Meisterspieler Starek: "Mit dem Herzen bin ich beim Club"

22.5.2018, 17:02 Uhr
Meisterspieler Starek:

© Sportfoto Zink / DaMa

Nürnberger Zeitung: Es waren viele Highlights im Meisterjahr – hat sich Ihnen ein Erlebnis besonders eingeprägt?

Gustl Starek: Eigentlich das Spiel gegen Bayern München, das war natürlich das Highlight. Aber ich muss auch gestehen, dass ich von der Bank aus das Spiel gegen Mönchengladbach gesehen habe, und das war von der Klasse und den Emotionen her ähnlich. 1:0 und 7:3 ist schon ein Unterschied, aber es war ein ganz, ganz wichtiges Spiel gegen Gladbach. Das habe ich von der Bank aus gesehen, es hat mich aber trotzdem begeistert.

Es war in dieser Saison neu, dass eine Auswechslung möglich war, und Sie waren ja direkt davon...

Starek: Es war so – ich habe mich am Anfang der Saison im Freundschaftsspiel gegen Feyenoord Rotterdam verletzt. Das war der Grund, dass ich kurz vor der Saison nicht fit war. Der Max Merkel war nicht zufrieden, und deswegen hat er so begonnen, dass ich auf der Bank war, weil ich die zwei Wochen vorher nicht so richtig mittrainieren konnte. Es hat geklappt, und ich glaube, er hat mich im ersten Spiel fünf Minuten vor Schluss reingeschickt. Das hätte er sich auch sparen können. Im zweiten oder dritten Spiel gegen Hamburg hatte er Probleme mit Schorsch Volkert. Der Schorsch war ihm irgendwie über die Leber gelaufen, und so habe ich gegen den HSV Linksaußen gespielt. Ich habe auch ein Tor geschossen, und wir haben gewonnen. Und im nächsten Spiel – der Max hat ja zu beginn den Hanni Müller gegen den Spielmacher der gegnerischen Mannschaft spielen lassen. Ich war kein Defensiver, ich war ja ein Offensiver. Ich bin ja gekommen als Schützenkönig aus Österreich, als Stürmer. Der Max hat mich ja als Stürmer verpflichtet und hat mich im Mittelfeld eingesetzt, wenn wir offensiv spielen sollten. Ich habe die offensive Variante gespielt und in der Saison als Mittelfeldspieler sechs Tore geschossen. Aber der Beginn war, dass ich, weil ich verletzt war, nicht von Anfang an gespielt habe. Und im Laufe der Saison, auch gegen die Bayern, habe ich von Beginn an gespielt.

Aber das mit dem Auswechselspieler war ja eine ganz neue Erfahrung.

Starek: Ja, natürlich. Im Prinzip ist es eh gut, weil es ja nicht fair war, wenn einer verletzt war und man nicht austauschen konnte. Das war schon eine gute Einrichtung. Aber wie gesagt, der Start war ja so gut, hat so gut geklappt – warum sollte er da was ändern? Diese drei Siege, zu Hause gegen Frankfurt, auswärts Braunschweig und dann wieder zu Hause gegen Gladbach, diese drei Siege hintereinander, das war natürlich toll. Aber im Laufe der Saison habe ich mich dann immer mehr etabliert. Das war meine erste Saison in der deutschen Bundesliga. Ich bin aus Österreich gekommen, und wie Sie wissen, war es in Österreich nicht so ernsthaft. Da war es ein bisschen gemütlicher, und das wollte der Trainer auf keinen Fall. Für mich persönlich war es gut, denn ich habe gelernt. Das hat mir für meine weitere Karriere geholfen. Die nächste Saison bei Bayern habe ich alle Spiele gemacht, 40 Pflichtspiele, da hat es kein Problem gegeben. Ich bin zu Bayern und habe mir gedacht, der Club wird wieder Meister, weil sie fünf, sechs Spieler bekommen haben. Der große Fehler, Brungs und Ferschl und mich vielleicht drauf als Zugabe wegzugeben – ich weiß nicht, warum er uns hat gehen lassen. Der Trainer wird schon seine Gründe gehabt haben. Leider hat es damals keinen Sportmanager gegeben oder sonst eine Person, die eventuell über diese Dinge diskutiert hätte. Wenn der Franz Brungs und Ferschl nicht gegangen wären, wäre der Club nie abgestiegen. Meine Person war egal, da hat irgendein anderer gespielt. Aber ich habe es ja mit Bayern ganz gut getroffen, das Double war ja ganz nett.

War das Ihre Initiative, zu Bayern zu wechseln, oder ging das...

Starek: Das war der Robert Schwan. Er hat mich gefragt, ob ich eventuell zu Bayern kommen will, weil die Bayern ihren Spielmacher aussortieren wollten, den Dieter Koulmann. Das war ein guter Spieler, aber die wollten sich halt verstärken und haben mich gefragt. Der Trainer hat mich für meine Begriffe ein bisschen benachteiligt: Von einem Landsmann wollte er mehr. Ist okay, ich war ihm ja auch nicht böse, aber ich habe mir gedacht, ich gehe diesen Problemen aus dem Weg. Der Max hat nichts dagegen gehabt, ich habe ihn gefragt: 'Trainer, wie schaut's aus? Bayern München hat sich interessiert, die wollen mich holen.' Sein Kommentar war: 'Wenn Du Dich verschlechtern willst, dann gehst zu Bayern!' Das hat er gesagt und hat mich aus dem Vertrag rausgelassen. Nürnberg hat ja auch für mich eine Ablöse bekommen, und alles war okay. Dass wir mit Bayern von ersten bis zum letzten Spieltag Erster sind und auch das Double machen, hätte ich nicht gedacht.

Nimmt man aber doch gerne mit.

Starek: Natürlich! (lacht) Vor allem auch deswegen, ich war das Jahr vor Nürnberg bei Rapid auch Meister – das ist auch eine Seltenheit: dreimal Meister mit drei Klubs in drei Jahren! Aber dann ist das Pech ja gekommen: Im ersten Spiel der neuen Saison bei den Bayern wurde ich schwer verletzt. Also das Glück bleibt nicht ewig.

Zu der Zeit bei Bayern war dort auch der Peter Pumm.

Starek: War er. Mit dem habe ich übrigens zehn Jahre, vom Nachwuchs bis zur ersten Mannschaft, in Österreich gespielt bei Simmering. Das war ein Randbezirk von Wien, und wir waren auch in der obersten Liga. Wir waren zehn Jahre zusammen, dann haben sich die Wege getrennt, und zwei Jahre später waren wir bei Bayern München, zwei Simmeringer, und wie gesagt, wir haben alle Spiele durchgemacht bei Bayern. Bei Bayern waren wir ja überhaupt nur 13 Spieler – ähnlich dem Club. Beim Club waren wir ja auch nur zwölf Spieler, es hat ja sonst kaum jemand gespielt.

Heute unvorstellbar!

Starek: Unglaublich! Acht Spieler bei Bayern haben alle Spiele gemacht – 40 Spiele, 34 Meisterschaft und Cup.

Wie ist heute der Kontakt zu den damaligen Mitspielern? Sie waren ja im Dezember da zum Jubiläum des "Jahrhundertspiels"...

Starek: Natürlich. Aber ich habe zwischendurch mehr Kontakt mit Bayern gehabt als mit dem Club – die haben mich dann ja in der zweiten Liga geholt, von Rapid Wien. Das war wieder Bayern München, ich war ja unter Vertrag bei Bayern, ich hatte einen Vier-Jahres-Vertrag und bin ein Jahr nach meiner Verletzung leihweise zurück zu Rapid Wien gegangen. Dann hat mich Nürnberg kontaktiert, weil sie abgestiegen sind, und haben mich gefragt, ob ich wieder komme. Ich habe gesagt, 'Ich bin bei Bayern München, ich habe ja vier Jahre Vertrag'. Dann habe ich den Schwan gefragt, 'Wie schaut´s aus, kann ich eventuell zu Nürnberg gehen?' Er hat zugestimmt und dann habe ich Nürnberg den Bayern vorgezogen. Ich will nicht sagen, dass das von mir ein Fehler war – die Gründe, warum ich nach Nürnberg gegangen bin und nicht wieder meinen Vier-Jahres-Vertrag bei Bayern wahrgenommen habe, möchte ich nicht sagen.

Der Kontakt nach Nürnberg war jetzt durch das Jubiläum intensiver?

Starek: Ja, natürlich. Durch das Jubiläum ist das wieder intensiviert worden. Sonst war ich eben mehr mit Bayern München in Kontakt, bin immer eingeladen zu den besonderen Spielen. Wir haben dann Golf gespielt jedes Jahr, auch heuer wieder. Vor dem ersten Spiel der neuen Saison treffen sich alle Fußballer beim Golfen. Das ist immer ein Turnier, und anschließend am nächsten Tag ist das erste Bundesliga-Spiel. Also mit Bayern war und ist der Kontakt bis heute etwas intensiver. Nur jetzt, muss ich sagen, mit dem Herzen bin ich beim Club, weil ich es ihnen so gewünscht habe, dass sie wieder aufsteigen und weil der Beginn meiner internationalen Karriere dann doch beim Club war. Ich habe da viel mitgenommen. Die Eindrücke haben mir sehr imponiert, und wie gesagt, es war eine Riesenhilfe für meine weitere Karriere, bei Nürnberg zu spielen.

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