Lahmes Angriffsspiel: Gründe für die Sturm-Flaute beim FCN

2.3.2021, 06:00 Uhr
Menschlicher Prellbock: Manuel Schäffler hat es auch nicht leicht.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Menschlicher Prellbock: Manuel Schäffler hat es auch nicht leicht.

Ein Nullnull ist selten geschichtsträchtig. Über das Nullnull vom Sonntag gegen Eintracht Braunschweig sprechen die Menschen noch, weil es wahrscheinlich auch nach vier oder fünf Tagen Spielzeit ein Nullnull geblieben wäre. Die 25 eingesetzten Nicht-Torhüter hatten in 90 Minuten exakt einen Abschluss zustande gebracht, der es auch über die Linie geschafft hätte. Die 40. Minute: Nikola Dovedan aus 15 Metern mit links, Schlussmann Jasmin Fejzic mit der rechten Faust.

Der überschaubare Rest: Oben oder seitlich vorbei oder Abseits. Die Offensivkräfte wie Manuel Schäffler und Dennis Borkowski hatten gegen den kompakt und tief stehenden Defensivblock der Gäste nicht viel zu melden, sehr ähnlich sah es auf der anderen Seite aus. 62 Ballkontakte hatten die beiden, zusammen. Und damit sieben weniger als ihr Innenverteidiger Georg Margreitter.

In Karlsruhe und gegen Braunschweig "ging viel über den zweiten Ball und mich als Wandspieler, auch nach Befreiungsschlägen", sagt Torjäger a.D. Schäffler, der somit vorrangig damit beschäftigt war, "extrem viele Zweikämpfe" zu führen: "Man ist viel am Ringen, am Platz freiräumen, um den Ball zu behaupten."

Resultate stimmen einigermaßen

Der entscheidende Nachteil der Hoch-und-weit-Strategie: Der Gegner kann sich prima darauf einstellen, wenn er weiß, dass Überraschungsmomente im Aufbau eher selten sind. Beim 1. FC Nürnberg nehmen sie gerne in Kauf, dass ihnen strategische Einfallslosigkeit vorgeworfen wird, solange die Resultate wieder einigermaßen stimmen. Wobei nicht jeder ein Heim-Nullnull gegen den auswärts weiter sieglosen Tabellenvorletzten als Erfolg wertet. Manuel Schäffler ist herzlich egal, was andere denken.


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Ihm und seinem Club geht es jetzt darum, es schon am Sonntag in Düsseldorf auch mit Ball wieder ordentlich hinzubekommen. Gestern folgte freilich der nächsten Dämpfer; im so genannten Spielersatztraining knickte Robin Hack um, die Diagnose am Nachmittag sorgte für Betroffenheit: Bänderriss im rechten Sprunggelenk, mehrere Wochen Pause. Nachdem er sich gerade mehrere Wochen von einer Bänderverletzung im linken Sprunggelenk erholt hatte und gegen Braunschweig in der Schlussviertelstunde sein Comeback gab.

Also müssen es vorn weiterhin die Kollegen richten. Rekonvaleszent Felix Lohkemper konnte am Montag die Belastung erneut steigern und darf vielleicht schon am Sonntag mit auf die Bank. Beim nächsten Versuch, wieder etwas mehr Balance zwischen Abwehr und Angriff in den 1. FC Nürnberg zu kriegen. "Wir stabilisieren die Defensive jetzt besser als noch im Januar", findet Schäffler, als lediglich zwei Punkte aus sechs Spielen mit insgesamt 14 Gegentoren für die erste allgemeine Verunsicherung der Saison gesorgt hatten.

Vereinfachtes Spiel nach Negativerlebnissen

Es folgten sieben Punkte aus vier Spielen, mit nur noch drei Gegentoren. "Wir mussten nach den vielen Negativerlebnissen etwas verändern", erzählt Schäffler, "und haben unser Spiel deshalb vereinfacht." Für die hinterste Reihe heißt das jetzt, möglichst zügig den kräftigen Mittelstürmer einzubinden, der mit dem Rücken zum Tor eine Art menschlicher Prellbock geben muss.

Dass das leichter gesagt ist als umgesetzt, hat man auch am Sonntag gesehen. 36 Ballkontakte, die meisten mit Schmerzen verbunden. "Ich kann mich wirklich nicht an ein Spiel ohne eigenen Torschuss erinnern", sagt er, lediglich nach einer Hereingabe von Tim Handwerker hätte es einer werden können.


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Flanken sind ja gerade auch so ein Thema beim 1. FC Nürnberg; die meisten verfehlen ihr Ziel doch relativ deutlich, wenn sie mangels potenzieller Abnehmer in der Mitte überhaupt geschlagen werden. Schäffler dürfte sich in etlichen Situationen ziemlich einsam gefühlt haben im Strafraum, so ganz allein unter sechs, sieben Braunschweigern. Deshalb würde er etwas mehr Unterstützung im vorderen Zentrum durchaus begrüßen.

Elf Runden vor Schluss scheint sich der Club defensiv wieder gefangen zu haben, allerdings auf Kosten der Offensive. Was aber wohl nur die halbe Wahrheit ist. "Wir treffen vorn noch zu oft falsche, nicht zielführende Entscheidungen", sagt Schäffler, "da geht es aber auch oft um Millisekunden." Im Bestreben, die ungeliebte Null wieder loszuwerden.

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