Reiner Calmund sinniert über Franken und gute Küche

11.10.2012, 10:45 Uhr
Reiner Calmund sinniert über Franken und gute Küche

© Köck

Herr Calmund, verraten Sie uns, was einen Genießer ausmacht?

Calmund: Da kommen viele Komponenten zusammen. Leidenschaft, Begeisterung, Hingabe. Das mag kitschig klingen. Aber ob beim Essen oder beim Fußball – wem diese Einstellung fehlt, der kann nicht genießen.

Kochen Sie eigentlich gerne?

Calmund: Ich gebe zu, dass alles, was Sie sehen, angefuttert ist. Ich habe nichts an den Drüsen, es sind nicht die Gene — ich bin ein Schleckermäulchen und stehe dazu. Genauso wie ich dazu stehe, dass ich am Teller eindeutig besser bin als am Herd.

Auch an fränkischen Tellern?

Calmund: Na klar. Die fränkische Küche könnte eine Erfindung von mir sein! Schäufele, Nürnberger Rostbratwürstchen, Kloß mit Soß’, Krustenbraten, saure Würste... ich könnte den ganzen Tag weiterschwärmen. Ich habe ja das Glück, dass meine Sylvia aus Lauf stammt. Wir sind viel zu selten da. Aber wenn, dann wird es deftig.

Bei der Schwärmerei kann der fränkische Fußball nicht mithalten...

Calmund: Ach, hören Sie doch auf! Das ist klasse, was hier geboten wird.

Aber doch eher Mittelklasse, oder?

Calmund: Zwei Bundesligaklubs in direkter Nähe. Und das im Flächenstaat Bayern — das ist eine Sensation. Was die Fürther geschafft haben, das ist aller Ehren wert. Vor Helmut Hack und seinen Leuten ziehe ich ganz tief den Hut. Ich verrate Ihnen mal was: Meine Frau hat vor vielen Jahren mal für die Fürther gearbeitet. Die kann beurteilen, was sich da entwickelt hat.

Dass ein Neuling die Liga nicht direkt aufmischen kann, muss jedem klar sein. Aber Augsburg hat bewiesen, was mit Ruhe und Konsequenz machbar ist. Der Mike Büskens ist ein leidenschaftlicher Junge, der wird den richtigen Dreh schon finden. Sie werden gegen den Abstieg kämpfen, ganz klar. Aber Kanonenfutter ist das Kleeblatt nicht.

Und der Club?

Calmund: Der schon gar nicht. Die Nürnberger haben das Problem, dass sie jedes Jahr Spieler aus finanziellen Gründen abgeben müssen. Oder ausgeliehene Profis so gut ausbilden, dass der Stammklub sie zurückholt. Gündogan, Ekici, Schieber, Didavi, Wollscheid — das ist ein Aderlass, den verkraftest du nicht so schnell. Bader, Hecking und sein Team müssen sich jedes Jahr neu erfinden. Und das machen sie hervorragend. Der Club landet im Mittelfeld.

Ansonsten stehen die Bayern oben mit großem Vorsprung vor Dortmund — ist die Meisterschaft entschieden?

Calmund: Die Bayern hatten in der vergangenen Saison nach acht Spieltagen acht Punkte Vorsprung. Und wer ist Meister? Richtig. Dortmund. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Die Bayern sind das Flaggschiff des deutschen Fußballs. Aber Dortmund hat aufgeholt.

Und die Nationalelf ...

Calmund: Die Deutschen sind ein Volk von Miesmachern und Bedenkenträgern, da sind wir unangefochten Europameister. Löw macht seine Sache klasse. Die Kritik nach dem Halbfinal-Aus war zwar okay, aber ebenso überzogen wie nach dem glücklichen Sieg in Österreich. Dass nicht alles lief, hat er selbst gesehen. Vertraut dem Jogi, der weiß schon, was er kann.
 

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