NBC misst sich mit möglichen Play-off-Gegnern

Nürnberg - Gotha, Gießen, Heidelberg. So lauteten die Gegner von rent4office in den vergangenen Wochen; "alles potenzielle Playoff-Gegner", bemerkte Nürnbergs Trainer Ralph Junge, bevor man zwei Duelle unnötig verlor und eines überraschend deutlich gewinnen konnte. Am Wochenende reist der Zweitligist nun nach Essen, ebenfalls ein potenzieller Playoff-Gegner, und hofft darauf, dass Antonio Pena immer besser in Form kommt.

Als Ralph Junge die Geschichte vor dem Spiel gegen Gießen erzählte, da konnte sich Nürnbergs Trainer ein Grinsen nicht verkneifen. „Er wird beim Hinsetzen und beim Aufstehen wohl so seine Probleme haben“, sagte Junge über die körperliche Verfassung des neuesten Mitglieds im Kader von rent4office.

Antonio Pena — 28 Jahre alt, geboren in Brooklyn, New York, und zuletzt vor allem: beschäftigungslos — erlebte da gerade seine zweite Woche in Nürnberg. Er erlebte sie in einer Stadt, die er sich viel kleiner vorgestellt hätte, als ihm sein Berater erzählte, dass in dieser Saison doch noch ein Verein eine Verwendung für ihn hätte.

Pena spielte vier Jahre lang für die Wildcats an der renommierten Villanova Universität in Philadelphia, den Sprung in die NBA schaffte er 2011 dann aber trotz guter Zahlen nicht. „Natürlich war das eine Enttäuschung“, sagt Pena an einem grauen Dezembertag, als er vor dem Training in der Umkleidekabine der Nürnberger Helene-von-Forster-Schule Platz nimmt. Draußen werden gerade die Grundschüler nach dem Unterricht von ihren Eltern in Empfang genommen, drinnen bereiten sich Nürnbergs Zweitliga-Basketballer auf ihre nächste Aufgabe vor. „Jeder Junge, der in den USA Basketball spielt, träumt von der NBA“, sagt der 2,04 Meter große Flügelspieler. „Aber“, das sagt er auch noch, „das Leben geht ja immer weiter.“

In seinem Fall ging es in Spanien weiter. Pena spielte dort für drei Vereine in der zweiten Liga, mit Guerreros de Bogota schaffte er sogar den sportlichen Aufstieg, dem Verein fehlte allerdings das nötige Kleingeld für die erste Liga. Bei Caceres Ciudad del Baloncesto, einem dieser anderen klangvollen Namen in Spaniens zweiter Liga, spielte er zusammen mit Braydon Hobbs, Nürnbergs neuem Spielmacher. Als nach Michael Fleischmann mit Dan Oppland dann noch ein großer Spieler lang- beziehungsweise mittelfristig ausfiel, erinnerte sich Hobbs an den alten Weggefährten und nachdem Pena zuletzt gar keinen Arbeitgeber mehr gefunden hatte, wurde man sich relativ schnell handelseinig.

Zusammen versuchen sie nun in den Wochen der Wahrheit, in denen sie gegen all die potenziellen Playoff-Kandidaten spielen, und zu denen sie am Ende der Saison selber zählen möchten, Antonio Pena möglichst schnell zu integrieren. Mit Braydon Hobbs und ein paar anderen Teamkollegen ist er in dieser Woche über den Nürnberger Christkindlesmarkt gezogen, Athletiktrainerin Sandra Kiriasis sorgt dafür, dass ihm das Hinsetzen und Aufstehen bald wieder einfacher fällt, und Trainer Ralph Junge versucht, ihm möglichst schnell seine Vorstellungen von Taktik und Spielzügen nahezubringen.

Eine besondere Ansprache

Was natürlich nicht in so kurzer Zeit gelingen konnte. Spätestens nach der missratenen ersten Halbzeit gegen Gießen im letzten Heimspiel, war das Grinsen aus dem Gesicht von Ralph Junge verschwunden. Vor allem Pena irrlichtete über das Feld, weshalb sich der Trainer mit Pena hinterher auch noch einmal über dessen Berufsauffassung und ganz allgemein über Basketball in Deutschlands zweiter Liga unterhalten wollte.

Ob Antonio Pena die Ansprache verinnerlicht hat, wird sich wohl erst in ein paar Wochen oder Monaten zeigen, beim Sieg in Heidelberg präsentierte er sich am vergangenen Sonntag jedenfalls schon deutlich stärker. Nun soll er dem NBC auch am Samstag beim Tabellenzweiten in Essen helfen. Ralph Junge nennt die Partie „richtungsweisend“.