Schneebälle ließen Fürth kalt

17.1.2010, 00:00 Uhr
Schneebälle ließen Fürth kalt

© Zink

Auch wenn die Heimelf nach der Winterpause wie ausgewechselt auftrat, Büskens hatte lediglich marginal an der Personalschraube gedreht. Im Vergleich zum 1:4 beim Hinrundenabschluss gegen den Karlsruher SC standen mit Christopher Nöthe und Asen Karaslavov nur zwei neue Gesichter in der Startformation. Doch in Sachen Selbstvertrauen und Körpersprache hatte Büskens augenscheinlich geradezu wiederbelebend gewirkt.

Schon von der ersten Minute an hatte sich ein ausgeglichenes Spiel entwickelt, wie es auf Grund der Tabellenkonstellation nicht unbedingt erwartet werden konnte. Während die Gäste nach einer halben Stunde aber nachließen, drehten die dreizehn Ränge schlechter platzierten Fürther plötzlich auf und entschieden die Partie innerhalb weniger Minuten zu ihren Gunsten.

Nach einem Zuckerpass von Kim Falkenberg war der besonders auffällige Nicolai Müller auf und davon. Der 22-Jährige entledigt sich in abgezockter Manier seines Gegenspielers Alexander Bugera und hatte dann auch noch die Nerven, Torhüter Tobias Sippel vor dem 1:0 zu umspielen (41.). Keine 60 Sekunden später entschied Schiedsrichter Markus Schmidt nach einem rüden Foul von FCK-Keeper Sippel an Sami Allagui auf Strafstoß. Dass er die Rote Karte stecken ließ, konnte einzig Übeltäter Sippel selbst nachvollziehen: «Ich habe ihn nicht berührt», fabulierte der 21-Jährige. Eine andere Wahrnehmung hatte freilich Allagui, der nach der Attacke mit einer schmerzhaften Prellung unterhalb des Knies vom Feld musste. Den fälligen Elfmeter verwandelte Bernd Nehrig eiskalt zum 2:0-Pausenstand. Nach dem Wechsel erhöhte der Mittelfeldspieler gar auf 3:0 und verwertete dabei ein mustergültiges Zuspiel von Nöthe mit einem perfekten Volleyschuss (53.).

FCK-Fans sorgten fast für Spielabbruch

Obwohl Fürth klar vorne lag, musste es noch einmal um den Sieg zittern. Nachdem einige Anhänger des 1.FC Kaiserslautern schon bei Nehrigs Elfmeter mit zig Schneebällen für Verzögerung gesorgt hatten, musste Schiedsrichter Schmidt die Partie unmittelbar nach dem Seitenwechsel unterbrechen. Fürths Keeper Stephan Loboué hatte genug davon, als Zielscheibe herhalten zu müssen und sich beim Referee gegen den weiteren Beschuss gewehrt. Doch den Eifer der Pfälzer Fans bremste die Mahnung des Offiziellen nur kurz. Weil es weiter auf Loboué einhagelte, unterbrach Schmidt die Partie schließlich für mehrere Minuten.

«Die Schneeballwürfe haben mich nicht verunsichert, im Gegenteil. Wer mich kennt, der weiß, dass mich so etwas nur noch mehr motiviert», sagte Loboué später. Kurzzeitig drohte aber der Abbruch der Partie. «Da schaut man dann schon mal kurz auf die Anzeigentafel und hat ein bisschen Angst um den Sieg», sagte Loboué. Dabei war der Torhüter den «Roten Teufeln» nicht einmal böse: «Wenn ich dort gestanden wäre, hätte ich wohl auch geworfen. Es gibt Schlimmeres im Leben.» Das dachte sich auch Mike Büskens. Der Trainer zitterte um die ersten Früchte seiner Arbeit und forderte von Loboué Nehmer-Qualitäten ein: «Auch wenn dich zehn Dinger am Kopf treffen, bleibst du stehen», gab Loboué die eindringliche Anweisung des Coaches später wieder.

Erst als sich die gesamte Kaiserslauterer Mannschaft sowie Trainer Marco Kurz in der Kurve zeigten, kehrte Ruhe ein. FCK-Manager Stefan Kuntz verbrachte vorsorglich die übrige Spielzeit sogar im Gäste-Fanblock, um die erhitzten Gemüter zu beruhigen. Nach dem Spiel allerdings gingen Fans beider Lager außerhalb des Stadions mit Eisbrocken und Flaschen aufeinander los. Auf dem Rasen ging es nach dem 3:0 ungleich gemächlicher zu. Während Kaiserslautern seine Bemühungen auf den Anschlusstreffer eingestellt hatte, spulte Fürth sein Pensum clever ab.

Fürth: Loboué – Schröck, Biliskov, Karaslavov, Falkenberg – Nehrig (88. Haas), Caligiuri, Fürstner, Müller – Allagui (45. Sailer), Nöthe (84. Schahin) / Kaiserslautern: Sippel – Dick, Amedick, Rodnei, Bugera – Steinhöfer, Bilek, de Wit (82. Hornig), Sam – Jendrisek (51. Lakic), Nemec (72. Paljic) / SR: Schmidt (Stuttgart) / Tore: 1:0 Müller (42.), 2:0 Nehrig (45., Foulelfmeter), 3:0 Nehrig (53.) / Zuschauer: 7350 / Gelbe Karten: Biliskov (2), Nehrig (5/2) – de Wit, Dick (3), Sippel, Nemec (5), Bilek (3).

Keine Kommentare