Prinzen bleibt nur die Rolle des Seelsorgers

28.4.2014, 05:59 Uhr
Prinzen bleibt nur die Rolle des Seelsorgers

© Sportfoto Zink

Die Welt des Rasensports hat schon so manche Stilblüte hervorgebracht. Fußballfloskeln füllen ganze Bücher. Ein gern genommener Erklärungsansatz für eine Niederlage ist beispielsweise folgender Satz: Wir wollten ohne Gegentor auskommen, bis zum 0:1 ist uns das hervorragend gelungen.

Auch Roger Prinzen, Interimscoach des 1.FC Nürnberg, kam nicht umhin, beim Versuch, die neunte Niederlage aus den vergangenen zehn Spielen zu erklären, abgedroschen zu klingen. „Wir hatten uns viel vorgenommen und wollten heute punkten. Die ersten 20 Minuten konnten wir das Spiel offen gestalten. Wir sind dann nach einer Standardsituation in Rückstand geraten“, sagte er. Bis dahin war er sehr zufrieden mit dem Auftreten der Nürnberger gewesen.

Doch was zählt es, in einem Spiel, das mindestens 90 Minuten dauert, phasenweise vieles richtig gemacht zu haben? Weil Prinzen ahnte, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis ein elementarer individueller Fehler dem Gegner auch in dieser Partie Tür und Tor öffnen würde, nahm er sich im Vorfeld der Partie viel Zeit, um zu reden. Er hatte versucht, sein Team auf einen Rückschlag vorzubereiten. „Wir müssen Rückschläge in Kauf nehmen, dann aber wieder dagegenarbeiten“, sagte der 45-Jährige.

Seine Spieler sollten also für den erwartbaren Fall gewappnet sein, um sich selbst aus dem Schlamassel ziehen zu können und eine Trotzreaktion zu zeigen. Doch diese blieb aus. Erst recht, als der 1. FCN kurz vor dem Pausenpfiff Rückschlag Nummer zwei hinnehmen musste. Darauf schien das Team nicht vorbereitet gewesen zu sein. Oder vielleicht hatte es in der Zeit vor Roger Prinzen einfach schon zu viele erlebt, um sich in dieser Saison überhaupt noch einmal davon erholen zu können.

Der Trainerwechsel war zu diesem Zeitpunkt so gut wie verpufft. „Es war auch klar, dass Roger Prinzen kein Wundertrainer ist, der nur mit den Fingern schnippt und wir gewinnen dann in Mainz, das ja momentan einen sehr guten Fußball spielt“, sagte Raphael Schäfer. Der Club-Kapitän war also auch vorbereitet gewesen. Wunder waren gar nicht erst zu erwarten. In der Situation, in der sich der Club momentan befindet, braucht es aber eines, um dem sicheren Abstieg noch zu entgehen. „Wir stoßen derzeit einfach an unsere Grenzen und kommen nicht weiter. Es ist völlig egal, welcher Trainer auf der Bank sitzt“, ergänzte Schäfer, der Prinzen damit nur in Schutz nehmen wollte.

Auch seinen Teamkollegen konnte der Keeper in Sachen Einstellung keinen Vorwurf machen: „Was wollen wir uns vorwerfen? Die Mannschaft gibt alles, sie kämpft und rackert, aber in den entscheidenden Situationen macht sie dann einfach Fehler. Wir stehen am 32. Spieltag ja auch nicht umsonst auf dem vorletzten Tabellenplatz.“

Prinzen war vermutlich auf den neuerlichen Rückschlag selbst am besten vorbereitet. Er hatte insgeheim eine Niederlage sicher einkalkuliert, um zu wissen, wie damit umzugehen ist. Die Nacht auf Sonntag habe er nicht durchgeschlafen. Immer wieder sei er aufgewacht. Gedanken schossen ihm durch den Kopf, „wie ich die Mannschaft wieder aufbauen kann“. Prinzen redete deshalb schon am Sonntag nach dem Training wieder viel mit den Spielern. Es geht darum, „ihnen das Vertrauen auszusprechen, um wieder an die Leistungsfähigkeit heranzukommen“, sagte er und fügte eine Kampfansage an: Am Samstag gegen Hannover, so Prinzen, „da brennt’s, wenn wir ins Stadion einlaufen – aber lichterloh.“

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