Neustart am Norisring: Wittmann will die Wende

29.6.2017, 11:12 Uhr
Neustart am Norisring: Wittmann will die Wende

© dpa

Man kann sich Marco Wittmann nicht so recht beim Glücksspiel vorstellen. Nicht, dass er zuweilen nicht risikofreudig wäre, das gehört ja zu seinem Stellenprofil als Rennfahrer, aber bekanntgeworden ist er eher als einer, der Vernunft als die Grundlage seines Handelns betrachtet. Ein Besuch im Casino? Ein Abend am Roulettetisch? Ein paar Runden Black Jack? Marco Wittmann würde wohl dankend ablehnen, nur bei der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft macht er beim Glücksspiel seit ein paar Jahren eine Ausnahme.

Ein Glücksspiel mit 500 Pferdestärken

Während die Wettbüros im Normalfall an der Formel 1 keine große Freude haben, ist in der DTM immer alles möglich. Darüber freuen sich diejenigen, die bei gewöhnlichen Rennverläufen keine Chance auf den Sieg haben, die talentierteren Fahrer im Feld verzweifeln regelmäßig daran, dass sie nicht um einen Platz auf dem Podest fahren, obwohl sie nicht viel falsch machen. Es ist zuweilen ein Glücksspiel mit 500 Pferdestärken.

"Natürlich war ich enttäuscht, als ich früh gemerkt habe, dass ich meinen Titel wohl nicht verteidigen kann." Diesen Satz hat Marco Wittmann im Frühling 2016 gesagt, bevor er in die neue Saison startete. Bereits in seinem zweiten Jahr in der DTM ist der Fürther Meister geworden, im Jahr darauf lief lange nicht viel zusammen, auch wenn er am Ende immerhin noch Sechster wurde. Nur ein Jahr später durfte er sich wieder Meister nennen, aktuell fährt er der Spitze meistens wieder weit hinterher. Vor seinem Heimrennen liegt Wittmann auf Rang 12, nur sechs Fahrer sind nach sechs von 18 Läufen schlechter platziert als er. Darunter: Edoardo Mortara.

Im Vorjahr lieferte sich der Italiener bis zum letzten Rennen auf dem Hockenheimring mit Wittmann ein packendes Duell um die Meisterschaft, dann wechselte er von Audi zu Mercedes, in diesem Jahr kennt er das Podium nur noch aus den Erzählungen seiner neuen Teamkollegen. Die DTM, eine Rennserie zum verrückt werden? Nein, sagt Mortara, "man darf nicht in Panik verfallen, man muss es sachlich analysieren".

In seinem Fall heißt das: neues Auto, neue Ingenieure, neue Einstellungen. "Die Fahrzeuge sehen von außen ähnlich aus, aber die Feinheiten sind entscheidend", sagt Mortara. Im Qualifying liegt zwischen dem Schnellsten und dem Langsamsten oft nur eine Sekunde, auf dem kurzen Norisring rückt das Feld noch enger zusammen. "Man weiß vor einem Rennwochenende deshalb eigentlich nie, was man erwarten soll", sagt der Vizemeister Mortara.

"Ich will auf jeden Fall aufs Podium"

Marco Wittmann hat seine Erwartungshaltung für das Rennen, bei dem natürlich wieder die Familie und viele Freunde vorbei schauen, trotzdem schon einmal formuliert: "Ich will auf jeden Fall aufs Podium dieses Jahr, vielleicht auch gewinnen", sagte er im Interview mit den Nürnberger Nachrichten. Vor zwei Jahren wurde er Sechster, vor einem Jahr Vierter, da zeichnet sich eine Tendenz ab, auch wenn sich BMW in Nürnberg traditionell schwer tut. Aufgegeben hat Wittmann jedenfalls noch nicht, er gibt sich weiter kämpferisch. "Wir schlafen nicht", sagt er. Die Saison soll nicht länger ein Glücksspiel für ihn bleiben.

Die DTM am Norisring

Freitag, 30. Juni

Freies Training, 17 Uhr

Samstag, 1. Juli

Qualifying, 11.20 Uhr

Rennen 1, 13.28 Uhr

Sonntag, 2. Juli

Qualifying, 14 Uhr

Rennen 2, 17.23 Uhr

Verwandte Themen


Keine Kommentare