Mehr als ein Fehlwurf: Bissels HCE übt Selbstkritik

7.3.2021, 07:47 Uhr
Auch in Melsungen lag Christopher Bissel wieder mehrmals in der Luft, der vierte und mitentscheidende Wurf landete aber nicht im Ziel.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Auch in Melsungen lag Christopher Bissel wieder mehrmals in der Luft, der vierte und mitentscheidende Wurf landete aber nicht im Ziel.

Nach dem Schlusspfiff war Christopher Bissel dann doch zumindest kurz danach, sich zu verstecken. Bissel zog sich das Trikot über den Kopf, als könnte er sich so einfach in Luft auflösen, als könnte er so einfach verschwinden. Seine Gefühle wollte er für sich behalten, aber es brauchte natürlich keinen Blick in sein Gesicht, um zu erahnen, wie er sich nach der 29:31-Niederlage gegen die MT Melsungen fühlte.

"Wir sind mit Sicherheit nicht zufrieden", stellt der Linksaußen des HC Erlangen am Tag danach fest und klingt dabei immer noch sehr zerknirscht: "Wir haben die gute Chance verpasst, einen oder sogar zwei Punkte zu holen." Auch weil ihm im entscheidenden Moment das Glück abhanden kam. Sein Trainer hatte es bereits wenige Minuten nach dem Schlusspfiff ähnlich zusammengefasst: "Es tut weh, weil wir eigentlich ein gutes Spiel gemacht haben", sagte Michael Haaß bei Sky.

"Zu viele Abstimmungsprobleme", sagt Bissel

Wie so oft in dieser Saison wirkte der HCE sehr gut vorbereitet, als die Begegnung am Donnerstagabend in der Kasseler Rothenbach-Halle angepfiffen wurde. Die Gäste hielten sich an die Vorgaben ihres Trainers, spielten mit hohem Tempo und ohne allzu großen Respekt. Mit weiten Kreuzungen brachten sie die Melsunger Abwehr in Bewegung und schufen so Lücken für Antonio Metzner, Simon Jeppsson oder Sebastian Firnhaber. Schnell stand es 6:3 für Erlangens beste Handballer (8. Minute) und sogar 9:5 (12.), dann erlaubten sie sich aber "eins, zwei, drei Abstimmungsprobleme zu viel", wie es Bissel mit etwas Abstand formuliert.

Zur Pause war die Partie ausgeglichen (16:16), danach waren es die Gastgeber, die auf bis vier Tore davon zogen (22:18, 36.). Julius Kühn durfte relativ ungehindert sein 1000. Tor in der Handball-Bundesliga erzielen, selbst ging im Angriff zunächst nicht mehr viel. "Wir haben in der zweiten Halbzeit keine Lücken mehr gefunden und ein bisschen vergessen, das Spiel breit zu machen", sagte Haaß, und: "Zu viel Finn Lemke gesucht."

Bissel hebt ab, Simic hält

Der 2,10 Meter große Abwehrturm durfte gleich sieben Erlanger Würfe blocken, statt öfter die zuletzt so treffsicheren Johannes Sellin und Bissel auf den Außen zu suchen, probierte es der HCE zu oft durch die Mitte und mit dem Kopf durch die Wand. Erst als Haaß auf eine 5-1-Deckung umstellte und Bissel nach vorne zog, konnte der Lauf gestoppt werden. Mehr noch: Plötzlich schien wieder alles möglich.

Drei Minuten vor Schluss stürzte sich Bissel gleich in zwei Gegenspieler und brachte den Ball trotzdem zum 27:27 im Tor unter, nur eine Minute später hätte er erneut den Ausgleich erzielen können. Perfekt freigespielt von Jeppsson hob der Herzens-Erlanger ab - und scheiterte an Torhüter Nebojsa Simic. Millisekunden blieben Bissel, um sich für eine Ecke zu entscheiden. Er wählte die falsche.

"Es war genug Platz, aber der Wurf war schlecht ausgeführt", sagt er über die Szene, durfte für sich aber zurecht in Anspruch nehmen, dass nicht nur dieser eine Wurf das Spiel entschieden hatte.​​​​​​​ "Man sieht, dass wir uns auch bei solchen Mannschaften inzwischen nicht mehr verstecken müssen", sagt Bissel. Am Donnerstag war ihm trotzdem kurz danach.

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