Prost, Kleeblatt! Burchert genießt das Nicht-Abstiegsbier

14.5.2019, 14:51 Uhr
Prost, Kleeblatt! Burchert genießt das Nicht-Abstiegsbier

© Sportfoto Zink / WoZi

Mit einem tiefen Schluck dürfte so mancher in Aue die düsteren Abstiegsgedanken die ausgetrocknete Kehle hinuntergespült haben. Einen Namen als Feierbiester haben sie sich aber offensichtlich noch nicht gemacht. "Da sind wir eine relativ entspannte Mannschaft. Da müssen wir noch ein bisschen aus uns rauskommen", sagte Sascha Burchert mit einem Augenzwinkern.

Ein lehrreicher Moment 

Fürths Keeper war wenige Minuten nach dem Schlusspfiff (1:1) selbst noch nicht dazu in der Lage, den Einheizer zu geben und dem mentalen Stress der letzten Wochen mit reichlich Alkohol zu begegnen. "Ich kann ja selbst noch nicht richtig aus mir raus. Ich muss noch verarbeiten, was heute passiert ist", sagte der 29-Jährige sehr nachdenklich, machte dabei immerhin aber schon einen sehr erleichterten Eindruck. Burchert war außerdem darum bemüht, im erfolgreich bewältigten Existenzkampf auch etwas Positives zu erkennen: "Es ist wieder ein Moment, aus dem man für die neue Saison lernt."

Wieder hatte es das Kleeblatt spannend gemacht. Diesmal gelang der Schritt über den Zielstrich immerhin schon vor dem allerletzten Spieltag, während in der zurückliegenden Saison erst ein 1:1 in Heidenheim genügte, die punktgleichen Auer in die Relegation zu schicken und auf Tabellenplatz 15 zu klettern. "Diesmal haben wir auch ein bisschen mehr Ruhe bewahrt als letzte Saison", meinte Burchert.

Die Nerven zu verlieren, ist selten eine gute Idee. Doch die Frage nach den Ansprüchen, die man an den Zweitliga-Dino haben darf, muss aber offensichtlich neu gestellt und schlussendlich auch neu definiert werden. Eine sorgenfrei Saison hatte es werden sollen. Doch zwei Klatschen gegen Aue (0:5) und eine beim SC Paderborn (0:6), zwei deutliche Niederlagen gegen Aufsteiger Köln (0:4 und 0:4) sowie ein Trainerwechsel zeugen nicht von einer entspannten Spielzeit. Trainer Damir Buric war nach dem 0:6 in Paderborn seinen Job los. "Ein Trainerwechsel passiert nicht ohne Grund, da hat irgendwas nicht mehr funktioniert", gestand Burchert.

"Der Anspruch jedes Einzelnen ist mehr, aber..." 

Unter Nachfolger Stefan Leitl stabilisierte sich das Kleeblatt und sammelte regelmäßig Punkte. Nur als es darum ging, den finalen Schritt zu gehen, die 40-Punkte-Marke zu knacken, um sich höheren Zielen widmen zu können, blieben die Ergebnisse aus. "Der Anspruch jedes Einzelnen ist mehr, aber als Verein muss man wissen, was sind die Möglichkeiten. Die wirtschaftlichen und alles drumherum. Man darf keine unrealistischen Dinge erwarten", hielt Burchert noch im Bauch des Erzgebirgsstadions ein Plädoyer für Bodenständigkeit in und um Fürth.

Er jedenfalls tat sich nicht schwer, unter den gegebenen Umständen im am vorletzten Spieltag gesicherten Klassenerhalt einen Erfolg zu sehen. "Ja, sehr", betonte er: "Wir sind damit sehr zufrieden." Auch wenn in den vergangenen fünf Partien zu den angesammelten 36 nur noch zwei Zähler hinzukamen. "Dass es bei einer angestrebten sorgenfreien Saison am Ende noch einmal ein bisschen eng wird, das kann passieren", beschwichtigte Burchert. Der Torhüter ist davon überzeugt, dass es besser hätte laufen können: "Es hätte uns nicht passieren müssen, dazu waren wir eigentlich zu stark."

Das Minimalziel Klassenerhalt wird man in Fürth vorerst wohl nicht mehr vorzeitig nach oben korrigieren. "Jede Saison in der zweiten Liga ist eine gewonnene Saison - auch wenn es hart ist, für die Fans, und auch für uns Spieler. Wir würden auch lieber im Mittelfeld spielen oder um etwas spielen", meinte Burchert. Es könnte also dauern, bis man in Fürth wieder den Sekt herausholen kann, um wie 2013/14 mit dem Erreichen der Aufstiegsrelegation wieder auf etwas Außergewöhnliches anzustoßen. Aber ein ehrliches Nichtabstiegs-Bier kann man sich ja auch schmecken lassen.

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