Intensives Training in dieser Woche

4-4-2? 4-2-3-1? Fürths Paul Seguin über Taktik, Rückschläge und Erfolgserlebnisse

18.11.2021, 06:00 Uhr
Bald wieder gemeinsam im Zentrum der Raute? Paul Seguin (links) und Julian Green verstehen sich nicht nur fußballerisch sehr gut.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Bald wieder gemeinsam im Zentrum der Raute? Paul Seguin (links) und Julian Green verstehen sich nicht nur fußballerisch sehr gut.

Es waren nur drei Worte, die aber sehr viel aussagten. Identität durch Intensität. So hat Fürths Trainer Stefan Leitl seine Philosophie einmal beschrieben. Wie diese Idee von Fußball auf dem Platz aussieht, konnte man in dieser Woche beim Training der Spielvereinigung mal wieder gut beobachten. Der Ball rollte blitzschnell durch die Reihen, der Fürther Flachpass lebt auch im November 2021 noch. Während die einen also schönen Fußball spielen durften, mussten die anderen diesen mit voller Intensität verhindern.

Erst nach fast zwei Stunden war beispielsweise am Dienstag Feierabend, die Sonne war da schon lange untergegangen über der Kronacher Hard. Klagen wollte angesichts des Pensums aber niemand. "Es war intensiv, aber das ist auch gut so", sagte Mittelfeldchef Paul Seguin. "Das ist ja unsere Philosophie, von der wir niemals wegkommen dürfen, weil sie uns stark gemacht hat." Mit intensivem Fußball sind die Fürther aufgestiegen, mit intensivem Fußball wollten sie auch den Ligaverbleib schaffen.

Der rückt mit jeder Niederlage in immer weitere Ferne, vor allem das 1:2 gegen Frankfurt zuletzt hat wehgetan. Die Verzweiflung war Paul Seguin nach dem Schlusspfiff anzusehen, doch wenig später sah man den 26-Jährigen schon wieder seine Mitspieler trösten. Seguin ist Führungs- und unumstrittener Stammspieler, auch wenn er sich fußballerisch in der neuen Liga oft genauso schwertut wie seine Kollegen.

Was ihm noch Hoffnung macht? "Uns fehlt einfach mal ein Erfolgserlebnis", sagt Seguin, "das macht etwas mit einer Mannschaft, weil es Vertrauen gibt." Selbst der späte Ausgleich gegen Frankfurt wäre ein solches gewesen, wie groß die Erleichterung war, spürte jeder der 10.000 Menschen im Ronhof. Seguin sprintete in der Nachspielzeit zum Jubeln wie entfesselt von der Ersatzbank über den Platz - um zwei Minuten nach dem 1:1 die Frankfurter erneut jubeln zu sehen.

Die Lage ist schwierig, aber noch lange nicht aussichtslos, findet Paul Seguin. "Ich bin überzeugt, dass es Kräfte freisetzen kann, wenn wir ein Spiel gewinnen", sagt er. "Natürlich haben wir keine gute Bilanz, aber es lässt niemand die Köpfe hängen. Wir verlieren ja nicht mit Absicht, sondern hauen immer alles rein."

Das wollen sie auch am Samstag in Mönchengladbach wieder tun. Intensiv wird es auf jeden Fall - ob nun im 4-4-2 mit Mittelfeldraute, der Formation aus dem Aufstiegsjahr, oder wie zuletzt im 4-2-3-1. Seguin hat da keine Vorliebe, "wichtig ist, dass die Mannschaft damit klar kommt, denn wir wollen ja erfolgreich spielen", sagt er. "Mancher fühlt sich da wohler, mancher da."

"In der Raute kennen wir unsere Abläufe blind"

Im Training haben sie zuletzt ausführlich die Besonderheiten des 4-4-2 trainiert, "in der Raute kennen wir unsere Abläufe blind", sagt Seguin. "Wir kennen unsere Abläufe aber auch im 4-3-3 oder in der Fünferkette, denn wir haben schon fast alles mal gespielt. Es ist wichtig, dass wir so viele Systeme spielen können." Viel wichtiger als taktische Feinheiten sei, "die individuellen Fehler abzustellen", findet Seguin, "dann wird das schon."

Einen solchen hat Paul Seguin immer wieder gemacht - zumindest taktisch. Auch auf der offensiveren Position im Mittelfeld hat er sich öfter nach ganz hinten fallen lassen, um sich den Ball zu holen. "Da muss ich noch geduldiger sein, denn auf der Acht bin ich nicht für den Aufbau zuständig", sagt er. "Ich muss lernen, nicht zu früh den Ball haben zu wollen." Manchmal braucht es also Geduld - trotz aller Intensität.

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