Nur ein Sieg in 15 Spielen

Chronisch erfolglos: Was ist nur beim Fürther Kleeblatt los?

13.10.2021, 12:55 Uhr
Redebedarf nach der nächsten Niederlage: Jetro Willems (Mitte) mit seinem Kollegen Marco Meyerhöfer und Trainer Stefan Leitl. 

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Redebedarf nach der nächsten Niederlage: Jetro Willems (Mitte) mit seinem Kollegen Marco Meyerhöfer und Trainer Stefan Leitl. 

Natürlich war es nur ein Testspiel, eines, bei dem es nicht um wichtige Punkte in der Liga ging. Dennoch wollte Stefan Leitl nach dem 2:3 gegen den Zweitligisten FC Heidenheim vergangene Woche nicht einfach so weitermachen. Denn diese 90 Minuten im Ronhof zeigten noch einmal exemplarisch einige Probleme auf, die das Kleeblatt nun schon seit vielen Monaten begleiten - und die dafür sorgen, dass die Fürther am kommenden Samstag im Heimspiel gegen den VfL Bochum (15.30 Uhr) bereits ziemlich unter Druck stehen.

Da ist zum Beispiel die chronische Erfolglosigkeit. Die Spielvereinigung hat nur eines der vergangenen 15 Spiele gewonnen. Bereits in der Vorbereitung verlor Leitls Mannschaft gegen Viertligist FC Bayern II und die Würzburger Kickers, die derzeit Vorletzter der dritten Liga sind, gegen den Tabellenletzten der zweiten Liga aus Ingolstadt gelang nur ein 1:1. Es folgten das bittere Pokal-Aus beim Regionalligisten SV Babelsberg sowie sieben sieglose Spiele in der Bundesliga. Der einzige Sieg gelang Anfang September beim 2:1 im Test gegen Zweitligist Jahn Regensburg.

Beim jüngsten Test gegen Heidenheim sollten natürlich auch diejenigen Spielpraxis sammeln, die zuletzt eher wenig gespielt hatten. Dennoch wollte Stefan Leitl nicht verhehlen, dass ein Erfolg gut gewesen wäre für den Kopf, für das Selbstvertrauen, das zuletzt stark gelitten hat. Bei einigen seiner Spiel bemängelte er ein "Sicherheitsdenken", mancher habe "nur keinen Fehler machen" wollen - was für die große Verunsicherung spricht. "Davon müssen wir wegkommen und aktiver werden."

Dennoch wollte der Trainer seine Mannschaft nicht zu sehr tadeln, er konnte ihr ja nicht absprechen, einiges versucht zu haben. Nur: Viel Aufwand, wenig Ertrag, so war das auch gegen Heidenheim. "Wir laufen, marschieren und versuchen", so Leitl. "Es stimmt schon in der Mannschaft, aber es geht darum, sich einfach mal zu belohnen, dass das Selbstvertrauen gestärkt wird und gewisse Automatismen auch wieder klappen."

Zudem offenbarte der jüngste Test erneut die Fürther Schwäche bei gegnerischen Standards. Sieben Gegentore hat das Kleeblatt in der Liga bereits nach ruhenden Bällen kassiert, fünf davon nach Ecken - gegen Heidenheim waren es wieder zwei. Das war umso bitterer, weil das Trainerteam zuletzt intensiv an den defensiven Abläufen feilte und im Training auch neue Dinge ausprobierte. "Das verfolgt uns", sagte Leitl.

Die Probleme sind längst erkannt - es ändert sich nur nichts. "Wir drehen uns im Kreis", so der Trainer. Die Aufgabe für alle Spieler sei klar - und vermeintlich einfach. "Ich muss an meinem Mann bleiben, muss mein direktes Duell gewinnen und mein eigenes Tor verteidigen wollen", sagt Leitl. Wie es besser werden kann? Das sei "ein permanenter Prozess", er und seine Kollegen müssten "es den Jungs immer wieder zeigen", es sei legitim, den "Finger in die Wunde zu legen, denn ist sehr bitter, dass wir das nicht besser verteidigen."


"Versuchen uns noch": Fürths Seguin spricht über den missglückten Saisonstart


Ein weiteres Problem sind die Geschwindigkeits-Nachteile vieler Spieler. Während die schnellsten Sprinter der Bundesliga mit knapp 36 Stundenkilometern unterwegs sind, fallen einige Fürther merklich ab. So war Innenverteidiger Justin Hoogma zu Beginn der Saison mit maximal 29,91 km/h unterwegs, U21-Nationalspieler Maximilian Bauer kommt auf 31,03, Neuzugang Jetro Willems auf 30,66. Die schnellste Mann im Fürther Trikot war Angreifer Havard Nielsen, der mit 34,47 Stundenkilometern ligaweit aber erst auf Rang 38 notiert ist - und mit einer Sprunggelenksverletzung am Samstag ausfallen wird.

Sorgen um Bauer

Deshalb wird Leitl seine Start-Elf umstellen müssen, in der Nielsen trotz oft durchwachsener Leistungen bislang ein wichtiger Bestandteil war. Und auch der Einsatz des U21-Nationalspielers Maximilian Bauer ist fraglich, er erlitt im Länderspiel unter der Woche eine Kopfverletzung. An den bisherigen sieben Spieltagen stand immer eine andere Mannschaft auf dem Rasen, der Trainer hat bislang noch keinen Stamm gefunden, der sich einspielen kann - so, wie es die Aufstiegsmannschaft einst über Monate getan hatte. "Wir versuchen uns noch", sagte Mittelfeldchef Paul Seguin - der sich wie einige Leistungsträger aus der zweiten Bundesliga bislang noch schwertut. Viel Zeit zum Versuchen bleibt ihm und seine Kollegen allerdings nicht mehr.

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