der HEC auch gegen den Tabellenzweiten Selber Wölfe in ordentlicher Form. Nur das Ergebnis, eine 1:5-Niederlage, war deutlich.

"Immer besser werden"

"Wir Spieler haben ein Gefühl füreinander, deshalb können wir besser zusammen spielen als letzte Saison. Und Mikhail (Nemirovsky, Anm. d. Red.) hat viele gute Dinge gemacht, wir trainieren anders und haben ein neues System", sagt Seewald. Die Ziele, die er hat, richten sich momentan auf Höchstadt, mit dem HEC will er erfolgreich sein. "Immer besser werden", sagt Seewald. Und wenn er irgendwann ein paar DEL-Partien spielen könnte, dann würde ihn das natürlich freuen, sagt er.

In seinem Dorf in Sibirien wurde übrigens schließlich doch eine Eishalle errichtet. Dass sie gebaut wurde, erzählt er, war auch eine Belohnung für einen Turniersieg – den Seewald und sein Team holten.

Die Höchstadt Alligators empfangen am Freitag um 20 Uhr die Starbulls Rosenheim (live auf Sprade TV).

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