Was Schindler über Bronze sagt

Nürnberger holt Medaille bei den Paralympics

31.8.2021, 17:20 Uhr
Siegerlächeln: Matthias Schindler freut sich über seine Bronzemedaille in Tokio.

© Marcus Brandt, dpa Siegerlächeln: Matthias Schindler freut sich über seine Bronzemedaille in Tokio.

Auch der Blick auf das Weltkulturerbe konnte an der Einschätzung nichts ändern. Japans berühmteste Erhebung, der Vulkan Fuji, wischte die Erkenntnis im Vorfeld nicht weg, dass "der Kurs mir nicht liegt". Matthias Schindler erzählt das zufrieden, schließlich ist er kurz zuvor genau auf diesem Kurs zu Bronze gefahren. Im Einzelzeitfahren, seiner Paradedisziplin, hat sich der Nürnberger in der Klasse C3 bei seiner Premiere bei Paralympischen Spielen gleich Edelmetall gesichert.

Auf den drei Runden, jede acht Kilometer lang, brauchte der 39-Jährige 36:17,95 Minuten und landete damit hinter seinem Landsmann Steffen Warias (35:57,41) und dem Briten Benjamin Watson (35:00,82) auf dem Podest. "Schmerzen von Anfang bis zum Ende", hatte Schindler beim einsamen Kampf gegen die Uhr. "Aber das ist immer so".

Anstieg als Problem

Der Anstieg im Streckenprofil war das, was Schindler als das Problem ausgemacht hatte. Einige kurze wären okay gewesen, doch es war ein langer, der auf jeder Runde bezwungen werden musste. "Ich bin fast 20 Kilo schwerer als Steffen, das macht sich da bemerkbar", resümiert der athletische Schindler, "ich muss das im Flachen immer reinfahren".

Erfolgsduo: Bronzesieger Matthias Schindler (links) und der mit Silber dekorierte Tübinger Steffen Warias.

Erfolgsduo: Bronzesieger Matthias Schindler (links) und der mit Silber dekorierte Tübinger Steffen Warias. © Marcus Brandt, dpa

Als dreimaliger Vizeweltmeister hatte sich Schindler im Stillen Gold vorgenommen. "Den Druck habe ich mir gemacht, damit bin ich auch klargekommen. Die Vorbereitung vor Ort war sogar fast zu perfekt", bilanziert er zufrieden. Aber: "Ich habe mein Ziel verpasst".

"Das ist alle andere als alltäglich"

Was enttäuscht klingen mag, ist es keineswegs. "Bronze zu gewinnen, und das in meinem ersten paralympischen Rennen überhaupt, ist alles anderen als alltäglich", freut sich Schindler über den Gewinn einer Medaille und trauert nicht dem ersten Platz nach. "Die beiden anderen waren einfach sehr gut".
Auf den 24 Kilometern Gesamtstrecke konnte Schindler, der seit einer Rückenoperation 2011 inkomplett querschnittsgelähmt ist, die Zeiten des Duos nicht schlagen. Ein leichte Brise hätte ihm geholfen, doch die luftige Unterstützung blieb aus. Es blieb windstill auf der Strecke, die sonst vom Motorsport genutzt wird.

Zufrieden: Matthias Schindler hatte sich im Stillen Gold vorgenommen, feierte Bronze aber trotzdem angemessen.

Zufrieden: Matthias Schindler hatte sich im Stillen Gold vorgenommen, feierte Bronze aber trotzdem angemessen. © Marcus Brandt, dpa

Mit der Medaille in der Tasche und einem entspannten Gefühl kann sich Schindler nun auf seinen zweiten Start konzentrieren. Eine Party für Bronze wurde zunächst verschoben. Am Donnerstag (02.48 MEZ) tritt er im Straßenrennen erneut an. "Da habe ich nichts zu verlieren", sagt er über die Disziplin, die er nicht so mag, weil er sich dort in einem Feld von Fahrern bewegen muss. Die teilweise herrschende Enge im Pulk mag er nicht.
"Gefeiert wird erst, wenn wir danach im Ziel sind", so Schindler. Bis dahin steht in der Vorbereitung eine Stunde lockeres Fahren an, etwas Regeneration und volle Konzentration. Bevor es wieder am Fuße des Fuji um Medaillen geht, möchte er sich nicht ablenken lassen.

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