Kleeblatt-Campus: Spielvereinigung bildet Sportmanager aus

15.10.2015, 06:00 Uhr
Kleeblatt-Campus: Spielvereinigung bildet Sportmanager aus

© Foto: André De Geare

Training bei der Spielvereinigung Greuther Fürth. Marco Stiepermann übt Pässe, Ecken, Torschüsse. Gekonnt geht der 24-Jährige mit dem Ball um. Doch die Karriere kann früh zu Ende sein. Verletzungen, neue Trainingskonzepte und irgendwann auch das Alter stehen manchem im Weg. Wer nicht Trainer wird, blickt oft in eine ungewisse Zukunft.

Stiepermann findet's spannend

Bis dahin dauert es bei Stiepermann noch ein bisschen. Die Spielvereinigung will ihrer Mannschaft aber einen anderen Weg nach der aktiven Laufbahn zeigen. Stiepermann hat, als einer von neun Kleeblatt-Kickern, im vergangenen Jahr eine Weiterbildung im Sport-Management absolviert - im vereinseigenen Kleeblatt-Campus. Personalplanung, Sponsoring und Fanartikel - das sind nur drei Punkte aus dem Lehrplan. "Man lernt da, was außerhalb des Fußballs passiert, wie die Vorbereitung abläuft und die Nachbereitung aussieht", sagt Stiepermann. Er finde es spannend, das einmal kennenzulernen.

Mit dem Sportbusiness-Campus aus München haben die Fürther einen Studiengang entwickelt, der für ihre Teams, aber auch für Außenstehende interessant sein soll. "Der Verein tut viel für die Nachwuchsförderung, so kamen wir ins Gespräch", berichtet die Gründerin des Sportbusiness-Campus, Kathrin Lehmann.

Seit Oktober 2014 studieren am Kleeblatt-Campus im VIP-Gebäude am Laubenweg acht junge Menschen Business Administration mit Schwerpunkt Sport im dreijährigen Bachelor. Das sind keine Fußballprofis, sondern Mitarbeiter des Vereins oder andere Interessierte. In der Bundesliga sind die Verträge manchmal von kurzer Dauer, ein Wechsel zu einem anderen Verein ist nicht ausgeschlossen. Die Mannschaftsmitglieder nehmen deshalb nur an der einjährigen Weiterbildung teil.

"Es kommt für mich jeder Profi dafür in Frage", sagt Tobias Auer, Projektmanager bei der Spielvereinigung. Seiner Meinung nach sollten sich die Kicker in jungen Jahren umsehen, um nach der Karriere nicht mit leeren Händen dazustehen. Als Spieler des Vereins ist die Teilnahme an den Kursen kein Problem, der Stundenplan ist auf den Trainings- und Ligaplan abgestimmt, mitmachen darf, wer möchte.

Wer nicht aus dem Profibetrieb kommt, muss sich für die Weiterbildung bewerben und 4900 Euro Gebühr zahlen. Jeweils 25 Teilnehmer haben die einjährigen Weiterbildungen "Fußball Management" und "Sportbusiness Management" bislang absolviert. Die Kurse sind ziemlich ähnlich: Es geht um Kommunikation, Wirtschaft und Werbung. Das Fußball-Management legt seinen Fokus noch stärker auf die Ballsportart. Auf der anderen Seite gibt es die vollwertigen dreijährigen Bachelorstudiengänge.

Wie an einer richtigen Hochschule brauchen die Campus-Studenten Abitur oder mehrjährige Berufserfahrung. An einem Bewerbertag sollen ein Vorstellungsgespräch und ein Wissenstest Motivation und Tauglichkeit zeigen. "So finden wir genau die Personen, die zu uns passen", sagt Lehmann. Die sollten "BWL-affin und sportbegeistert sein". Sogar kleeblattbegeistert ist Manuel Eberlein aus Würzburg. Der 26-Jährige steht schon seit mehr als zehn Jahren als Dauergast in der Fankurve, jetzt will er hinter die Kulissen schauen: "Durch die Nähe zum Sport hoffe ich, Kontakte zu knüpfen und praxisbezogene Erfahrungen zu sammeln."

"Nehmen Sie an, ein Verein baut eine neue Tribüne..."

Alle Kurse finden jeweils an einem Wochenende im Monat als Blockseminar statt. Über die drei Jahre hinweg bearbeiten die Studenten ein Projekt. "Nehmen Sie an, ein Verein baut eine neue Tribüne. Dafür muss der Student ein Marketing-Konzept entwickeln, rechtliche Fragen klären und auch die finanziellen Belange immer im Auge behalten", sagt Lehmann. Das kann ein Gedankenspiel bleiben - oder sogar in der Realität umgesetzt werden.

Kleeblatt-Campus: Spielvereinigung bildet Sportmanager aus

© Foto: Zink

Auch wenn Sport eine große Rolle spielt: Das Studium ist mit jedem normalen Betriebswirtschaftsstudium vergleichbar. Das Sportbusiness sei hart umkämpft, nicht immer gibt es eine Stelle. Die Absolventen könnten durch die BWL-Ausbildung auch in anderen Unternehmen arbeiten. Anders als an einer normalen Hochschule, an der das Studium meist in Vollzeit absolviert wird, soll die Ausbildung beim Kleeblatt mit einem normalen Beruf vereinbar sein.

Der ist auch nötig, um die Studiengebühren zu bezahlen: 28.440 Euro für drei Jahre Bachelor inklusive Einschreibegebühr. Dafür gibt es Lehrbücher, Skripte, Essen und Trinken sowie eine Dauerkarte für die Heimspiele der Fürther. "Meine Eltern unterstützen mich, aber ich finanziere es mir teilweise selbst", sagt Stefanie Erhard. Sie ist schon im zweiten Studienjahr – und dort die einzige Frau.

Mehr Studentinnen sind im neuen Semester dabei, das Mitte September begonnen hat. 13 Erstsemester besuchen seitdem den Campus beim Stadion am Laubenweg. Weil der ja umgebaut werden soll, können die Verantwortlichen noch nicht so richtig durchstarten. "Die Kurse laufen zwar wie geplant, doch eigentlich könnten wir noch mehr anbieten", sagt Tobias Auer. Wenn der Neubau im Herbst 2017 fertig ist, gibt es dann auch eigene Kursräume mit viel Platz.

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