Match-Statistik: Ein fränkisches Standard-Rätsel

29.8.2016, 16:26 Uhr
Da stehen sie also wieder rum - diesmal nach dem Spiel und bei den Fans, um sich für das 1:6 in Braunschweig zu entschuldigen.

© Sportfoto Zink / DaMa Da stehen sie also wieder rum - diesmal nach dem Spiel und bei den Fans, um sich für das 1:6 in Braunschweig zu entschuldigen.

Es hatte so vielversprechend begonnen. Mit der ersten Torchance hatte der Club gleich die Führung erzielt, der krabbelnde Burgstaller traf nach nur acht Minuten geistesgegenwärtig am Boden liegend per Kopf. Drittes Ligaspiel, dritte FCN-Führung - und das beim (Auswärts-)Angstgegner Braunschweig, wo seit fast 30 Jahren kein dreifacher Punktgewinn mehr glückte. Der Club war auf Kurs, auch in der Folge sah das fränkische Spiel mindestens passabel aus; Braunschweig tat sich enorm schwer - und schlug dann, weil aus dem Spiel nichts ging, plötzlich nach Standards zu. Und wie.

1:1 Kumbela nach einer Ecke (43.), 2:1 Decarli abermals nach einem nicht konsequent geklärten Eckball (45.+2), 3:1 Decarli nach - natürlich - der nächsten Ecke (55.). Binnen zwölf Minuten erzielte die Eintracht gegen urplötzlich apathisch verteidigende Club-Profis nach drei Standardsituationen drei Tore - die Gegenwehr des FCN war freilich gebrochen, das Spiel gelaufen, am Ende wurde es ein richtig bitteres 1:6.

"Die ersten drei Gegentore sind einfach zu erklären: Das waren alles Standard-Tore", bemerkte Enis Alushi - ohne aber zu erklären, warum der FCN so schläfrig und unaufmerksam bei den ruhenden Bällen agiert hatte. "Dass wir drei Tore nach Standards kassieren, ist bezeichnend", lamentierte Alois Schwartz nach dem Spiel nur, während Miso Brecko anmerkte: "Jeder Standard der Eintracht war gefährlich."

Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht lobte hingegen natürlich die Waffe seiner Mannschaft: "Standardsituationen sind eine neue Qualität in unserem Spiel. Dadurch konnten wir die Partie drehen." Durch die dreimalige Halbherzigkeit machte sich der FCN so also ein gutes Ergebnis und Auswärtsspiel zunichte - da nützten dem FCN dann auch fast 60 Prozent Ballbesitz, 100 mehr gespielte Pässe sowie eine um zehn Prozent bessere Passgenauigkeit (73 zu 63 Prozent) in der Fremde nichts.

"Das 1:2 vor der Pause war psychisch nicht gut für uns. Wir kommen aus der Halbzeit raus und fangen uns das nächste Tor. Das war der Genickbruch", erklärte Alushi, weshalb es ab der 55. Minute völlig dahinging, auch spielerisch. Anschließend war die Gegenwehr des FCN völlig gebrochen, Braunschweig besserte seine statistischen Werte in der letzten halben Stunde mächtig auf, verzeichnete am Ende 23 zu 14 Schüsse, alleine elf davon gingen auf Raphael Schäfers Kasten - sechs fanden den Weg ins Ziel. "Wie man sich nach dem dritten Tor hängen gelassen hat, ist für mich schon verwunderlich. Auch wenn man das vierte Tor kassiert, darf man sich nicht ergeben", kritiserte FCN-Coach Schwartz sein Team.

40 Minuten hatte der Club bissig und aufmerksam agiert, dann bei ruhenden Bällen aber jeweils überhaupt nicht mehr aufgepasst. Diesem Rätsel wird Alois Schwartz auf den Grund gehen müssen.

17 Kommentare