«Mensch Rooobi, pass doch auf!«

22.4.2008, 00:00 Uhr
«Mensch Rooobi, pass doch auf!«

© Barth

So auf den ersten flüchtigen Blick wird man Robert Dühring bei den Falke-Basketballern nicht vermissen. Der 2,02 Meter große Center war nicht der Mann für krachende Dunkings, keiner, der sich mit zwei Gegnern - am rechten und linken Arm hängend - mit Urgewalt zum Korbleger hochwuchtete; er war auch nicht der Mann fürs Grobe, so einer wie früher Thomas Rißmann, der seine Gegner mit schierer Präsenz oder, wenn es sein musste, auch mit einer stark körperbetonten Aktion nachhaltig einzuschüchtern wusste.

Aber Robert Dühring war immer da. Acht Jahre lang spielte er in Nürnberg Basketball. Die ersten beiden im später zerbrechenden Consors-Team; dann in jener Aufbruch-Ära, als die «Falken« über die Regionalliga bis in die Bundesliga aufstiegen; und in den vergangenen drei Jahren, als es wieder nur abwärts ging. Dühring war immer dabei, selten spektakulär, aber immer zuverlässig für die Mannschaft da.

Schmerzhafte letzte Saison

Als er vor zwei Wochen vor dem letzten Heimspiel gegen Hagen mit einem Transparent der Fans («Danke Robi für 8 Jahre«) und einem Plüschbären verabschiedet wurde, da waren ihm keine großen Gefühle anzusehen. Er lächelte etwas verlegen, aber die Geste ging tief. «Es war sehr schön«, sagt er, «es war nur schwer für mich, weil ich wegen meiner Verletzung nicht mehr spielen konnte.« Die Saison war noch einmal schmerzhaft gewesen. Die Nase hat er sich gebrochen, die Bänder im linken Knöchel angerissen - «und irgendwie«, sagt er, «habe ich schon befürchtet, dass ich in den letzten Spielen zusehen muss.« Der große Optimist spricht da nicht aus ihm.

Hält man es mit dem Trainer, dann geht mit Robert Dühring «ein echtes Falke-Urgestein«. Wenn Stephan Harlander das sagt, der mit den DJK-Basketballern groß geworden und inzwischen beinahe mit dem Team verheiratet ist, dann klingt das wie ein Ritterschlag. Als Dühring vor acht Jahren aus Geretsried (Kreisklasse A!) auf Empfehlung von Harlanders Freundin Eva Weikert nach Nürnberg kam, da wog er 91 Kilogramm und sah in der Gilde der muskelbepackten Center aus wie eine dürre Kiefer mitten im Eichenhain. «Ich bin nie der große Athlet gewesen«, sagt er über sich selbst - aber dafür einer, der sich mit Fleiß und Verstand unter der Regie Harlanders stetig verbessert hat. Körperlich packte er gut zehn Kilo Muskeln drauf; enorm dazugelernt, so der knapp 29-Jährige, habe er jedoch vor allem im taktischen Bereich. So viel, dass es ihm gelang, selbst in der Bundesliga einen ordentlicher Backup-Center, also einen wertvollen Mann für die Ersatzbank, abzugeben. Der schon eher zu Pathos neigende Harlander drückt es so aus: «Wie sich Robi hier in den Jahren entwickelt hat, das macht mich als Trainer auch richtig stolz.«

Nur Sport wäre zu wenig

Die beiden hatten immer ein gutes Verhältnis - am Anfang eines, das von privaten Gemeinsamkeiten gefördert wurde, inzwischen eines, das von Vertrauen und Respekt geprägt ist. Brüllte Harlander bei einem Fehler seines Centers sein berüchtigtes «Mensch, Rooobi!« durch die Halle, zuckte Dühring anfangs noch erschrocken zusammen. Inzwischen, sagt er, habe er gelernt, mit einem unter Hochspannung stehenden Trainer umzugehen. Oder anders ausgedrückt: Man muss ihn auch mal schreien lassen. Dühring vergisst aber nicht zu erwähnen, dass er nur unter einem Trainer wie Harlander gleich auf zwei Ebenen nach oben steigen konnte: Als Sportler und auch beruflich, denn der Basketballer hat neben seiner basketballerischen Laufbahn ein Biologie-Studium in Erlangen absolviert und es vor zwei Jahren mit dem Diplom abgeschlossen. «Nur Sport wäre mir zu wenig gewesen. Harli hat mich immer bestärkt darin und es akzeptiert, dass ich manchmal wegen der Uni ein Training auslassen musste«, sagt Dühring.

Nur in den vergangenen zwei Jahren konzentrierte sich Dühring voll auf den Sport, verschob den Einstieg ins Berufsleben. Sportlich ging es leider abwärts. Abstieg aus der Bundesliga, Abstieg aus der 2.Liga Pro A. «Vor der letzten Saison dachte ich schon, dass ich den jungen Spielern mehr helfen kann«, meint der Sportler selbstkritisch. Aber das Laute, das Zupackende, sei eben seine Sache nicht. Ist es auch nie gewesen. Genau deshalb bemerkt man Robert Dühring eher auf den zweiten als auf den ersten Blick. Kein Grund allerdings, ihn zu vergessen. Im Gegenteil: Spieler wie Corey Rouse, Sean Walker oder Tim Nees kommen und gehen; Spieler wie Marcel Tenter oder Robert Dühring gehen auch - bleiben aber für immer «Falken«.