Pokal-Achtelfinale erreicht: HC Erlangen schlägt Eisenach

28.8.2016, 20:25 Uhr
Ole Rahmel brüllt seine Freude raus: Der HC Erlangen steht im Achtelfinale des DHB-Pokals.

© Sportfoto Zink / WoZi Ole Rahmel brüllt seine Freude raus: Der HC Erlangen steht im Achtelfinale des DHB-Pokals.

Der Bub im Katsigiannis-Trikot wird heute vermutlich einen kräftigen Muskelkater haben. Immer wieder musste er aufs Spielfeld huschen, in der Hand einen Putzlappen, und rutschige Schweißflecken vom Hallenboden schrubben. "Gefühlt über fünfzig Grad in der Halle", hatte Nikolai Link ausgemacht in der Schillerstraße, in die der HC Erlangen erstmals seit dem ersten Bundesliga-Auftakt 2014 wieder für zwei Pflichtspiele zurückgekehrt war. Die Rückkehr in die Hiersemann-Halle und damit in die Nostalgie gelang: Bereits am Samstag ließ Erlangen dem Zweitliga-Absteiger Bayer Dormagen beim 33:26 (16:12) keine Chance, gestern musste Bundesliga-Absteiger ThSV Eisenach ein deutliches 23:30 (9:14) gegen Erlangen hinnehmen.

Traum vom Final Four

Eisenach hatte am Vortag sein Halbfinale gegen Außenseiter Nussloch mit 34:22 gewonnen. Damit steht der HC Erlangen als Sieger des Erstrunden-Pokalturnieres nun im Achtelfinale. "Der Stellenwert des Pokals, nunja", sagte Robert Andersson, der Erlanger Trainer. Auch er war komplett durchgeschwitzt, als er im Kabinengang Stellung zur Partie nahm, gerade so, als hätte der ehemalige Rückraumspieler zuvor selbst mit auf dem Feld gestanden. "Unsere Mentalität ist, jedes Spiel gewinnen zu wollen. Also auch im Pokal weit zu kommen. Wir träumen vom Final Four, auch wenn das noch ein langer Weg ist, aber ganz ehrlich: Warum sollen wir es nicht bis dorthin schaffen?"

Der Auftritt gegen Bayer Dormagen geriet am Vortag dabei noch etwas holprig. Nikolai Link gestand, er habe sich nach dem Spiel gar "ein wenig Sorgen" gemacht. Viele Leichtsinnsfehler bestimmten das Geschehen, obendrein erwischte Torwart Nikolas Katsigiannis kaum einen Ball – Mario Huhnstock musste von der Bank kommen und die Partie mit seinen Paraden zum Guten wenden. "Man sieht", sagte der Trainer, "eine Nummer eins und eine Nummer zwei in diesem Sinne gibt es bei uns nicht. Je nach Gegner, je nach Trainingseindruck, je nach Tagesform wissen wir aber: Wir haben zwei richtig gute Torhüter".

Die mentalen Probleme gegen den Drittligisten waren obendrein auch nichts ganz Neues, man kennt das ja aus der vergangenen Saison, als sich Erlangen hin und wieder schwer tat, sich zu fokussieren. Einen deutlichen Schritt nach vorn machte die Mannschaft dafür am nächsten Tag, als es gegen den Bundesliga-Absteiger ging. "Eisenach ist eine Mannschaft, die mit neunzig prozentiger Wahrscheinlichkeit sofort wieder aufsteigen wird", sagte Nikolai Link, "natürlich ist man da anders motiviert."

Der HCE schwört sich nicht nur fürs Achtelfinale, sondern auch für den Bundesligastart ein.

Der HCE schwört sich nicht nur fürs Achtelfinale, sondern auch für den Bundesligastart ein. © Sportfoto Zink / WoZi

Die Gäste aus Thüringen führten in den sechzig Minuten genau einmal: mit 1:0. Danach riss der HCE das Geschehen an sich, lautstark unterstützt von rund tausend Fans auf der Tribüne. Neuzugang Michael Haaß führte souverän Regie im Angriff und hinten hielt vor allen Dingen Katsigiannis seinen Kasten beinahe sauber: zehn Paraden standen bis zur Pause vom Rückkehrer aus Kiel auf dem Zettel, das bedeutete bei Halbzeitstand von 14:9 eine beeindruckende Quote von mehr als fünfzig Prozent gehaltenen Würfen. "Wir wollten das Spiel schneller machen als am Samstag, die Abwehr in Bewegung bringen", verriet Andersson – das gelang.

Vor allem Nikolai Link profitierte von den Lücken, die so in der Eisenacher Deckung entstanden. Mit sieben Feldtoren war er gemeinsam mit Ole Rahmel, der ebenfalls wieder spritzig und spielfreudig wirkt, bester Werfer der Heimmannschaft. "Mit Ole habe ich viel in Sachen Sprungkraft gearbeitet", sagte Trainer Andersson, Nikolai Link meinte, bei Rahmel sei es wie bei ihm selber: "Es macht einfach wieder Spaß, gegen eine andere Qualität von Gegner zu spielen." Sechs Tage vor dem Start der Bundesliga konnte der HCE Eisenach mit einer soliden Deckung vor Probleme stellen, gleichzeitig ein deutliches Plus an Variationsmöglichkeiten im Lauf- und Angriffsspiel einbauen. Auch personell wirkt der HCE mindestens eine Stufe stärker.

Eine deutliche Verstärkung

Isaias Guardiola, der aus Veszprem kam, zeigte sein bislang bestes Spiel für Erlangen und erweist sich als eine deutliche Verstärkung auf der Linkshänderposition im Rückraum. Dort sucht hingegen Nicolai Theilinger noch seine Konstanz. Martin Stranovsky, von Trainer Andersson "Weltklasse-Linksaußen" getauft, hatte seinen starken Auftritt schon am Vortag gegen Dormagen gezeigt. Pavel Horak ist nach seiner schweren Knieverletzung noch nicht wieder der Alte, zeigt aber ebenfalls ordentliche Ansätze. "Wir brauchen noch ein bisschen Zeit, bis alle Abläufe, das Zusammenspiel so funktioniert, wie wir das wollen", sagte Robert Andersson.

"Damit in Flensburg vielleicht eine Überraschung gelingt, müssten wir schon einen absolut perfekten Tag erwischen, da müssten wir noch zwei, drei Gänge zu heute hochschalten." Sorge machten dem Coach die leichten Ballverluste und Fehlpässe seiner Spieler, „das müssen wir jetzt schleunigst in den Griff bekommen".

Wenn es kommenden Samstag dann in der Flens-Arena gegen den ehemaligen Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt geht, kommt ein weiteres Plus aus Erlanger Sicht dazu: mit einer Überraschung des Aufsteigers rechnet im Norden niemand. "Wir werden auf jeden Fall an unsere Chance glauben", sagt Andersson. Und Nikolai Link freut sich mit seinen Mitspielern, "dass es endlich nicht mehr nach Henstedt-Ulzburg geht, sondern nach Flensburg".

 

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