Kleeblatt verliert nach schweren Patzern in Magdeburg

27.4.2019, 14:51 Uhr
Zweikämpfe prägten dieses Spiel: Es war umkämpft, mitunter nicklig, und spannend bis zum Schluss. Am Ende gewann Magdeburg nicht unverdient.

© Sportfoto Zink / WoZi Zweikämpfe prägten dieses Spiel: Es war umkämpft, mitunter nicklig, und spannend bis zum Schluss. Am Ende gewann Magdeburg nicht unverdient.

Genau 38.317 Tage war es her, da feierte die SpVgg Fürth ihren ersten ganz großen Triumph. Nach 90 Minuten hatte es damals, am 31. Mai 1914, 1:1 gestanden im Finale um die Deutsche Meisterschaft, Gegner in Magdeburg war der VfB Leipzig. Dann schoss Karl Franz in der 153. Minute (!) die Spielvereinigung zum Sieg und zum Titel - sowie sich selbst zur Legende.

Knapp 105 Jahre später konnte sich daran wohl niemand der rund 850 Gästefans erinnern, die am Samstag per Sonderzug zum Auswärtsspiel nach Magdeburg reisten, in die Stadt, in der Fürths ruhmreiche Fußballgeschichte einst Fahrt aufgenommen hatte. Vom Glanz vergangener Tage ist der Fußball in der Kleeblattstadt mittlerweile ein gutes Stück entfernt, grämen muss sich dafür aber niemand, denn: Die Spielvereinigung spielt 2018/19 eine solide, weil in weiten Teilen sorgenfreie Runde und hatte am 31. Spieltag in der Landeshautptstadt Sachsen-Anhalts die Chance, endgültig Planungssicherheit für eine weitere Saison im Unterhaus zu schaffen.

Viermal tauschte Trainer Stefan Leitl dafür nach dem 1:1 gegen Berlin Personal: Maloca, Raum, Omladic und Steininger ersetzten Jaeckel, Wittek, Atanga und den rotgesperrten Toptorjäger Keita-Ruel. Der FCM startete jedoch druckvoller in die Partie und hatte schon früh eine hundertprozentige Chance, als Beck in einen missglückten Raum-Pass spritzte, Fürths Keeper Burchert umtanzte und erst am auf der Linie ausputzenden Maloca scheiterte. 

Ein Weckruf für die Gäste, die hernach besser in die Partie kamen und mit der ersten guten Chance sofort die Führung erzielten: Reese legte sich den Ball auf dem rechten Flügel vom rechten auf den linken Fuß und flankte dann butterweich auf den Kopf des Kollegen Steininger, der sich komplett unbewacht in den Strafraum stahl und zur Führung einnickte (11.). 

Fünf Minuten lang gab das Tor dem Kleeblatt Sicherheit, die Weiß-Grünen pressten nun in der gegnerischen Hälfte, provozierten viele Magdeburger Ballverluste - um die Gastgeber dann selbst wieder in Spiel zurückzuholen. Burcherts zu kurz geratener Abstoß landete punktgenau auf dem Kopf des Gegenspielers Lohkemper, der sogleich Sturmpartner Beck bediente - bei dessen wuchtigem Abschluss sah Burchert abermals nicht gut aus. 

Damit war zwar das 90-Minuten-Ergebnis von 1914 erreicht, warm ums Herz durfte dem Fürther Anhang aber dennoch nicht werden, denn: In der Kleeblatt-Defensive reihte sich fortan ein grober Schnitzer an den nächsten. Magdeburgs Lohkemper tauchte frei vor dem gut reagierenden Burchert auf (22.), Ignjovski (32.) und Beck (35.) schossen aus der zweiten Reihe daneben. Die Spielvereinigung kam kaum noch gefährlich über die Mittellinie, dafür aber in die Zweikämpfe: Torschütze Steininger hatte Glück, dass er für sein Einsteigen gegen Beck nur Gelb sah. 

Seguin im Sekundenschlaf

Sekunden vor dem Pausenpfiff leisteten sich die Gäste schließlich den nächsten groben Schnitzer, wieder mit fatalen Folgen: Seguin spielte den Ball gedankenlos zurück zum eigenen Torwart, übersah aber den im Strafraum stehenden FCM-Mittelfeldmann Bülter - der legte nur noch quer auf Lohkemper und plötzlich hatten die Hausherren das Spiel gedreht.

Ohne personelle Wechsel starteten beide Teams in Durchgang zwei; und auch spielerisch ging es weiter wie vor dem Seitenwechsel, denn die erste Torchance (51. Lohkemper) gehörte abermals den Hausherren, und erneut war der Ball zuvor von einem Fürther unabsichtlich aufgelegt worden. Malocas schwacher Klärungsversuch blieb aber folgenlos.

Der FCM zog sich in der Folge etwas zurück, presste nicht mehr ganz so intensiv in der gegnerischen Hälfte - in der eigenen ging die Heimelf jedoch weiter resolut zu Werke und versuchte so, den optisch überlegenen Fürthern den Nerv zu rauben. Die besseren Möglichkeiten hatten weiterhin die Magdeburger: In der 70. Minute musste Burchert nach einer Ecke gleich zweimal retten, Beck und Bülter scheiterten am Kleeblatt-Schlussmann.

Es dauerte gegen nun aufopferungsvoll kämpfende Gastgeber bis in die 79. Minute, ehe das Kleeblatt wieder gefährlich vor dem gegnerischen Tor auftauchte: Reeses Schuss senkte sich aber erst hinter dem Kasten ab. Weil die anschließende zaghafte Schlussoffensive nichts einbrachte, kann die Spielvereinigung theoretisch noch immer absteigen. Drei Spieltage vor Schluss hat die Leitl-Truppe acht Punkte Vorsprung auf Magdeburg (Relegationsplatz) und neun auf Ingolstadt (Platz 17).

+++ Hier öffnet sich der Live-Ticker in einem neuen Fenster +++

1. FC Magebdurg: Seidel - Ignjovski, Müller (88. Rother), Hammann, Perthel (78. Schäfer) - Erdmann - Laprevotte, Preißinger - Lohkemper (62. Chahed), Beck, Bülter

SpVgg Greuther Fürth: Burchert - Sauer, Maloca, Caligiuri, Raum - Seguin - Ernst (31. Jaeckel), Green - Omladic (73. Atanga), Reese, Steininger (52. Redondo)

Tore: 0:1 Steininger (11.), 1:1 Beck (16.), 1:2 Lohkemper (46.) | Gelbe Karten: Preißinger, Perthel - Maloca, Steininger, Raum, Reese | Schiedsrichter: Koslowski (Berlin) | Zuschauer: 18.241.

 

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