Senioren wollen ältesten Kleeblatt-Fanklub gründen

14.2.2020, 06:01 Uhr
Senioren wollen ältesten Kleeblatt-Fanklub gründen

Dieser Stammtisch ist einzigartig. Im Zirndorfer Helene-Schultheiß-Seniorenheim der AWO haben sich bereits zum zweiten Mal 20 Bewohner in der Bibliothek getroffen, um ihrem Lieblingsverein zu huldigen. Mit weiß-grünen Schals und dem Maskottchen Eddy als Plüschtier in ihrer Mitte geht es hier regelmäßig bei Tee, Bier und Knabbergebäck um die SpVgg Greuther Fürth.


Zeitzeuge: Franz Lohrber ist Kleeblatt-Fan seit 90 Jahren


Zur zweiten Veranstaltung hat Haustechniker Herbert Bieberich den ganz großen Bahnhof organisiert. Bürgermeister Thomas Zwingel, bekannt als beinharter Kleeblatt-Fan, ließ sich nicht zweimal bitten, in einem von drei Zirndorfer Seniorenheimen Farbe zu bekennen.

"Es entwickelt sich", sagt er über die ausbaufähige Fanszene in der Bibertstadt, in der es mindestens genauso viele Cluberer wie Kleeblatt-Anhänger gibt. Der Stammtisch im Seniorenheim ist ein weiterer Schritt, der ihm gefallen dürfte.

"Dreimal Meister Kleeblatt Fürth"

Zur Namensfindung dieser illustren Runde trugen die Fürther Nachrichten bei. Der umtriebige Bieberich bat die Sportredaktion um einen Namensvorschlag. "Dreimal Meister Kleeblatt Fürth" fanden die rüstigen Ultras passend.

Das kam vor allem beim 93-jährigen Franz Lohrber gut an, der von der FN-Redaktion schon einmal vorgestellt wurde: Er erlebte als Zweijähriger auf dem Arm seines Vaters im Ronhof einige Spiele der letzten Meistersaison der SpVgg Fürth im Jahr 1929. Zu jener Zeit war seine Freundin im Heim, Elisabeth Gebert, schon zehn Jahre alt. Ihr Ehemann war auch Fan der SpVgg, erzählt sie am Stammtisch und kichert dabei.

Der Stammtisch soll ein Fanklub werden

Ebenfalls zu Gast ist Tanja Faltin, die Behindertenbeauftragte der SpVgg Greuther Fürth. Sie hat in der Vergangenheit mitgeholfen, dass Lohrber an einem Spieltag in den Ronhof kommen und seinem Lieblingsspieler, Torwart Sascha Burchert, die Hand schütteln durfte. Bieberichs Wunsch: Faltin soll mit ihrem Know-how helfen, dass der Stammtisch ein eingetragener Verein werde, "der älteste Fanklub der Spielvereinigung". Als Vorstand wünscht er sich: "Herr Zwingel soll Präsident werden." Der Rathauschef aber lehnt höflich ab und schlägt Lohrber vor. Bieberich findet das gut.

Anwesend ist auch Norbert Hütter, dessen Mutter hier eingezogen ist. Von 1980 bis 1991 lief er im Mittelfeld der SpVgg Fürth auf, er teilte sich die linke Seite mit Martin Hermann, dem heutigen Trainer des ASV Zirndorf. "Die Achtziger waren die schönste Zeit", erinnert er sich, "da können Sie den Präsidenten Fred Höfler fragen, der war auswärts immer mit dabei."

Auswärtsfahrt mit Stadtbesichtigung

Die Partien in der Bayernliga nutzten teilweise 500 bis 1000 Kleeblatt-Fans auch im touristischen Sinn, um sich nach den Spielen Städtchen wie Cham anzusehen. Hütter machte sich nach seiner aktiven Zeit als Amateurtrainer einen Namen, unter anderem in Buch, Altenberg und bei der SG Quelle.

Mit den letzten für diesen Tag eingeladenen Ehrengästen, Fan-Aktivisten der Kampagne "Zurück zur SpVgg Fürth", hat er gemeinsam, dass er den Namenszusatz "Greuther" für abkömmlich hält. Wenngleich er über die Streichung des Wortes zu bedenken gibt: "Ich weiß, dass das Probleme geben würde wegen der Sponsoren." In fünf Jahren aber seien die Chancen auf Erfolg dieser Aktion vielleicht größer.

"Dann will er auf den Rasen"

So viel Geduld hat Franz Lohrber nicht. Er findet das "Greuther" überflüssig. Zudem sei es – anders als noch im Dezember – nicht weiter sein Traum, noch das 270. Frankenderby live zu erleben. Im April steht ja erst Nummer 266 an. Stattdessen, berichtet Bieberich, fordere Lohrber den Aufstieg der aktuellen Mannschaft noch in diesem Mai: "Dann will er auf den Rasen".

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