Schnelle Pässe, harte Bässe: Handball-Ehepaar Kardos im Porträt

27.11.2020, 06:01 Uhr
Schnelle Pässe, harte Bässe: Handball-Ehepaar Kardos im Porträt

© Foto: Harald Sippel

Schnelle Pässe, harte Bässe: Handball-Ehepaar Kardos im Porträt

Das Coronavirus hat Ulrike und Attila Kardos eine ganz ungewohnte Situation beschert: Das Ehepaar hat derzeit relativ viel Zeit für sich. Zwar sind beide in ihren Berufen – sie ist Scrum-Managerin bei der Datev, er Fallmanager beim Jobcenter – gefordert. Doch bei ihrer Nebentätigkeit müssen sie des Teil-Lockdowns wegen unfreiwillig kürzertreten: Sie sind inzwischen beide als Trainer beim HC Erlangen tätig. Ulrike Kardos, kurz Ulli gerufen, coacht die A-Juniorinnen, ihr Mann das Frauenteam, wenn nicht Spiel- und Trainingsbetrieb ruhen müssen.

Leidenschaft verbindet

Die Leidenschaft Handball verbindet das Ehepaar, so haben sie sich kennengelernt, als sie noch beim 1. FC Nürnberg spielte, er verschiedene Mannschaften in der Region trainierte. Als er beim TSV Winkelhaid tätig war und sich dort die Linksaußenspielerin kurz vor Saisonbeginn abmeldete, lotste Attila Kardos eine gewisse Ulrike Schürer dorthin. Und seitdem sind sie gemeinsam unterwegs. "Wir kannten uns vorher flüchtig, haben uns in größeren Zeitabständen immer wieder mal gesehen, und waren uns wohl schon recht sympathisch, als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, um über den Wechsel nach Winkelhaid zu sprechen", erinnert sich Attila Kardos. "Und dann hat es schnell gefunkt."

Kein Wunder, teilen die beiden doch nicht nur die Liebe zum Handball, sondern auch andere Interessen. Sie reisen und fotografieren gerne, was sie mit einer eigenen Website dokumentieren (www.kardos-welt.de). Neuseeland und USA haben sie bereist, das zuletzt angepeilte Ziel Island fiel vorerst aber dem Coronavirus zum Opfer. Und dann wäre da noch die Musik. Das Paar hat einen breitgefächerten Geschmack, am liebsten hört es Rock und Symphonic Metal. Kardos nennt Namen wie Nightwish oder Linkin Park als Favoriten, aber auch U2. Um die live zu sehen, sind beide sogar nach Glasgow geflogen und hängten eine Woche Schottland-Urlaub an. Auch zu Shows von Rammstein, Lady Gaga oder Madonna sind sie weit gereist.

"Am Ende wird der Trainer für alles verantwortlich gemacht"

Schon zweimal hatte der 53-Jährige mit dem Vereinstrainerjob abgeschlossen, ehe ihm jeweils reizvolle Aufgaben angeboten wurden. Er heuerte 2015 beim Bayernligisten HG Zirndorf an und führte dessen Frauen in die dritte Liga. Erstmals arbeitete das Ehepaar da zusammen, übernahm Ulrike die Aufgabe der Co-Trainerin. Das Kapitel endete weniger erfreulich. "Am Ende wird der Trainer für alles verantwortlich gemacht", auch wenn das Team in dieser Spielklasse überfordert gewesen sei, will Kardos heute nicht mehr weiter über den Abschied dort reden.

Während er sich auf die Aufgabe als bayerischer Verbandstrainer – "im Augenblick bin ich für den 2005er Jahrgang verantwortlich" – konzentrierte, übernahm seine Frau bei TSV Röthenbach/Pegnitz in der Landesliga ihren ersten Job als Trainerin, ehe sie bei den Frauen des TV Erlangen-Bruck in der Bezirksoberliga anheuerte.

Fachlicher Austausch? Nur zuhause

Im Sommer 2019 übernahm das Ehepaar getrennte Aufgabengebieten beim HCE. Sie verpasste mit ihren Juniorinnen den Aufstieg in die Bundesliga denkbar unglücklich, während er die Frauen sportlich zum Aufstieg in die dritte Liga führte, von dem der Verein aus finanziellen Gründen aber Abstand nahm.

Auch wenn mehr als ein Dutzend der A-Juniorinnen bereits zum Kader der Bayernliga-Frauen zählt, begegnen sich ihre Trainer in der Halle kaum, bleibt der fachliche Austausch auf die eigenen vier Wände in Lauf beschränkt. Beide Teams trainieren unabhängig voneinander. "Außer am Montag, wenn die Teams hintereinander trainieren, fahren wir getrennt nach Erlangen – einer ist in der Halle, der andere daheim",schildert es Attila Kardos.

Kaum Zeit für ein Privatleben

Und auch am Wochenende sind sie an unterschiedlichen Tagen unterwegs. "Da bleibt wenig Zeit für gemeinsames Privatleben, aber das haben wir vorher gewusst", sagt er. "Einen komplett freien Tag für uns hätten wir selten gehabt" – wäre Corona nicht dazwischen gekommen. Doch jeweils eine Online-Einheit plus das seit dieser Woche wieder erlaubte Training für Kaderspielerinnen lassen momentan mehr gemeinsame Zeit zu. Auch, um daheim U2 oder Rammstein zu lauschen.

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