Ice Tigers: Koflers Trainer-Debüt unter traurigen Umständen

12.12.2019, 14:30 Uhr
Ice Tigers: Koflers Trainer-Debüt unter traurigen Umständen

© Foto: Thomas Hahn/Zink

Wer traf, durfte sich über die anderen lustig machen. Das dauerte, mit Niklas Treutle versuchte das schließlich der beste deutsche Eishockeytorhüter zu verhindern. Irgendwann aber war die kleine Tribüne in der Trainingshalle der Arena voll besetzt mit grölenden und feixenden Ice Tigers. Nur Brandon Buck und Will Acton scheiterten noch immer daran, Treutle zu überwinden, worunter die Stimmung nun überhaupt nicht litt. Im Gegenteil.

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Vielleicht ist das die Art der Ice Tigers, mit schlechten Nachrichten und erschütternden Eindrücken umzugehen. Wahrscheinlich aber ist es genau richtig, wie immer weiterzuarbeiten, hart auf dem Eis, bis ein Trainer die Einheit abpfeift, ausgelassen danach. Das gilt auch für den Mann an der Pfeife, für den in dieser Woche nichts neu ist, aber alles anders. "Die Situation ist natürlich katastrophal", sagt Manuel Kofler – und das hat ausnahmsweise nichts mit einem harmlosen Überzahlspiel, Toren oder Punkten zu tun, sondern allein mit dem Leben und der Sorge um das Leben von Familienmitgliedern.

Die Ice Tigers waren gerade auf dem Weg in die Arena, als Kurt Kleinendorst seinem Co-Trainer erzählte, dass sein Bruder Scot bei einem Unfall mit schwerem Gerät in einer Papierfabrik in Grand Rapids schwer verletzt und nach einer Not-Operation am Kopf in ein künstliches Koma versetzt wurde. "Das war gespenstisch", sagt Kofler. Und genau mit diesem Wort beschreibt er auch die Stimmung in der Arena später an diesem traurigen Sonntagnachmittag.

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Das Spiel zwischen den Kölner Haien und den Ice Tigers wurde nach 2:45 Minuten unterbrochen, weil auf dem Unterrang ein Besucher nach einem Herzinfarkt reanimiert werden musste. Eine halbe Stunde später wurde das Spiel abgebrochen. Mittlerweile haben die Haie bekanntgegeben, dass der Besucher in der Nacht auf Montag gestorben ist. "Das war wirklich alles eine Katastrophe", erzählt Kofler, den Kleinendorst unmittelbar nach der Entscheidung gefragt hat, ob er sich vorstellen könne, die Verantwortung für die Ice Tigers zu übernehmen, während er seiner Familie in Minnesota beisteht.

Deshalb hört in dieser Woche alles auf sein Kommando, am Dienstag, als er mit einem "sehr harten" Training auf die ausgefallene Belastung reagierte, am Mittwoch, am Donnerstag und natürlich auch am Freitag (19.30 Uhr) in Ingolstadt und am Sonntag (16.30 Uhr) in Schwenningen, wenn es im Liga-Alltag wieder um Punkte geht. Kofler freut sich auf seine ersten Einsätze als DEL-Cheftrainer, das sagt er erst später, als die Smartphones samt ihrer Mikrofone wieder eingepackt sind.


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Dabei ist es genau dieser Ehrgeiz, den Kleinendorst an seinem Kollegen schätzt. Der US-Amerikaner selbst hatte den Oberbayern als seinen potenziellen Nachfolger ins Gespräch gebracht – bereits am ersten offiziellen Trainingstag. Seitdem hat Kleinendorst Koflers Arbeit mehrmals ungefragt gelobt. Und natürlich kann er sich sicher sein, dass sein Assistent an der Aufstellung nichts ändern wird. Selbst im Power-Play will er die ersten drei Blöcke unverändert aufs Eis schicken, ganz so, wie das Kleinendorst für das vergangene Wochenende geplant hatte, die Ice Tigers dann aber nur eine Gelegenheit bekamen, diese Variante zu testen.

"Natürlich hoffen wir, dass Kurt schnell wieder zurückkehren kann", sagt Brett Festerling, der mittlerweile in seinem sechsten Jahr in Nürnberg spielt, "aber wir freuen uns auf Manu hinter der Bande." Dem Manu hätte das gefallen, er selbst setzt darauf, dass Trainer, Team und Anhang noch enger zusammenwachsen. "Wir sind natürlich auf die Fans angewiesen", fügt Kofler hinzu, "ich kann mich an das 5:1 in Ingolstadt im September erinnern. Das war ein Heimspiel für uns. So muss es wieder sein."

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