Im Zeichen der Hand: Wie der LAC Quelle das Namenssponsoring erfand

19.4.2019, 10:00 Uhr
Im Zeichen der Hand: Wie der LAC Quelle das Namenssponsoring erfand

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Es gab keinen Plan. Es gab niemanden, der diesen Plan hätte entwickeln können. Es gab keine Marketing-Abteilung, keinen Leiter Vertriebsmarketing. Es gab Rainer Faika und eine Schreibkraft, die ihm bei der Möbel Quelle zugeteilt worden war. Und es gab die Idee, sich erkenntlich zu zeigen für die Chance und das Geld. "Wir haben das", erklärte der erste Geschäftsführer in der erstaunlichen Geschichte des Fürther Leichtathletikklubs, "aus Dankbarkeit gemacht" – nebenbei das Namenssponsoring erfunden und sich eine Menge Ärger eingehandelt.

Der LAC Quelle Fürth war damals nicht allein. In Dortmund unterstützte die Brauerei Thier den OSC und das Großhandelsunternehmen Coop den LAV, die Haarkosmetikfirma Wella ließ dem ASC Darmstadt Nachbarschaftshilfe zukommen und in Fürth wurde im November 1969 der LAC Quelle gegründet – obwohl das von dem Versandhaus gar nicht verlangt worden war.

"Wenn ich dem Gustav Schickedanz mal wieder vorgestellt wurde, hat er nur gesagt, denken Sie an die Jugend und hin und wieder an die Quelle." Und das haben sie gemacht, die jungen Funktionäre, die sich damals noch nicht gewahr waren, dass sie zu Revolutionären werden sollten. Nicht zum letzten Mal.

"Sogar das Trikot haben wir selbst entworfen", erzählte Faika 40 Jahre später – anlässlich der letzten runden Geburtstagsfeier des Vereins, "bis dann einer mal gesagt hat: Lasst da mal den Chefdesigner ran." Und Heinz Oestergaard, der Zarah Leander und Maria Schell eingekleidet und den Draht in Miedern durch Stretchstoff ersetzt hatte, sagte: "Ist ja doll, da ändere ich gar nichts." So startete die Leichtathletik im Zeichen der Hand. Eine gute Idee, nur war die Welt noch nicht so weit.

"Werbung am Mann"

Die "Werbung am Mann" spaltete Mitte der 70er Jahre Leichtathletik-Deutschland in Verbands- und Vereinsfunktionäre, wobei die Grenzen unklar definiert waren. In einer Zeit, in der sich das Internationale Olympische Komitee noch unverdächtig als Speerspitze des "Widerstands gegen alle Formen kommerzieller Ausbeutung des Sports und der Athleten" inszenieren durfte, gaben die Vereine in der Auseinandersetzung mit dem DOSB nach und nach auf. Aus Wella Darmstadt wurde der ASC, in Bonn verzichtete man auf eine Umbenennung in LC Jägermeister.

Nur der LAC Quelle und seine Athleten ließen sich nicht einschüchtern. Vor den Olympischen Spielen in Montreal 1976 mussten die Fürther in neutralen Trikots starten, damit der Amateurstatus gewahrt blieb. Dabei ging es wohl nicht jedem Mann hinter diesem Beschluss um die Wahrung olympischer Werte.

Josef Neckermann war Vorsitzender der Deutschen Sporthilfe, ein mächtiger Mann im Hintergrund, Gründer des gleichnamigen Versandunternehmens und Gegenspieler von Gustav Schickedanz. "Im Kampf eines Versandhauses gegen ein anderes lassen wir uns nicht in Zugzwang bringen", stellte Walter Tröger, Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitees, zwar fest, blieb aber trotzdem stur, weshalb sich der Geher Alfons Schwarz ein weißes Q auf sein Trikot malte.

Bernd Kannenberg, Olympiasieger von 1972 in München, ein Star seiner Zeit, wurde zur Symbolfigur eines Konflikts, der in aller Ruhe beigelegt wurde. Kannenberg startete in Montreal – und der LAC Quelle Fürth etablierte eine Marke in der Leichtathletik, lange bevor ein österreichischer Limonadenhersteller den Zorn von Fußball-Deutschland auf sich zog.

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