Jede Karte sticht: Der HCE hat sich gefunden

8.10.2019, 11:52 Uhr
Jede Karte sticht: Der HCE hat sich gefunden

© Sportfoto Zink / OGo

Noch einmal ging es im Gleichschritt voran, wie so oft in dieser Begegnung: Kopf an Kopf, Schritt für Schritt. Balingen legte vor, bejubelt von der ausverkauften Arena. Balingen kroch einmal noch gar ein wenig weiter davon, beim 25:23, aber Erlangen wackelte an diesem Sonntagabend einfach nicht. Egal, wie wuchtig die Würfe aus dem Rückraum einschlugen, mit wie viel Willen und Kraft sie vom Kreis ins Netz gedrückt wurden, wie laut die Schreie jedes Mal von den Rängen schwappten – es beeindruckte die Gäste einfach nicht.

Ein Sieg der Ruhe, der Gelassenheit und des Selbstvertrauens 

Elfmal ging Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten in 60 Minuten mit großer Aufregung in Führung, elfmal fing der HC Erlangen den Gastgeber eben wieder ein. Um dann, im entscheidenden Moment, zuzuschlagen: Die Uhr stoppte beim 32:30 (15:14) für Erlangen. Es war ein Sieg der bemerkenswerten Ruhe, der Gelassenheit, ja, mit einem bislang in dieser Saison nie dagewesenen Vertrauen in die eigenen Stärken geworden. "Es war das erste Mal, dass wir sechzig Minuten lang einen Gameplan verfolgt haben. Dass wir daran geglaubt haben, dass wir nach sechzig Minuten ein Tor mehr haben müssen und nicht schon nach vierzig", so Christopher Bissel, der Linksaußen.

"Es lag nie am Wollen" 

Immer dann, wenn das Team in den vorangegangenen Bundesliga-Partien Rückschläge erlitten hatte, sorgte das für einen verkrampften Willen, es sofort umbiegen zu müssen. "Es lag nie am Wollen", so Bissel, "es lag am Können." Und in Balingen auch an der Nervenstärke, die sogar den Trainer beeindruckte: "Wir hatten das angesprochen, dass wir ruhig bleiben, den Kampf annehmen und uns auf unsere Stärken konzentrieren müssen", sagte Adalsteinn Eyjolfsson. Doch wie gesagt: Es lag ja nie am Wollen, sondern am Können.

+++ Sieg in Balingen: Der Live-Blog der FACKELMANN WELT Hersbruck +++

In Balingen war das anders, da stach jede Karte, die Eyjolfsson ausspielte - und wenn es die für eine Auszeit war. "Jeder der reinkam, hatte positive Akzente", fand der Coach. Ob es Nico Büdel war, dem erstmals in dieser Saison sechs Feldtore gelangen. Oder die beiden Außenspieler Bissel und Johannes Sellin, die mit nahezu perfekter Abschlussquote zwölf der 32 Treffer beisteuerten. Oder Quentin Minel und Antonio Metzner aus dem Rückraum, Sime Ivic und Michael Haaß mit feinem Gespür für die Nebenleute. Oder die beiden Torhüter, die ligaweit die Tabelle mit den besten Quoten anführen, bezeichnenderweise gemeinsam. "Es war ein komplettes Spiel von uns, wir haben unsere Stärken optimal genutzt", sagte Eyjolfsson.

So darf man getrost behaupten, dass sich die auf fünf wichtigen Positionen veränderte Mannschaft gefunden hat nach acht Spieltagen. "Wir haben im Training zuvor erstmals gemerkt, wie flüssig der Ball auf einmal läuft. Das hat uns heute 32 Auswärtstore beschert – es war das erste Mal, dass unser Angriff ein Spiel gewann", freute sich Sellin.

Rückenwind gegen Göppingen - Angriff auf Rang vier

Nach dem zweiten Auswärtssieg der Saison, dem vierten Ligaspiel ohne Niederlage in Folge, "kommen jetzt die Bonusspiele", sagt Christopher Bissel. Am Donnerstag (19 Uhr, Live-Blog der FACKELMANN Welt Hersbruck) geht es in Nürnberg gegen FrischAuf Göppingen, drei Tage später kommen die Rhein-Neckar Löwen. "Wir haben jetzt viel Rückenwind", sagt das Eigengewächs. Das, weil der HCE durch die Findungsphase erstaunlich schadlos kam, 9:5 Punkte sind "nah am Soll", so der Coach, nur der Punktverlust gegen Lemgo und der "kollektiven Blackout" (Bissel) im Pokal in Stuttgart wurmen.

Mit einem Heimsieg am Donnerstag könnte der HCE vorübergehend auf Platz sechs klettern. Er wäre dann unter anderem punktgleich mit Meister Flensburg. "Es kann gern genauso weitergehen", sagt Johannes Sellin erstaunlich unaufgeregt.

Keine Kommentare