Krise an der Elbe: HSV-Trainer Fink unter Druck

16.9.2013, 16:06 Uhr
Krise: Oliver Kreuzer und Thorsten Fink haben es dieser Tage nicht leicht.

© dpa Krise: Oliver Kreuzer und Thorsten Fink haben es dieser Tage nicht leicht.

Rückendeckung sieht anders aus. Zwei Tage nach dem 2:6-Debakel bei Borussia Dortmund hat HSV-Sportdirektor Oliver Kreuzer seinen Fußball-Coach Thorsten Fink für die häufigen Kurzreisen zur Familie nach München kritisiert und ihm keine Jobgarantie für die nächsten Wochen ausgestellt. „Das Thema Trainer stellt sich für mich Stand heute nicht“, sagte Kreuzer am Montag. Zugleich schränkte er aber ein: „Was weiß ich, was morgen ist?“

Die Bundesliga-Mannschaft absolvierte am Sonntagmorgen einen Waldlauf ohne den Coach, der Montag blieb trainingsfrei. „Zugegebenermaßen ist das etwas unglücklich, die Entscheidung getroffen zu haben, zur Familie zu fliegen“, meinte der neue Sportdirektor. Dennoch sei er weit entfernt, von „einem Schicksalsspiel“ gegen Werder Bremen am Samstag (15.30 Uhr) zu sprechen: „Thorsten weiß, dass das Derby für uns alle ein brisantes Spiel ist. Schicksal ist etwas anderes.“ Auch setze er keine Fristen. Das Gerücht, Coach Franco Foda habe den 1. FC Kaiserslautern nur verlassen, um für den Hamburger SV frei zu sein, wies er scharf zurück: „Ich weiß nicht, woher der Name kommt, ich habe das auch gelesen. Das ist absoluter Schwachsinn.“ Solange Fink Trainer sei, beschäftige er sich nicht mit Nachfolgekandidaten.

Dennoch machte Kreuzer sehr deutlich, dass er gegen Werder und drei Tage später im DFB-Pokal gegen Greuther Fürth ein anderes Gesicht von der Mannschaft sehen will. Vier Punkte nach fünf Partien und Platz 15 seien viel zu wenig. „Ich hoffe, dass Thorsten Antworten hat. Er ist ein Trainer, der offensiv spielen lässt, aber die Basis für Erfolg ist eine gute Defensive. Das müssen wir abstimmen“, forderte der 47 Jahre alte ehemalige Bayern-Verteidiger. Dass er sich durchzusetzen weiß, zeigte Kreuzer in der Vorwoche, als er Fink klarmachte, dass die Verteidiger Michael Mancienne und Slobodan Rajkovic ein für alle Mal aussortiert bleiben.

Vier Gegentore in der Vorbereitung beim Zweitligisten Dresden, fünf zu Hause gegen Hoffenheim und nun sechs in Dortmund sind zu viel für die Hanseaten mit dem Anspruch der Qualifikation für Europa. Mit 15 Gegentoren verfügt der HSV momentan über den schlechtesten Defensiv-Verbund. Kreuzer suchte aber nicht die Schuld bei den Abwehrspielern um Heiko Westermann: „Die Jungs in der Viererkette waren die ärmsten Schweine. Die Defensivarbeit der Vorderleute war ungenügend. Die Lücken sind einfach zu groß.“

Beim nächsten Gegner Werder Bremen gibt es derzeit ähnliche Probleme, aber es geht – wie fast immer – deutlich unaufgeregter zu. Dass auch Werder die Reißleine zu ziehen bereit ist, zeigte sich am Ende der vergangenen Saison bei der unschönen Trennung von Thomas Schaaf. Doch an der Weser gehen sie mit Krisensituationen gelassener um. Auch Schaaf-Nachfolger Robin Dutt gönnte seinen Spielern am Montag wie geplant einen trainingsfreien Tag. „Ich weiß, was in einer solchen Situation zu tun ist“, sagte Dutt: „Vor allem ist es das Wichtigste, dass der Trainer Ruhe bewahrt. Das ist meine Aufgabe.“

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