Verteidiger kehrt am Sonntag zurück

Aus Fürth in den Europapokal: Der erstaunliche Weg von Unions Niko Gießelmann

9.12.2021, 18:00 Uhr
In Fürth schaffte Niko Gießelmann (hier 2017 gegen Unions Sebastian Polter) einst den Sprung in den Profifußball.

© Sportfoto Zink / WoZi, NNZ In Fürth schaffte Niko Gießelmann (hier 2017 gegen Unions Sebastian Polter) einst den Sprung in den Profifußball.

Als Niko Gießelmann 2013 nach Fürth kam, da hatte er natürlich Träume. Jeder Mensch hat Träume. Seinem ersten Ziel war der damals 21 Jahre alte Fußballer mit dem Wechsel zum Kleeblatt näher gekommen. In Hannover hatte er sich nicht in der ersten Mannschaft durchgesetzt, in Fürth aber sollte es klappen mit der zweiten Bundesliga.

Es klappte, sehr gut sogar. In seinem ersten Jahr stand Gießelmann in 32 von 34 Spielen auf dem Platz, das bittere 1:1 in der Relegation gegen den HSV verpasste der Linksverteidiger wegen einer Gelbsperre. Ein Tor fehlte den Fürthern damals zum direkten Wiederaufstieg, dennoch erinnert sich Niko Gießelmann noch gerne an damals. An Fürth - und an Trainer Frank Kramer. "Er hat mir die Chance gegeben, so viel zu spielen", sagt der 30-Jährige, "das war wichtig, um Erfahrung zu sammeln."

Zeit für den nächsten Schritt

Nachdem Kramer entlassen wurde, erlebte Gießelmann mit Mike Büskens, Stefan Ruthenbeck und Janos Radoki drei weitere Trainer. Es waren turbulente Zeiten, die auch an ihm nicht spurlos vorbeigingen. "Konstanz tut jungen Spielern immer gut", sagt er. "Man nimmt aber von allen Trainern etwas mit."

Im Sommer 2017, nach vier Jahren beim Kleeblatt, entschied sich Niko Gießelmann aber für eine neue Herausforderung. "Ich habe mich super wohl gefühlt in Fürth, aber es war an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen", erinnert er sich. "Zu einem Verein, der höhere Ambitionen hatte und am liebsten aufsteigen wollte."

Er ging nach Düsseldorf - und stieg tatsächlich auf. Der Stammspieler aus der zweiten wurde bei der Fortuna auch zum Stammspieler in der ersten Liga. Als Düsseldorf 2020 wieder absteigen musste, blieb Niko Gießelmann trotzdem in der Bundesliga. Mit Union Berlin erlebte er vergangene Saison viele schöne Momente, gemeinsam qualifizierten sich für die neue Europa Conference League, seit ein paar Monaten spielt der ehemalige Fürther nun Europapokal.

"Davon träumt man natürlich als Fußballer, man will immer so hoch wie möglich spielen", sagt Gießelmann. "Dass wir es als Verein in seinem zweiten Bundesligajahr geschafft haben, uns zu qualifizieren, war unglaublich." Zufall aber sei das nicht gewesen, "wir haben uns das durch unsere Leistung verdient". Durch eine erstaunliche Konstanz, die Union auch in dieser Saison wieder auszeichnet - trotz Dreifachbelastung mit vielen Englischen Wochen.

Am Donnerstagabend ging es gegen Slavia Prag ums internationale Weiterkommen, am Sonntag (15.30 Uhr) reist Union nach Fürth. Als Tabellensechster. Woran das liegt? Gießelmann gerät ins Schwärmen. "Die Fans sind durchweg positiv sind, es gibt keine negative Stimmung, alles ist sehr ruhig", sagt er. "Union ist ein familiärer Verein, der von viel Konstanz geprägt ist."

Trainer Urs Fischer kam 2018 vom FC Basel, nach Freiburgs Christian Streich ist er damit am längsten im Amt - als dritter folgt schon Fürths Stefan Leitl. Mit dieser Konstanz und Ruhe hat Fischer aus dem einstigen Zweitligisten einen sehr guten Erstligisten gemacht. "Die Mannschaft ist auch von den Charakteren her gut zusammengestellt", sagt Gießelmann. "Wir gehen alle einen Weg, es weicht niemand davon ab."

Im System Fischer bespielt Niko Gießelmann die linke Seite defensiv wie offensiv - und hat in dieser Saison bereits drei Tore geschossen sowie vier vorbereitet. Im Sommer läuft sein Vertrag in Berlin aus, "ich fühle mich sehr wohl bei Union", sagt er. Also wieder Europapokal? Vielleicht sogar in der Europa League? "Wir müssen demütig bleiben, auch wenn wir konstant spielen", sagt Gießelmann. "Der Klassenerhalt ist unser oberstes Ziel."

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