Kleeblatt-Defensive: Löst Gjasula ein Luxusproblem?

17.7.2017, 05:52 Uhr
Der "Zehner" in der Innenverteidigung? Not macht erfinderisch, sagt das Sprichwort, das in Fürth gerade auf Jurgen Gjasula zutrifft.

© Sportfoto Zink / WoZi Der "Zehner" in der Innenverteidigung? Not macht erfinderisch, sagt das Sprichwort, das in Fürth gerade auf Jurgen Gjasula zutrifft.

Zwei Wochen vor dem Saisonstart ist vor und hinter den Kulissen bei der SpVgg Greuther Fürth einiges geboten. Der Kader steht – auf den ersten Blick nimmt sich das in der Endphase der Vorbereitung auf die neue Spielzeit durchaus überzeugend aus. Tatsächlich ist es aber nicht mehr als ein netter Ansatz, weil mehrere Fragezeichen im Kleeblatt-Personalkarussell noch immer kräftig rotieren. Die Konjunktive verbinden sich mit Sercan Sararer und Mathis Bolly, die ihre schwarzen Serien aus der Rückrunde der vergangenen Saison nahtlos fortsetzen.

Bolly macht seinem Ruf als Sensibelchen alle Ehre und fuhr wegen etwas nebulös klingender Beschwerden schon nicht mit ins Trainingslager. Der pfeilschnelle Stürmer wäre zweifellos ein Spieler, der den Unterschied machen könnte – aber das wäre er bereits seit langem. Und Besserung ist nicht in Sicht. Ebenfalls ein Kandidat für die Berufsgenossenschaft droht Sararer zu werden. Seine Beschwerden haben sich auch nach einer Leisten-OP nicht entscheidend gebessert. Heute soll nun darüber entschieden werden, ob ein nochmaliger operativer Eingriff notwendig ist. Damit würde der trickreiche Angreifer die erste Saisonhälfte sicher verpassen.

Planungssicherheit besteht seit Freitag immerhin auf der Position des Innenverteidigers. Intern hatten die Verantwortlichen bereits nicht mehr mit Marcel Franke geplant. Als nun der Deal mit dem englischen Zweitligisten Norwich City, der dem Verein zwischen 1,5 und 3 Millionen Euro einbringen soll, perfekt war, schickte Trainer Janos Radoki noch einen netten Gruß hinterher. "Wenn er hier bei uns weiter hart gearbeitet hätte, wäre sicher ein Bundesligaangebot gekommen. Aber nein, es muss sofort sein", raunzte Radoki und hakte diese Personalie ab. "Nur wenn Spieler gerne bei ihrem Verein sind, gehen sie auch für ihn durchs Feuer."

Darum kommt auf Sportdirektor Ramazan Yildirim in den nächsten Tagen viel Arbeit zu. Fürth sucht wieder einen Innenverteidiger, strenggenommen sogar zwei, weil Stephen Sama Zweitliga-Ansprüchen keinesfalls genügt und Lukas Gugganig derzeit allenfalls als Notnagel einzuplanen ist. Das medial kolportierte Interesse an dem in Augsburg beschäftigten Schalker Marvin Friedrich will man noch nicht bestätigen. "Interessant" findet ihn Radoki, wohlwissend, dass der 21-jährige Innenverteidiger nach einer längeren Verletzungshistorie wohl kein Kandidat ist, der dem fränkischen Zweitligisten sofort weiterhelfen könnte.

Radoki experimentiert

Insofern muss der Trainer notgedrungen viele Möglichkeiten in Erwägung ziehen. Das "Luxusproblem", das Yildirim noch 72 Stunden vorher beschrieben hatte, empfindet Radoki längst als gravierend. Beim 9:0-Aufwärmprogramm gegen Bezirksligist ASV Zirndorf bildeten neben Gugganig die beiden Mittelfeldspieler Adam Pinter und Jurgen Gjasula die Abwehrkette. "Der Trainer wird sich was dabei gedacht haben", meinte Gjasula vielsagend. Der Regisseur brächte ganz sicher Erfahrung und Spielintelligenz mit.

Wie es in Sachen Kopfballstärke und Zweikampfhärte steht, war aus dem Test gegen Zirndorf naturgemäß nicht herauszulesen. "Mir hat nicht gefallen, wie sich die Dreierkette im Ballbesitz bewegt hat", sagte Radoki. Oder besser "nicht bewegt hat", fand der Trainer den Auftritt doch "viel zu statisch. Da muss man mit Tempo in die Räume rein." Tempo ist das Stichwort, mit dem Fürth nun seine Experimentierphase beenden sollte ...

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