Nürnberger Basketball-"Quali-König" Doreth darf nicht mit zur Quali

21.2.2020, 14:48 Uhr
"Man merkt, dass die Nationalmannschaftskarriere zu Ende geht", sagt Bastian Doreth.

© Foto: Heiko Becker/Zink "Man merkt, dass die Nationalmannschaftskarriere zu Ende geht", sagt Bastian Doreth.

Die Frage, wie sich irgendetwas anfühlt, steht bei Sportjournalisten eigentlich auf dem Index, aber in diesem Fall kommt man nicht drum herum. Deshalb also: Herr Doreth, wie fühlt sich das an, wenn die Nationalmannschaft in die EM-Qualifikation startet, und Sie nicht dabei sind? "Diesmal geht es ja um nichts, da brauchen sie mich wohl nicht", versucht sich Bastian Doreth an einem Scherz und ignoriert das mit den Gefühlen sehr gekonnt.

"Quali-König" hat er sich vor kurzem einmal bei Twitter genannt. Das Metier der Selbstironie beherrscht Nürnbergs erfolgreichster Basketballer sehr gut. Fast Hundert Länderspiele hat Doreth bestritten, nur ein einziges Mal durfte er dann aber auch mit zu einem der großen Turniere. 2013 war das, als ein runderneuertes Team ohne Dirk Nowitzki bei der EM bereits in der Vorrunde scheiterte. Seitdem war Doreth immer gefragt, wenn es darum ging, sich meistens ohne die NBA-Stars und ohne die Spieler aus der Euroleague einen Platz bei den Endrunden zu sichern. Wenn dann die zumindest nominell stärksten Spieler wieder zur Verfügung standen und den Höhepunkt des Länderspieljahres erlebten, saß Bastian Doreth vor dem Fernseher.

Im vergangenen Jahr sah er dort, wie eine sehr prominent besetzte Nationalmannschaft bei der WM in China schon in der Vorrunde havarierte. Vor den Länderspielen gegen Frankreich am Freitag (20 Uhr) und Großbritannien am Montag (21 Uhr, jeweils Magenta Sport) sagte Bundestrainer Henrik Rödl dem Sportinformationsdienst: "Ich habe das Gefühl, dass wir da etwas gutzumachen haben." Nur: Aus dem Aufgebot der völlig missglückten China-Reise sind gerade einmal drei dabei, Rödl hat diesmal mehrere Neulinge und mit Jan Niklas Wimberg von Chemnitz sogar einen Zweitligaspieler eingeladen. Als einer von vier Gastgebern hat Deutschland seinen Platz bei der EM 2021 ohnehin sicher, die Spiele sind lediglich bessere Testspiele für die nächste Generation.

"Komisch und schade"

Erst im Sommer, wenn die Nationalmannschaft eine letzte Chance hat, sich für die Olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren, werden Spieler wie Dennis Schröder, Maximilian Kleber oder Danilo Barthel wieder dabei sein. Dass sich der Bundestrainer dann noch einmal bei Doreth meldet, ist eher unwahrscheinlich. Nach der WM gab es ein kurzes Gespräch, vor der Nominierung jetzt leuchtete die Nummer von Rödl nun gar nicht auf dem Smartphone auf.

Obwohl der gerade vielleicht in der Form seines Lebens ist. Im Trikot von Medi Bayreuth glückte ihm im letzten Bundesligaspiel mit 17 Punkten ein Karrierebestwert. "Vom Körper und der Erfahrung bin ich gerade eigentlich im besten Alter", sagt der Point Guard, der vergangenes Jahr 30 geworden ist.

"Komisch und schade" findet er es, dass sich Rödl diesmal gar nicht gemeldet hat, immerhin konnte er so den zweiten Geburtstag seines kleinen Sohns zu Hause in Nürnberg feiern. "Man merkt, dass die Nationalmannschaftskarriere zu Ende geht", sagt er auf dem Weg zum Supermarkt, um Sahne für den Geburtstagskuchen zu besorgen. Für offiziell beendet erklären möchte er sie aber noch nicht. Er ist schließlich der Quali-König.

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