Ice Tigers - Hoffnung in der schwarzen Nacht

30.10.2011, 23:19 Uhr

Seine schwärzeste Nacht des neuen Jahrtausends erlebte das Nürnberger Profi-Eishockey am 15. Oktober 2010. Zu Gast war die Düsseldorfer EG, nach 60 zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen unerklärliche Minuten lautete das Ergebnis 0:9. Das Debakel war allerdings nur ein Vorgeschmack auf jenen totalen Leistungseinbruch der Ice Tigers, von dem sie sich auch ein Jahr später noch nicht erholt haben. Gestern brach wieder eine Black Night, eine schwarze Nacht, über Nürnberg herein, wieder war die DEG zu Gast. Nur wird man diesmal vielleicht sagen können, dass dieses 6:4 ein Vorgeschmack auf bessere Zeiten war.

Die Mannschaft hatte sich den besten Zeitpunkt ausgesucht, um ihren Chef ein wenig zu besänftigen. Die Black Night war Thomas Sabos Idee und ist mittlerweile zum wichtigsten Abend in der Außendarstellung des Klubs geworden. Und immerhin waren gestern trotz des trostlosen Tabellenbilds und eines völlig missratenen Auftritts beim 1:5 am Freitag in Wolfsburg 4826 Zuschauer gekommen, um die Ice Tigers dieses eine Mal in ihren schicken schwarz-silbernen Trikots zu sehen. Vielleicht war es auch die Saison-Rekordkulisse, die Peter Draisaitls Mannschaft zu einer wahren Offensivexplosion motivierte: Chris Collins (7. Minute), Tim Schüle (20.), Eric Chouinard (32.), Vitalij Aab (22., 40.) und Greg Leeb (60.) trafen – sechs Tore, so viele hatten die Ice Tigers in diesem düsteren Herbst oftmals selbst in drei Spielen nicht geschossen.

Zu diesem nächsten Saisonrekord half diesmal auch das Glück. Collins lenkte vor dem 1:0 den Puck, gewollt oder nicht, an die Schlittschuhe Jean-Sebastién Aubins, von wo aus er über die Linie rutschte. Tim Schüle schlenzte die Scheibe mit dem Ertönen der Drittelsirene zum 2:1 ins Tor und verhinderte damit den gleichen, unglückseligen Spielverlauf wie in Wolfsburg. Zuvor hatte Adam Courchaine ein Missverständnis zwischen Jame Pollock und Yan Stastny genutzt, um das Spiel für optisch bis dahin klar überlegene Gäste auszugleichen. Allerdings kann auch niemand behaupten, dass Nürnberg in den Spielen zuvor vom Glück begünstigt worden wäre.

Die Tore drei bis fünf waren danach auch das Ergebnis einer diesmal nicht nachlassenden Mannschaftsleistung. Stastny war es, der zunächst den Düsseldorfern entwischte, aber noch an Aubin scheiterte. Aab war es, der seinem Phlegma entwischte und Aubin überwand. Danach tanzte auch Alexander Oblinger den Düsseldorfer Torhüter aus, setzte die Scheibe aber an jenen Pfosten, an dem Chouinard wenig später ein feines Zuspiel von Shane Joseph verwertete (32.). Nur kurz mussten Sabo und die Fans danach um die mentalen Zustand ihres Teams machen. Andy Roach traf mit einem Schlenzer von der blauen Linie im Power-Play (32.), erneut Aab aber vollendete ein jäh gestopptes Solo von Dusan Frosch erneut kurz vor dem Drittelende.

Draisaitls erneute Reihenumstellungen machten sich bezahlt. Aab (2 Tore, eine Vorlage) wirkte neben Stastny und Collins wie verwandelt. Chouinard (2 Tore) profitierte von Josephs (2 Vorlagen) Auge und der für Jan Benda zurück in die Aufstellung gerutschte Brad Leeb fiel zumindest nicht negativ auf. Mit dem sicheren Vorsprung im Rücken trafen die Ice Tigers plötzlich auch wieder grundsätzlich die richtige Entscheidung und waren deshalb auch läuferisch gleichwertig. Nach Patrick Reimers 3:5 wackelten sie allerdings noch einmal. Roach (56.) verkürzte, das Glück aber war mit den Tüchtigen. Greg Leeb schloss mit seinem ersten Treffer (ins leere Tor) seit zehn Monaten den Spannungsbogen. In dieser schwarzen Nacht fielen sogar zehn Treffer – und vielleicht war es wieder der Start zu einem völlig veränderten Saisonverlauf: Nur noch fünf Punkte fehlen auf Straubing - den Tabellenvorletzten.

Nürnberg: Ehelechner; Leask/Pollock, Traynor/Kemp, Walter/Schüle – Collins/Stastny/Aab, Frosch/Chouinard/Joseph, Barta/G. Leeb/B. Leeb, Fischhaber/Oblinger/Grygiel. - Tore: 1:0 Collins (6:58), 1:1 Courchaine (19:16), 2:1 Schüle (19:59), 3:1 Aab (21:20), 4:1 Chouinard (31:08), 4:2 Roach (32:00/5-4), 5:2 Aab (39:45/6-4), 5:3 Reimer (53:19), 5:4 Roach (55:37), 6:4 G. Leeb (59:32/5-6). – Zuschauer: 4826. - Schiedsrichter: Jablukov. – SM: 10 – 6.

 

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