Mohammad aus Erlangen spielt für die Cricket-Nationalmannschaft

13.10.2020, 18:34 Uhr
Mohammad aus Erlangen spielt für die Cricket-Nationalmannschaft

© Foto: Erlangen Cricket Club

Einmal in der Nationalmannschaft auflaufen, das deutsche Trikot tragen, mit den Besten des Landes auf dem Platz stehen. Was für viele Sportler immer ein Traum bleibt, war für Yasub Mohammad (30) zum Greifen nahe. Zweieinhalb Wochen musste er auf die Kader-Nominierung der deutschen Cricket-Nationalmannschaft warten. Dann, endlich, hatte er Gewissheit – nur zunächst nicht die, die er erwartet hatte.

"Es ist ein bisschen enttäuschend", sagt Mohammad ein paar Tage nachdem die geplante Länderspielreise wegen der Covid-19-Pandemie kurzfristig abgesagt worden war. "Ich muss es akzeptieren und hoffen, dass die Situation besser wird. Es ist aber natürlich schon enttäuschend."

Etwa zwei Wochen bevor die Reisepläne gestrichen wurden, war Mohammad noch zuversichtlich gewesen, in Dänemark und den Niederlanden dabei zu sein. Nachdem er sich bei einem Auswahlspiel in München als einer von zwei bayerischen Talenten gegen 23 Mitstreiter – darunter auch zwei Kollegen aus dem Erlangen Cricket Club – durchgesetzt hatte, durfte er in Krefeld mit der Nationalmannschaft trainieren. Auf sein Debüt aber musste er nun bis nächstes Jahr warten.

Dann aber soll es soweit sein: Der Deutsche Cricket Bund gab bekannt, dass der Erlanger im 13-Mann-Kader für die Elite-League 2021 steht. "Es wäre eine großartige Sache, Deutschland zu repräsentieren", sagt Mohammad. Das zu schaffen, was er in seinem Heimatland Indien nicht erreichen konnte.

Aufgewachsen in der Nähe von Neu-Delhi, hat Mohammad Cricket schon von Kindesbeinen an lieben gelernt. Er vergleicht es mit Fußball: "Wächst du in Deutschland auf, fängst du an, Fußball zu spielen, wenn du alt genug bist. In Indien ist das ähnlich, nur eben mit Cricket. Sind wir alt genug, einen Schläger zu halten, spielen wir Cricket."

Für professionelles Cricket hat es bei Mohammad nicht gereicht, durch Studium und Arbeit fehlte auch die Zeit. Im Jahr 2016 ist der gelernte Software-Ingenieur dann alleine nach Erlangen gezogen, aktuell arbeitet er bei Puma im IT-Bereich. Deutsch spricht er nur ein bisschen. Die Motivation, die Sprache zu lernen, sei "nicht so hoch", da in der Arbeit alle Englisch reden.

"Wir haben Urlaub genommen, nur um ein Ligaspiel zu machen"

Kommunikationsprobleme hat Mohammad zudem weder beim Erlangen Cricket Club (ECC), für den er seit drei Jahren in der deutschen Bundesliga aufläuft, noch bei der Nationalmannschaft. Die Amtssprache in den Teams ist Englisch, weil sich die meisten Spieler damit leichter tun. Mohammad hat auch keinen deutschen Pass, für die deutsche Auswahl reicht es, drei Jahre im Land zu sein und ein Visum zu besitzen.

Der Cricket-Sport in Deutschland liegt dem 30-Jährigen am Herzen. Er spielte im Firmen-Team, spricht mit seinen Kollegen und Mitspielern über Ergebnisse oder Spieler und schaut jede Partie aus Indien im Fernsehen oder in der Zusammenfassung. "Einmal", erzählt Mohammad, "haben wir sogar Urlaub genommen, nur um ein Ligaspiel zu machen. Wir lieben es einfach."

Mohammad macht viel Sport, Cricket aber ist immer erste Wahl

Sport hilft ihm, abzuschalten und fit zu bleiben. "In der Arbeit sitze ich den ganzen Tag am Computer, da brauche ich Abwechslung." Die bekommt er nicht nur durch Cricket. Mohammad spielt manchmal auch Basketball, Tennis oder Fußball. Cricket, das Spiel mit dem Schläger und dem Ball, das viele Ähnlichkeiten zu Baseball hat, ist aber immer die erste Wahl.

Und bald kann er sich auch in der Nationalmannschaft beweisen. In der neuen Elite Cricket Series, bei der sich im nächsten Jahr die besten Spieler Deutschlands messen, will sich der Erlanger weiterhin für den Nationalkader empfehlen. Damit sein großer Traum bald Wirklichkeit wird – zumindest, wenn ihm die Pandemie keinen Strich durch die Rechnung macht.

Verwandte Themen


Keine Kommentare