Löwen weg, Bakalorz bald da? Beim Club tut sich viel

27.5.2019, 05:45 Uhr
Ziemlich sicher bald kein Nürnberger mehr: Das Spiel in Freiburg war wohl das letzte von Eduard Löwen im Club-Dress.

© Sportfoto Zink / DaMa Ziemlich sicher bald kein Nürnberger mehr: Das Spiel in Freiburg war wohl das letzte von Eduard Löwen im Club-Dress.

Selbst am Geburtstag ließ es Robert Palikuca erst abends etwas ruhiger angehen. Mit ein paar Freunden warf er am Freitag zu Hause in Meerbusch bei Düsseldorf den Grill an, etwas mehr Zeit für seine Familie wird er aber wahrscheinlich erst nach Abschluss der Transferperiode finden.

"Wir haben noch ganz, ganz viel Arbeit" 

Bis dahin sind es noch fast 14 Wochen, in denen der Sportvorstand noch einiges vorhat mit seinem neuen Club, unterwegs ist er eigentlich ständig. Am Donnerstagabend verfolgte er in Stuttgart das Relegationshinspiel, am Montagabend schaut er sich in Berlin das Rückspiel an. Ansonsten: unzählige Telefonate und Verabredungen mit erschwinglichen Profis und deren Beratern.

"Wir haben noch ganz, ganz viel Arbeit, bis die Saison losgeht", sagt Palikuca, am letzten Juli-Wochenende muss die Zweitliga-Mannschaft des 1. FC Nürnberg erstmals ihre Konkurrenzfähigkeit nachweisen. Von der soeben krachend abgestiegenen Erstliga-Mannschaft soll zumindest die Achse übrig bleiben.

Verkraften muss der Club allerdings den Abgang von Eduard Löwen, der sich ab 2. Juni mit der deutschen U21-Nationalmannschaft auf die EM in Italien und San Marino (16. bis 30. Juni) vorbereitet. "Ich denke, er wird den Verein verlassen", bestätigt Palikuca, allerdings nicht, dass der Mittelfeldspieler nach Frankfurt oder Augsburg wechselt.

Der Markt für ein junges Talent wie ihn ist größer als vielleicht vermutet, was für den 1. FC Nürnberg und Palikuca nicht von Nachteil sein muss, wenn es um die Ablöseforderung geht. Seinen Vertrag hatte Löwen erst vor ungefähr einem Jahr nach Club-Angaben "langfristig" und damit bis mindestens 2022 verlängert, ohne Ausstiegsklausel.

Somit wird sein Transfer einen Haufen Geld in die Kasse spülen, wovon die Verantwortlichen einen nicht unerheblichen Teil in fähiges Personal reinvestieren möchten. Nach Oliver Sorg (Hannover 96) und Felix Lohkemper (1. FC Magdeburg) sind offenbar schon weitere Neuverpflichtung fix, in dieser Woche wird es jedenfalls die nächsten Pressemitteilungen geben.

Gespräche mit Hermann

Das von Palikuca angeschlagene Umbautempo sorgt nicht nur in der Nürnberger Fan-Szene für Aufsehen; letztlich sind seine rasanten Entscheidungen aber nur das Resultat intensiver Analysen des Ist-Zustands - mit dem sie sich beim Club nicht zufriedengeben wollen.

Auch deswegen soll unbedingt noch ein Technischer Direktor installiert werden, unter anderem als eine Art Verbindungsmann zwischen Führungsetage und Fußballern. Als nach wie vor heißer Kandidat gilt Peter Hermann, am Sonntag gab der FC Bayern den Abschied des landauf, landab hoch geschätzten Co-Trainers im Sommer bekannt. Nicht bekannt gab der FC Bayern, ob sich der 67-Jährige zur Ruhe setzt oder noch unruhig genug ist für den Club.

 

Palikuca wollte erst noch das Pokal-Finale abwarten. "Wir werden jetzt reden", sagt der Sportvorstand, "Ausgang offen". Dass sich Hermann das Angebot aus Nürnberg, wo er in der Saison 2008/09 als Assistent von Michael Oenning erheblichen Anteil am sofortigen Wiederaufstieg hatte, überhaupt anhört, könnte natürlich für den Absteiger sprechen, muss aber wohl nicht viel heißen. "Sollte Peter sich dazu entschließen, seine Karriere zu beenden", so Palikuca, "würden wir das auch respektieren."

Der dreifache Marvin 

Dann kommt eben ein anderer, Palikuca hat in seinem Berufsleben gelernt, sich nicht auf die erstbeste Option zu verlassen. Das gilt selbstverständlich auch für die aktuelle Kaderplanung; wie berichtet, besteht Interesse am ehemaligen Zweitliga-Torschützenkönig Marvin Ducksch, der in Düsseldorf durchgefallen ist ist: "Mit so einem Spieler muss man sich zwangsläufig auseinandersetzen", sagt Palikuca, das gelte, wie Bild berichtet, auch für Marvin Mehlem (Darmstadt 98). Sollte ihn die Fortuna tatsächlich erst mal verleihen, "muss man schauen, ob das passen könnte, der Junge hat einen Markt".

Einen Markt, auf dem sich auch der Club umschaut und den nächsten Marvin, Nachname Bakalorz, für sich entdeckt hat – den jetzt ablösefreien Kapitän von Hannover 96, der sich bereits verabschiedet hat von den Niedersachsen: "Wir sind offiziell an ihm interessiert", bestätigt Palikuca, schließlich braucht er ja einen Ersatz für Löwen im zentralen Mittelfeld. Wer suchet, der findet, aber noch ist ja Zeit. Ungefähr 14 Wochen. 

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