Souleyman Sané fiebert mit dem Club

2.10.2007, 00:00 Uhr
Souleyman Sané fiebert mit dem Club

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Heute kommt Souleyman Sané manchmal zu spät. Eigentlich kaum zu glauben, schließlich war er es, der am Ende der 1980er Jahre gemeinsam mit Dieter Eckstein den «schnellsten Sturm der Bundesliga» bildete. Der Senegalese Sané war sogar noch der schnellere der beiden: 10,7 Sekunden brauchte er für 100 Meter. Heute ist Sané kein Stürmer mehr - schnell sein muss er dennoch. Der Senegalese lebt in Wattenscheid und arbeitet als Scout für seinen ehemaligen Manager. In ganz Europa und in Afrika sucht er Talente, um sie an sich zu binden. Aber «leider sind wir in diesem Job nicht die einzigen und wenn wir nicht schnell sind, unterschreiben die Spieler bei einem anderen».

1988 war Sané einmal schneller als sein Gegenspieler vom AS Rom. Im September trat der Club im Flaminio-Stadion in der italienischen Hauptstadt zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder im Europacup auf. Und Sané war es, der gegen die Associazion Sportiva das erste fränkische Ausrufezeichen setzte. Sein Flugkopfball brachte den Club in der 44. Minute in Führung, später sorgte Dieter Eckstein für den 2:1-Sieg.

Der Club verlor allerdings das Rückspiel im Städtischen Stadion und flog in der ersten Runde gegen Rudi Völlers Roma raus, was Sané etwas grämt: «Wir sind ausgeschieden, deshalb bin ich wohl nur ein Möchtegern-Held.» Dennoch ist Sané, der in Nürnberg natürlich trotz der Pleite gegen Rom ein Held ist, dankbar für den Auftritt auf der internationalen Bühne. Es sei einfach etwas anderes, ob man zu einem Bundesligaspiel nach Wattenscheid fährt, oder sich mit der europäischen Spitzenklasse misst: «Die taktischen Systeme sind andere und das Tempo ist höher.»

Etwas Wehmut ist auch dabei, wenn Sané die Situation damals und heute, wo der Club sich wieder mit einer ausländischen Mannschaft messen darf, vergleicht. «Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir damals einen Gegner wie Rapid Bukarest gehabt hätten», sagt der heute 46-Jährige. Eine gewisse Geringschätzung für Rapid Bukarest schwingt in Sanés Sätzen mit und er konkretisiert den Vorwurf. Der Club sei ja schließlich arg geschwächt durch die vielen Verletzten in dieser Saison und dennoch habe es Rapid im Hinspiel nicht geschafft, einen Treffer zu erzielen: «Wenn sie gut wären, hätten sie getroffen.»

Nürnberg im Vorteil

Nun sieht er den Club im Vorteil, «denn die müssen nur ein Tor schießen, dann braucht Bukarest schon mindestens zwei», beweist er Schnelligkeit auch im weiten Feld der Fußball-Rechenschiebereien. Dieses eine Tor traut er seinen Nachfolgern auch wegen des 3:3-Unentschiedens in Bochum am Samstag zu. «Ich hoffe, dass ihnen das einen kleinen Schub gibt», sagt Sané, der dem Club bescheinigt, in der Vorsaison bis zum Pokalsieg «anscheinend 200 Prozent gespielt zu haben». Der momentane Absturz bis auf den vorletzten Platz der Tabelle überrascht Sané deshalb nicht sonderlich. Da wären zum einen die «vielen Verletzten», zum anderen «ist es immer schwierig, einen solchen Erfolg zu wiederholen», gibt Sané einen Fußball-Floskel-Klassiker wieder.

Um etwas mehr Planungssicherheit zu gewinnen, meint Sané, wäre es für den Club ungeheuer wichtig, die Gruppenphase zu erreichen. Denn «da gibt es Geld und mit Geld bekommt man gute Spieler». Freilich seien auch die derzeitigen Club-Kicker gut, aber an die «überragenden Leistungen der letzten Saison kommen sie noch nicht heran.»

Für Sané ist es allerdings nur eine Frage der Zeit, bis die Leistung aus dem Vorjahr wieder abgerufen wird. Er glaubt, dass Hans Meyers Team in der Tabelle bald wieder nach oben klettert: «Das kann nämlich ganz schnell gehen.» Na, dann - mit Schnelligkeit kennt sich schließlich kaum einer besser aus.